Kiesen - Post bleibt länger im Dorf
Die bevorstehende Schliessung der Poststelle sorgte in den vergangenen Monaten für Unzufriedenheit bei Behörden und Gewerbe. Neue Verhandlungen haben nun bewirkt, dass die Post dem Dorf länger erhalten bleibt. Gemeindepräsident Ernst Waber zeigt sich versöhnlich – die lokale SVP ist verärgert.
Die Kiesener Poststelle soll geschlossen werden. Dieser Entscheid des gelben Riesen sorgte vor rund zwei Monaten für Unverständnis im Gemeinderat und beim lokalen Gewerbe (wir berichteten). Nun haben erneut Gespräche zwischen Gemeindevertretern und der Schweizerischen Post stattgefunden – und die Parteien haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Statt wie vorgesehen im kommenden Herbst wird die Kiesener Poststelle nun voraussichtlich Mitte 2019 geschlossen, wie der Gemeinderat in der «Chisener Info» schreibt.
Anliegen werden geprüft
Dies bestätigt eine schriftliche Stellungnahme der Post auf Anfrage dieser Zeitung: «Die Schliessung der Poststelle Kiesen wurde auf das nächste Jahr verschoben, damit die spezifischen Bedürfnisse des Gewerbes von Kiesen, Oppligen und Jaberg ermittelt werden können.» Konkret werde etwa geprüft, ob in der Region Kiesen genügend Potenzial bestehe, eine spezielle Abhollösung für kleine und mittlere Unternehmen zu realisieren, schreibt Antoinette Feh Widmer, Leiterin der regionalen Kommunikation Deutschschweiz der Post. Klar ist, dass sich an der künftigen Lösung – einer Postagentur im örtlichen Volg – nichts ändert.
Weil es dem Unternehmen wichtig sei, «insbesondere die Anliegen der Geschäftskunden» mehr in seine Überlegungen mit einzubeziehen, habe sich die Post auf erneute Gespräche mit der Gemeinde Kiesen eingelassen. Dies, obwohl zwischen den beiden Parteien bereits im letzten Jahr eine Dialogerklärung unterzeichnet wurde, nachdem die Post der Gemeinde offiziell die Schliessung ihrer Geschäftsstelle per Herbst 2018 mitgeteilt hatte.
Waber versöhnt
Gemeindepräsident Ernst Waber (SVP) zeigt sich in Sachen Post versöhnlich: «Es ist erfreulich, dass unsere Poststelle nun länger erhalten bleibt.» Auch in der Agenturlösung sieht er Vorteile. So seien etwa die Öffnungszeiten in der Volg-Filiale länger und damit kundenfreundlicher. «Schade ist aber nach wie vor, dass gewisse Dienstleistungen wie Bareinzahlungen nicht mehr möglich sein werden», sagt Waber.
SVP enttäuscht
Unzufrieden ist aktuell besonders die SVP Kiesen-Oppligen, die aktuell ebenfalls von Ernst Waber präsidiert wird. Die Partei hatte im Januar eine Petition gegen die Schliessung verschiedener Poststellen im Wahlkreis Bern Mittelland-Süd lanciert und die gesammelten Unterschriften im März einem Vertreter der Post übergeben. «Die SVP Kiesen-Oppligen ist vom Entscheid der Post und des Gemeinderats Kiesen enttäuscht», schreibt die Partei nun in einer Stellungnahme. Die Schliessung der Post sei von langer Hand geplant worden, ohne die Bevölkerung zu informieren oder nach ihrer Meinung zu fragen. «Unsere Petition, gezeichnet von mehr als 6300 Bürgern, hat kein Gehör gefunden und wurde nicht berücksichtigt», heisst es weiter. Dem widerspricht Feh Widmer: «Die Post zieht grundsätzlich die Anliegen von Petitionären in ihre Überlegungen mit ein.»
Im Januar 2019 soll ein Informationsanlass für die Bevölkerung stattfinden, bei dem die Post das künftige Angebot präsentiert.