Kiesen - Es kommt zum Showdown um den Bushalt

30 Prozent des Stimmvolks wollen, der Gemeinderat will nicht. Am 13. Mai kommt es an der Gemeindeversammlung in Kiesen zum Showdown um die Bus-Anbindung. Aber auch andere Geschäfte bergen Brisanz.

Marco Zysset / Thuner Tagblatt TT
«Der Gemeinderat von Kiesen hält an seiner Meinung fest», sagt Gemeindeschreiber Heinz Aebersold. Das heisst: Obwohl rund 30 Prozent des Stimmvolks in einer Gemeindeinitiative fordern, dass der Bus zwischen Oberdiessbach und Münsingen in Zukunft auch in Kiesen Halt macht (wir haben berichtet), stellt sich der Gemeinderat dagegen. «Man darf die Frage, ob der Gemeinderat am Volk vorbei politisiere, selbstverständlich stellen», sagt Aebersold. «Die Gemeindeversammlung vom 13. Mai wird als Schiedsrichter amten und eine Antwort geben.»

Für Schüler und Senioren

Die Geister scheiden sich an der Frage, ob Kiesen an den Bus, der zwischen Oberdiessbach und Münsingen verkehrt, angeschlossen werden soll (vgl. Kasten), oder ob das Dorf mit dem Bahnhof an der S-Bahn-Linie 1 ausreichend an den Öffentlichen Verkehr angebunden ist. Der Gemeinderat vertritt letzteren Standpunkt.

«Als man das erste Mal von einer Bus-Verbindung zwischen Oberdiessbach und Kiesen sprach, war die Rede davon, die Buslinie zwischen Thun und Heimenschwand via Oberdiessbach an den Bahnhof Kiesen zu verlängern», sagt Gemeindeschreiber Heinz Aebersold.

Damals sei der Gemeinderat durchaus positiv eingestellt gewesen «Aber unter den heutigen Voraussetzungen, mit einem Bushalt im oberen Dorfteil und ohne Anschluss an den Bahnhof, macht der Bus in den Augen des Gemeinderates keinen Sinn.»

181 von 649 Kiesener Stimmberechtigten, welche die Gemeindeinitiative Anfang dieses Jahres nun unterzeichnet und eingereicht haben, argumentieren hingegen unter anderem damit, dass mit dem Bus der Besuch des Pflegezentrums Oberdiessbach erleichtert würde. Sie betonen weiter: «Die Schülerinnen und Schüler könnten den Bus als Ersatz für den nicht mehr existierenden Schulbus nutzen.»

Mit der Initiative verlangen die Unterzeichnenden, dass die Kiesener Bevölkerung künftig generell mitreden kann, wenn es um Geschäfte des Öffentlichen Verkehrs in der Gemeinde geht. Laut Heinz Aebersold würde eine Annahme dieser Initiative die Arbeit im Gemeinderat und in der Verwaltung nur unwesentlich beeinflussen. Hinsichtlich der Kosten bei einer Annahme der Initiative rechnet der Gemeinderat laut Aebersold nicht mehr mit je 6400 Franken für die Jahre 2012 und 2013, sondern von je 7200 Franken. «Das Amt für Öffentlichen Verkehr hat uns mitgeteilt, dass die Kosten leicht gestiegen seien.»

So oder so muss Kiesen seit diesem Jahr jährlich 8000 Franken höhere Beiträge für den Bahnhof bezahlen. Oppligen, das bisher 15 Prozent der Kosten übernommen hatte, hat mit dem neuen Bus jetzt einen eigenen ÖV-Anschluss und bezahlt nicht mehr an den Bahnhof Kiesen. «Wahrscheinlich benutzt auch kein Oppliger mehr unseren Bahnhof, seit der Bus in Betrieb ist», sagt Gemeindeschreiber Aebersold lakonisch.

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Erstellt: 23.04.2011
Geändert: 23.04.2011
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