Kirchgemeinde Münsingen: Singen für den Regenbogen
Die Kirchgemeinde Münsingen präsentiert sich an der Aaretaler Gewerbeausstellung in einem ungewöhnlichen Gewand. Mit einem leuchtenden Regenbogen will sie die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken.
Sie ist ungewöhnlich. Die Postkarte, die vergangene Woche in vielen Briefkästen der Gemeinde Münsingen landete. Zu sehen sind lediglich der berüchtigte Kreisel mitten im Dorf und ein Regenbogen, beides in Schwarzweiss. Auf der Rückseite steht geschrieben: Wer koloriert an der Aaretaler Gewerbeausstellung den Regenbogen? Diese Frage und das Bild sind der einzige Hinweis auf den geheimnisvollen Auftritt der Kirchgemeinde Münsingen an der Aaretaler Gewerbeausstellung (AGA) vom Wochenende. «Wir wollen mit unserer Einladung nicht zu viel verraten», sagt Pfarrer Mark Lauper.
Trotzdem hat die Kirchgemeinde das Geheimnis bereits ein Stück weit gelüftet. Ihren Messestand hat sie nämlich bereits aufgebaut – und er sticht sofort ins Auge. Transparente, dünne Kunststoffrohre bilden auf eine kuriose Art und Weise einen dreidimensionalen Regenbogen. Jedes Rohr enthält im Innern eine LED-Beleuchtung und steht für eine der sechs Regenbogenfarben. Erbauer ist der Berner Tüftler Babu Wälti. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Stand in ein elektronisches Wunder umzubauen. «Obwohl er bekannt für seine ausgefallenen Ideen ist, hat er diesmal sich selbst übertroffen», sagt Lauper lobend.
Mikrofone als farbige Giesskannen
Vor dem Regenbogen stehen sechs Mikrofone, getarnt als farbige Giesskannen. Die Farben sind denjenigen der Rohre zugeordnet. «Sobald jemand in die Giesskanne singt und die richtige Tonhöhe trifft, leuchtet das Rohr in der korrekten Farbe. Ziel ist es, die Besucherinnen und Besucher zum Mitmachen zu animieren, damit alle die Farben des Regenbogens aufleuchten lassen können», so Wälti.
«Unser Stand soll in Erinnerung bleiben»
An einem Probelauf können die Mitglieder des Kirchgemeinderates den Regenbogen schon mal testen. Beim Anblick des farbigen Standes zieht es sie sofort zu den Mikrofonen. Sie versuchen sich in allen möglichen Tonlagen, um die Farbe ihrer Giesskanne beim Regenbogen leuchten zu sehen. Was erhofft sich die Kirchgemeinde vom Stand? «Der Regenbogen soll den Leuten in Erinnerung bleiben und Hoffnung mit auf den Weg geben», sagt Pfarrer Lauper.
Dass die Kirche so speziell auftritt, hat seinen Grund. An der letzten AGA vor fünf Jahren war ihr Stand ein Flop. Kirchgemeinderat Edi Lochbrunner: «Als Kirche ist es schwierig , bei den Leuten gut anzukommen. Wir haben jedoch gelernt, dass wir nicht zu stark auf religiöse Aspekte setzen dürfen.» Diesmal will die Kirchgemeinde deshalb das Zwischenmenschliche herausstreichen. Sie möchte sich nicht nur religiös, sondern vor allem sozial präsentieren.
Hoffnung und Zusammensein
«Uns geht es an erster Stelle um den Regenbogen», fährt Lochbrunner fort. «Die Besucher sollen das Zusammensein geniessen. Falls jedoch jemand sich vertiefter für unsere Kirchgemeinde interessiert, haben wir auch Flyer zur Hand.»
Eine Olive als Geschenk für alle Besucher
Hinter den gigantischen Kunststoffrohren kaum zu erkennen, stehen sogar Tische und Stühle für persönliche Gespräche bereit. Als kleines Geschenk erhalten die AGA-Besucher eine Olive. Diese soll Hoffnung symbolisieren und könne entweder gegessen oder im Garten vergraben werden. «Wer weiss, vielleicht schlägt sie eines Tages Wurzeln und im Jahr 3015 kann an der Aaretaler Gewerbeausstellung Olivenöl Extravergine degustiert werden.»