Kiesen - Kampfwahl um das Gemeindepräsidium

Morgen Freitag Abend kommt es an der Gemeindeversammlung in Kiesen zum Showdown ums Gemeindepräsidium: Gemeinderat Robert Homberger tritt gegen Ratskollegin Elsa Meyer an – obschon der Rat nur Meyer vorschlägt.

Marco Zysset / Berner Zeitung BZ
Das kommt für Aussenstehende überraschend: Am Montag erhielten die Einwohner von Kiesen ein Flugblatt. Auf diesem stellt sich Gemeinderat und Bildungsvorsteher Robert Homberger der Bevölkerung als Kandidat für das Gemeindepräsidium vor.

Dieses wird morgen Freitag Abend von der Gemeindeversammlung neu besetzt. Amtsinhaber Ernst Nussbaum musste aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten (wir haben berichtet). Aber: Im «Chisener Info» präsentierte der Gemeinderat Ende letzter Woche Elsa Meyer als einzige Kandidatin für das Präsidial-Amt. Von Robert Homberger kein Wort.

«Volk soll entscheiden»

«Das ist es, was mich enttäuscht», sagt Robert Homberger. «Ich habe bereits im September mein Interesse an einer Kandidatur angemeldet – auf Grund diverser Anfragen aus der Bevölkerung.» Der Gemeinderat hat sich in der Folge entschieden, der Bevölkerung Elsa Meyer zur Wahl zu empfehlen. «Damit kann ich leben», betont Homberger. «Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass der Gemeinderat im Chisener Info beide Kandidaturen vorstellt; mit einer Wahlempfehlung für Elsa Meyer.»

Der Kiesener Bildungsvorsteher sagt auch: «Meiner Meinung nach soll das Volk entscheiden, wer Gemeindepräsident wird, und nicht der Gemeinderat.» Deshalb habe er sich auch beschlossen, seine Kandidatur mit einem Flugblatt Kund zu tun, und nicht erst an der Versammlung von morgen Abend. «So haben die Leute Zeit, sich in Ruhe ein Bild zu machen.»

Dass Homberger an seiner Kandidatur festhält und sie mit einem Flugblatt kommuniziert begründet er wie folgt: «Ich bin nicht mehr berufstätig und hätte Zeit und Lust, ein solches Amt auszuüben.»

Zudem fühle er durch seine bisherige Tätigkeit – Homberger ist, beziehungsweise war, unter anderem Präsident des Gemeindeverbandes der Ara, Mitglied im Vorstand der Wasserversorgung Blattenheid und Mitglied der Schulkommission des Sekundarschulverbandes 1 Wichtrach – vernetzt und fähig.

«Ein Rückenschuss»

Vize-Gemeindepräsidentin Elsa Meyer hat im Frühling von einem Tag auf den anderen die Geschäfte von Ernst Nussbaum übernommen und leitet seither den Kiesener Gemeinderat. Zu Hombergers Kandidatur sagt sie: «Es macht den Anschein, als akzeptiere ein Mitglied des Rates einen Entscheid des Gremiums nicht.» Robert Homberger habe sein Ansinnen im Gemeinderat angemeldet. Dieser habe sich aber entschieden, nur ihre Kandidatur vorzuschlagen.

«Dass man jetzt auf der eigenen Kandidatur beharrt, ist ein Rückenschuss gegen das Kollegialitätsprinzip», sagt Elsa Meyer. Sie lässt offen, ob eine Zusammenarbeit mit einem Gemeindepräsidenten Robert Homberger für sie möglich wäre. «Wie soll der Rat mit einem Präsidenten den Rank finden, den er nicht wollte?», fragt sie.

Ob es soweit kommt, dass der Kiesener Gemeinderat einen Vorsitzenden erhält, den er nicht wollte, entscheidet das Volk morgen Abend.

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Erstellt: 11.11.2010
Geändert: 11.11.2010
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