Zu wenig Anmeldungen: Statt der Kita zogen Geflüchtete ein

Die Kita im Humanushaus Beitenwil kam wegen zu wenig Anmeldungen nicht zustande. Nun wohnen in dem Haus ukrainische Geflüchtete, darunter auch zwei Personen mit Behinderung, die neu im Humanushaus betreut werden.

pd/abu, info@bern-ost.ch

Es sei ihr schwergefallen, das Kitaprojekt in Beitenwil loszulassen, erzählt Daria Hürlimann. "Es war absolut ein Herzensprojekt und wir haben viel Vorarbeit reingesteckt." Als Geschäftsführerin der Berner Kita Matahari GmbH hatte sie geplant im "Haus Beyeler", das zur sozialtherapeutischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Humanushaus gehört, eine weitere Filiale zu eröffnen.

 

Interesse aber kaum Ameldungen

Daraus wurde nun nichts. Nur zwei Personen, beides Angestellte im Humanushaus, hatten ihr Kind angemeldet, je für einen Tag pro Woche. Platz gehabt hätte es für 14 Kinder pro Tag.  Das Interesse sei im Vorfeld "enorm" gewesen, so Hürlimann. "Ich dachte, es wird einfach, die Plätze zu besetzen. Leider haben sich die meisten am Ende doch nicht angemeldet."

 

Für Kitas sei es eine schwierige Zeit, erklärt sie. Da ist die Corona-Pandemie, die offenbar einige Familien dazu bewegt hat, die Kinderbetreuung ohne Kita zu organisieren. Folgen habe auch das System mit den Betreuungsgutscheinen: Kitas schiessen wie Pilze aus dem Boden, viele haben Mühe die Plätze zu besetzen.

 

Auf Eis gelegt

Ganz verschlossen ist die Tür laut Verena von Holzen, Gesamtleiterin des Bereichs Wohnen im Humanushaus, noch nicht. Für das Humanushaus sei das Projekt Kita noch nicht gestorben, sondern nur auf Eis gelegt. "Wir werden uns im Herbst nochmal zusammensetzen."

 

Dem Haus Beyeler wurde derweil ein anderer Zweck gegeben. Seit kurzem wohnen in dem Haus zwei ukrainische Frauen mit ihren Kindern, darunter ein erwachsener junger Mann mit Autismusspektrumsstörung. Er wird tagsüber in einer Werkstätte des Humanushauses betreut. Die beiden Familien leben in dem Einfamilienhaus als WG.

 

[i] Betreuungsgutscheine:

Während für Wenigverdiener:innen früher nur eine begrenzte Anzahl subventionierter Kitaplätze zur Verfügung stand, haben Eltern heute mehr Auswahlmöglichkeiten. Wer für sein Kind einen Kitaplatz gefunden hat, kann beim Kanton einen einkommensabhängigen Betreuungsgutschein beantragen, der die Kosten verbilligt. Die Gutscheine dürfen im ganzen Kanton und in allen Kitas, auch privaten, eingesetzt werden. Das Ziel, mehr Plätze und Wahlfreiheit für Eltern, wurde erreicht. Für die Kitas hat die Umstellung die Folge, dass mehr Konkurrenz herrscht, da es mehr Kitas gibt und auch private Ketten vermehrt expandieren.


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Erstellt: 27.06.2022
Geändert: 27.06.2022
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