Kimberley Bay: "Die Pferde geben einem viel zurück"
Letzte Woche haben 225 Schüler:innen die landwirtschaftliche Schule Inforama in der Rütti abgeschlossen. Eine von ihnen ist Kimberley Bay (21) aus Konolfingen. Sie absolvierte die dreijährige Ausbildung zur Pferdefachfrau mit Fachrichtung Pflege. BERN-OST wollte von ihr wissen, was wichtig ist beim Umgang mit Pferden.
BERN-OST: Kimberley, erzähl, wie sieht die Arbeit einer Pferdefachfrau aus?
Kimberley Bay: Sie beinhaltet viele grundlegende Arbeiten wie misten, den Stall sauber halten, die Tiere füttern. Und es geht auch darum, zu schauen, wie es dem Ross geht. Dann gebe ich noch Reitstunden, da kommen Leute von jung bis alt. Man muss auch junge Pferde anlernen sowie Pferde nach den Wünschen der Besitzer:innen bewegen. Es geht auch darum, die Rösser der Leute im Auge zu behalten, und ihnen zu sagen, wie es dem Ross geht.
Stimmt es, dass wenn ein Ross am Boden liegt, dass es ihm schlecht geht?
Nein, nicht unbedingt. Pferde sind Fluchttiere, sie liegen nur ab, wenn sie sich wohl und sicher fühlen. Man sieht einem Ross an, wie es ihm geht. Wenn es unruhig liegt und sich hin und her wirft oder ständig nickt, dann stimmt wohl etwas nicht. Aber wenn ein Ross in der Sonne liegt, ist es meistens ein Zeichen, dass es ihm gut geht. Auch im Stall oder in der Box sehen wir das häufig, dass ein Ross liegt.
Bist du eine Pferdeliebhaberin?
Definitiv. Ich freue mich immer, wenn ich Pferde sehe und gehe meistens zu ihnen. Wie es dazu gekommen ist, weiss ich nicht.
Hast du auch ein Ross?
Ja, mit meiner Mutter zusammen, wir haben zwei Pferde und ein Pony. Ein Wallach und eine Stute und neu noch ein Fohlen.
Wie oft reitest du?
Es kommt drauf an, wie ich am Arbeiten bin. Ich reite schon fast jeden zweiten Tag.
Muss ein Ross ausgeritten werden oder reicht es, wenn es den Tag über auf der Wiese steht?
Meine persönliche Meinung ist, man kann es so kompliziert machen, wie man will. Es kommt immer auf das Ross an. Ob es ein Sportross ist oder eher ein gemütliches. Ich denke für die Pferde ist es auch schön, wenn sie umher kommen. Sie sehen dann auch etwas anderes als die Wiese.
Wie gut vertragen Pferde die Hitze?
Sie haben schon Mühe, wenn es richtig heiss ist. Es hat dann auch mehr Bremsen, die sie stechen, und sie schwitzen. Wenn es so heiss ist wie jetzt, stehen sie schon lieber am Schatten.
Was ist wichtig beim Umgang mit Pferden?
Es ist wie bei jedem Lebewesen, es braucht einen gesunden Respekt. Das Pferd merkt, wenn man es nicht schätzt, es wird dann aufmüpfig. Angst braucht man nicht zu haben. Ein Ross ist nur böse oder wehrt sich, wenn früher mit ihm nicht gut umgegangen wurde. Pferde sehen auch nicht so gut. Was sie nicht mögen, ist Hektik. Man muss sich ankündigen, mit ihnen sprechen und sich ruhig verhalten.
Sie übernehmen auch unsere Gefühlslage. Wenn ich hässig oder traurig bin, überträgt sich das auf das Tier. Das merkt man beispielsweise auf einem Ausritt. Wenn Panik wegen eines Traktors aufkommt, dann spürt das Pferd das und wird unruhig.
Du hast auf der Hazienda in Niederhünigen die Lehre gemacht. Welche Arbeit hat dir dort am besten gefallen?
Das sind all die verschiedenen Charaktere bei den Pferden, die ich kennengelernt habe. Es hat sehr viele Pferde, mit denen ich arbeiten konnte. Mit Ponys zusammen halten wir dort wohl um die 40 Tiere.
Was machst du nach der Lehre?
Ich habe zurzeit ein gesundheitliches Problem mit der Schulter, was mich bei gewissen Arbeiten mit den Pferden behindert. Ich muss deshalb eine Pause einlegen. Ich suche nun eine Praktikumsstelle im Grafikbereich in der Werbebranche. Mal was komplett anderes. Wenn die Schulter wieder gut ist, möchte ich noch die einjährige Zusatzausbildung mit Fachrichtung klassisches Reiten machen.
Nimmst du auch an Concours teil?
Ja, damit habe ich jetzt angefangen, es ist eine coole Sache und eine neue Erfahrung. Es gibt einem auch mehr Sicherheit.
Ist Pferdefachfrau dein Traumberuf?
Je nachdem wie man den Alltag gestalten kann und wie das Team ist, könnte es schon ein schöner Beruf sein. Es ist aber taff und anstrengend und man braucht viel Durchsetzungsvermögen. Da wir keine Halle haben, sind wir jeden Tag bei Wind und Wetter draussen. Aber die Pferde geben einem auch viel zurück.