Kirche Walkringen: Mit Orgelmusik die Herzen erreichen

Rösly Kropf blickt mit Freude und Zufriedenheit auf ihre 45-jährige Amtszeit als Organistin in der Kirche Walkringen zurück.

Bettina Haldemann-Bürgi, Wochen-Zeitung

Rösly Kropf wohnt in Affoltern nicht weit vom Haus entfernt, in dem sie aufgewachsen ist. In ihrer Stube steht eine Orchidee, die Dutzende von weissen Blüten treibt; ein Geschenk der Kirchgemeinde Walkringen zu ihrem 80. Geburtstag.

Mit einer Flöte begonnen

Mit Musik kam Rösly Kropf zum ersten Mal in Berührung, als ihr ein Ferienmädchen das Blockflötenspiel beibrachte. In der Unterschule flötete sie weiter, in der Mittelschule lernte sie Geige und Harmonium spielen, in der Oberschule schliesslich erhielt sie Orgelunterricht. Später unterrichtete sie selber Schülerinnen und Schüler auf diesen Instrumenten. Dankbar erinnert sich Rösly Kropf an die wertvollen Impulse, ohne die sie vielleicht den Weg zur Musik nicht gefunden hätte. 

Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie war eine Musikausbildung nicht möglich. Trotzdem übte und musizierte sie regelmässig neben ihren beruflichen Verpflichtungen. Mit 18 Jahren trat Rösly Kropf ihre erste Stelle als Teilzeitorganistin in der Kirche Affoltern an. Damit war ein wichtiger Grundstein gelegt, auf den sie baute, auch als sie heiratete und Mutter dreier Kinder wurde. 

Die fehlende Ausbildung versuchte Rösly Kropf wettzumachen, indem sie Privatstunden und Weiterbildungen besuchte. Bei namhaften Organistinnen und Organisten verfeinerte sie ihre Technik. Sie liebte es, den Musikteil im Gottesdienst selber zu gestalten. Für die hohen Feiertage im Kirchenjahr wie Weihnachten und Ostern übte sie jeweils neue Stücke ein, die sie lange vorher einzustudieren begann. Die Hausorgel, die sie sich anschaffte, leistete ihr dabei wertvolle Dienste. «Im Alter bin ich ruhiger und sicherer geworden», stellt  Rösly Kropf befriedigt fest.

Neue Melodien schaffen

Neugierig verfolgte die Organistin das Tun von Jürg Neuenschwander und Annerös Hulliger, die das Repertoire für das Instrument erweiterten. Selber belegte sie Harmonielehrkurse, wo sie unter anderem das Komponieren und Arrangieren lernte. Dank der neuen Techniken gelang es ihr, komplizierte Musik umzuschreiben und eine Melodie neu zu orchestrieren. Voller Stolz zeigt die Organistin auf ein paar Stücke, die sie selber arrangiert hat und die beim Publikum sehr gut ankommen, wie sie sagt. Das Kirchenlied «Amazing grace» (Erstaunliche Gnade) ist ein solcher Hit, den Rösly Kropf wie einen Schatz hütet. 

Am Pfingstsonntag wird die Organistin nach 45 Jahren zum letzten Mal in der Kirche Walkringen orgeln. Sie sei Anfang Jahr 80 geworden, das sei ein guter Zeitpunkt zum Aufhören, meint sie. Nun freue sie sich auf mehr Freiheit. Mit «Amazing grace» und zwei, drei anderen Stücken wird die Organistin ein letztes Mal in der Kirche Walkringen Pfingsten, das Wunder des Heiligen Geistes, musikalisch ausdrücken.

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Erstellt: 28.05.2015
Geändert: 28.05.2015
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