Kiesental - Nachwehen einer alten Raiffeisen-Geschichte
Der entlassene Leiter der Raiffeisenbank Kiesental hat eine Anzeige am Hals. Verantwortlich ist sein Vorgänger in Zäziwil, der seinerzeit ebenfalls gehen musste. Ob nun ein Strafverfahren folgt, ist allerdings noch offen.
Wird die Raiffeisenbank Kiesental von ihrer Vergangenheit eingeholt? Die jüngsten Ereignisse um die Bank mit ihren Filialen in Bowil, Heimenschwand, Konolfingen, Linden, Münsingen, Oberdiessbach und Zäziwil lassen den Schluss zu. Nachdem letzte Woche bekannt geworden war, dass sich der Verwaltungsrat per sofort vom Vorsitzenden der Bankleitung getrennt hat, folgte gestern der nächste Paukenschlag: Christof Scheurer bestätigt im Namen der Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland, dass gegen den Entlassenen Strafanzeige eingereicht worden ist.
Allerdings nicht von den Bankorganen, sondern von einer Privatperson, wie Scheurer gleich noch betont. Und: Bislang sei keine Strafuntersuchung eröffnet worden. Zurzeit stehe noch gar nicht fest, ob für ein solches Verfahren überhaupt ein genügender Tatverdacht bestehe. Die entsprechenden Abklärungen liefen erst, und es könne durchaus sein, dass die Sache dereinst fallen gelassen werde. Bis Mitte Jahr wisse man mehr.
Das Geld der Ehefrau
Es ist nicht das erste Mal, dass bei Raiffeisen in der Region ein Chef gehen muss. Vor neun Jahren, als die damals noch eigenständig operierende Filiale Zäziwil ihren Bankleiter entliess, war es schon einmal so weit gekommen. Der Betroffene hatte Geld veruntreut, musste später für sein Tun geradestehen – und genau damit hat die Anzeige gegen seinen Nachfolger bei der fusionierten Raiffeisenbank Kiesental zu tun. Wie, erzählt der ehemalige Chef aus Zäziwil gleich selber.
Er erinnert daran, dass er der Bank nach ausgestandenem Gerichtsverfahren Geld zurückzahlen sollte. Ergänzt, dass er dieser Forderung nicht voll habe nachkommen können. Also habe die Bank kurzerhand auf die Konten seiner Frau zurückgegriffen – «dabei gehört dieses Geld ihr, auch wenn wir verheiratet sind». Mit dieser Überzeugung vor Augen setzte er sich zur Wehr. Nach einigem Hin und Her konnte er in der Tat erreichen, dass das Geld an seine Frau zurückfloss. Für ihn kommt dieser Schritt einem Schuldeingeständnis gleich.
Deshalb habe man ja auch Anzeige erhoben, sagt er. Wenn nun kurze Zeit später der Bankleitungsvorsitzende gehen müsse, liege der Zusammenhang doch auf der Hand.
In guten Treuen gehandelt
Nicht für Peter Burkhalter. Der Präsident der Raiffeisenbank Kiesental weiss um die Strafanzeige, doch er sieht dem, was nun folgt, gelassen entgegen. Die Bankleitung habe seinerzeit in guten Treuen versucht, den Schaden in Zäziwil möglichst klein zu halten. Sie habe nur im Interesse der Bank gehandelt, es sei nie darum gegangen, sich persönlich zu bereichern. Mit der Rückzahlung an die Ehefrau sei der rechtmässige Zustand im Übrigen wiederhergestellt worden.
Noch mehr Potenzial
Burkhalter betont, dass sich die Raiffeisenbank Kiesental nicht wegen mangelnder Leistungen oder gar Unregelmässigkeiten von ihrem Bankleitungsvorsitzenden getrennt habe. Unter ihm seien die Geschäfte sauber und ordnungsgemäss geführt worden, und er habe das Unternehmen in den letzten Jahren auch erfolgreich weiterentwickelt.
Der Verwaltungsrat habe aus ganz anderen Gründen gehandelt. «Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie es weitergehen soll.» Konkret: Man wolle die Zukunft «mit einer jüngeren, marktorientierten Persönlichkeit» angehen. Im Geschäftsgebiet sei noch Potenzial da. Es werde die Aufgabe der neuen Spitze sein, dieses noch besser auszuschöpfen.