Kiesental - Die Wasserflut bewies, dass Hochwasserschutz nötig ist

Zweimal überfluteten Seitenbäche der Chise diesen Sommer Häuser und Strassen. Schutzbauten sollen dies künftig verhindern. Der erste Rückhalteraum ist im September fertig.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ

Sie heissen Dürrbach, Schwändigraben, Zäzibach. Und nur wenig daneben Bärbach, Mühlebach, Hünigenbach. Im Kiesental entwässern die Seitenbäche mehrheitlich enge, steile Tälchen und fliessen dann in die Chise. Bei starken Regenfällen – wie diesen Sommer mehrmals – können die Bäche stark anschwellen und zu Überschwemmungen führen. So geschah es auch am Abend des 28. Juli. Damals traten der Schwändigraben und der Zäzibach über die Ufer. Sie überschwemmten im Bowiler Weiler Rünkhofen und in Zäziwil Strassen und drangen in Keller von Häusern. Am 11. August wurde der Hünigenbach zum reissenden Fluss und überflutete Niederhünigen und die Sportplätze Inseli in Konolfingen. Die Hochwasser machten den Einsatz einiger Feuerwehren nötig, der Zivilschutz räumte auf. Die drei Überschwemmungen führten zwar nicht zu grosser Zerstörung, trafen aber verschiedene Dorfteile empfindlich. Schadenszahlen seien noch nicht bekannt, sagt Daniel Hodel, Vizepräsident des Wasserbauverbandes Chisebach und Gemeindepräsident von Konolfingen.

Schutzprojekt im Bau

Im Kiesental führen die Bäche alle paar Jahre Hochwasser. Seit 2003 ist der Wasserbauverband deshalb daran, ein Schutzprojekt für über 30 Millionen Franken zu realisieren. Die Pläne sind weit gediehen, doch bis sie umgesetzt sind, wird noch viel Wasser die Chise hinunterfliessen. Ein erstes Bauwerk ist bald vollendet, Ende September ist es funktionstüchtig. Im Groggenmoos zwischen Bowil und Zäziwil wurde das Bachbett ausgeweitet und renaturiert. Es soll bei Hochwasser als Rückhalteraum wirken und den Abfluss vermindern. Ausgebaut wird ab Herbst auch der Mühlebach in Mirchel. Weitere Schutzbauten sind noch in der Planungsphase: die Verlegung der Chise im Hünigenmoos vor Konolfingen und der Bachausbau in Kiesen. Besonders vom Rückhalteraum im Hünigenmoos versprechen sich die Projektverantwortlichen viel.

Erstmals Wirkung gezeigt

Bei den Hochwassern von Juli und August war die Neugestaltung des Chise-Bettes im Groggenmoos nicht ganz fertig. Noch fehlte der Schieber, der bei hohem Wasserstand einen Teil der Fluten zurückhält. Trotzdem erfüllte das veränderte Bett bereits seine künftige Aufgabe, denn das Schwemmholz im Bach verkeilte sich am Beckenausgang und staute so das Wasser. Hodel: «Das entsprach etwa der Wirkung, die der Rückhalt künftig haben wird.» Selbst wenn im Groggenmoos das Rückhaltegebiet fertig ist: Das Kiesental wird damit noch nicht vor Überschwemmungen geschützt sein. «Das Hochwasserschutzkonzept funktioniert erst, wenn alle Teile in Betrieb sind», sagt Hodel. Einsprachen verzögern das Projekt. Etliche Landwirte sind nicht zufrieden, dass die Neugestaltung Land beansprucht, das sie bewirtschaften. Der Wasserbauverband möchte die Arbeiten bis 2020 umsetzen, ob die Zeit reicht, ist ungewiss.

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Erstellt: 26.08.2014
Geändert: 26.08.2014
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