Kirche Worb: Niemand hat Zeit für das Präsidium
Ende 2021 gab Werner Lüthi, langjähriger Kirchgemeindepräsident von Worb sein Amt ab. Eine Nachfolge stand nicht bereit. Bruno Haldi, Ratsmitglied und zuständig für die Finanzen der Kirchgemeinde, übernahm ad interim. Seither wird intensiv gesucht – nun auch per Inserat auf BERN-OST.
"Wir haben überall herumgefragt und nur Absagen bekommen", sagt Bruno Haldi. "Die einen haben zu wenig Zeit, weil sie berufstätig sind, andere weil sie die Enkelkinder hüten müssen." Man habe das Amt auch in der "Worber Post" inseriert und auf der Website der Kirchgemeinde – nichts.
Er selber sehe sich nicht als geeignet für das Amt, sagt er auf die Frage von BERN-OST. "Ich bin ein Zahlenmensch." Auch die anderen sieben Mitglieder des Kirchgemeinderats hätten kein Interesse. "Entweder sind sie zu alt, oder sie sind berufstätig und es ist ihnen zu viel Arbeit." Nun bleibe er halt so lange auf dem Posten, bis sich jemand Neues findet. "Ausser, jemand anderes aus dem Rat übernimmt mal ein Jahr. Aber das glaube ich nicht."
Der Aufwand betrage rund 20 Prozent, sagt er. "Ich wäre dafür, das so auszuschreiben. Aber ich konnte meine Kolleg:innen noch nicht überzeugen." Als Entschädigung sind zurzeit 5'500 Franken pro Jahr vorgesehen, inklusive Spesen, dazu kommen Sitzungsgelder.
Keine Antwort von der Dorfgemeinschaft Rüfenacht
Ende 2020 hatte die Kirchgemeinde darüber abgestimmt, das Kirchgemeindehaus Sperlisacher in Rüfenacht auf- und das Land im Baurecht abzugeben für eine Wohnsiedlung. Dagegen hatten die lokalen Vereine und die Dorfgemeinschaft Rüfenacht stark mobilisiert und das Projekt schliesslich versenkt, weil sie den Sperlisacher als Kulturzentrum für den Ortsteil behalten wollten. In dieser Zeit war die Stimmung in der Kirchgemeinde schlecht und es zeigte sich ein gewisses Konkurrenzverhältnis zwischen den Ortsteilen.
Einen direkten Zusammenhang zwischen der schlechten Stimmung und dem anhaltenden Zustand ohne Präsidium sieht Haldi nicht. Etwas Frust lässt er trotzdem durchblicken. Den Leuten, die damals an die entscheidende Versammlung gekommen seien, gehe es nur um das Haus, das sie zudem nur wenige Male pro Jahre nutzten. "Wir haben auf der Suche nach jemandem fürs Präsidium auch die Dorfgemeinschaft Rüfenacht angeschrieben. Aber da kam nicht einmal eine Antwort."