Kiesen - Die drei «Jüngsten» verlassen den Rat

Gleich drei der sieben Kiesener Gemeinderäte geben ihr Amt per Ende Jahr ab. Dass es sich dabei um die drei amtsjüngsten Räte handelt, wirft Fragen auf. Ist es um die Stimmung in der Kiesener Exekutive schlecht bestellt?

Gabriel Berger, Berner Zeitung BZ
Dass an Gemeindeversammlungen immer mal wieder Nachfolger für abtretende Exekutivpolitiker gewählt werden, ist gang und gäbe. Wenn aber in einem Dorf drei von sieben Gemeinderäten gleichzeitig zurücktreten, ist das aussergewöhnlich – und wirft Fragen auf. Im Hinblick auf die nächste Kiesener Gemeindeversammlung am 8. November hat sich genau dieses Szenario eingestellt. Nur Robert Homberger, Johnny Johner und Werner Waber sowie Gemeindepräsidentin Elsa Meyer stellen sich für eine Wiederwahl zur Verfügung.
 
Peter Catlos, Rolf Gottier und Margrit Grossniklaus dagegen haben per Ende Jahr ihren Austritt aus dem Gemeinderat bekannt gegeben. Auffallend ist, dass es sich bei den Zurücktretenden um jene drei Räte handelt, die am wenigsten lang im Amt sind. Grossniklaus und Gottier wurden per Anfang 2010 gewählt, Catlos ist sogar erst seit Anfang 2011 dabei. Haben etwa die teilweise turbulenten GVs der vergangenen Jahre – Stichwort Tempo 30 auf der Bahnhofstrasse oder Kampfwahlen ums Gemeindepräsidium – für schlechte Stimmung im Gemeinderat gesorgt? Kommt es deshalb jetzt zum grossen Exodus?

Berufliche Gründe bei Catlos und Gottier…
 
Peter Catlos, Ressort Feuerwehr, bestreitet dies: «Die Stimmung im Rat ist gut. Mein Rücktritt hat nichts damit zu tun.» Es seien vielmehr berufliche Veränderungen gewesen, die zum Entscheid geführt hätten. «Ich habe in meinem Job eine neue Führungsaufgabe übernommen. Die zeitliche Belastung, zusammen mit dem politischen Mandat, ist daher zusehends zu gross geworden», sagt der 36-Jährige. Die Zeit im Gemeinderat, die nun bald zu Ende geht, hat Catlos als «persönliche Bereicherung» erlebt. «Es war interessant, viele neue Menschen und Abläufe kennen zu lernen.»
 
Ganz ähnlich tönt es bei Rolf Gottier, der bis Ende Jahr das Ressort Volkswirtschaft und Kultur leitet: «Die Zeit war sehr lehrreich. Ich kann mir gut vorstellen, mich zu einem späteren Zeitpunkt wieder politisch zu engagieren.» Vorerst hängt der 39-Jährige sein Amt aber an den Nagel; auch Gottier begründet dies mit der beruflichen Belastung. «Ich bin selbstständig erwerbend. Die Zeit, die für den Gemeinderat blieb, war zu knapp bemessen.» Deshalb müsse er nun einen Strich ziehen und das Amt zur Verfügung stellen; an der Stimmung im Rat habe es aber sicher nicht gelegen.
 
…und familiäre Gründebei Grossniklaus
 
Margrit Grossniklaus, Ressort Soziales und Gesundheit, macht wiederum familiäre Gründe für ihren Entscheid geltend: «Es hat mir sehr gefallen im Gemeinderat, aber die zeitliche Belastung ist enorm, und es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen.» Würde sie im Amt bleiben, hätte sie eine seriöse Vorbereitung auf die alle zwei Wochen stattfindenden Sitzungen nicht mehr gewährleisten können, sagt die 54-Jährige. Das Gerücht, dass im Gemeinderat aufgrund der genannten Gründe in den letzten Jahren dicke Luft geherrscht habe, kann Grossniklaus «klar dementieren».
 
Potenzielle Nachfolger für die frei werdenden Sitze konnten ihre Kandidatur bis am 30. September bei der Gemeinde einreichen. «Bis zum Ablauf der Frist hat sich nur eine Person gemeldet», sagt Gemeindeschreiber Heinz Aebersold. «Der Gemeinderat machte sich in der Folge auf die Suche nach weiteren Bürgern, um die restlichen Ämter am 8. November besetzen zu können.» Inzwischen ist klar, dass sich Markus Dietrich, Christina Campolongo und Sandra Gresser als Gemeinderäte aufstellen lassen. Sofern nicht plötzlich weitere Kandidaten auftauchen, wird es an der GV zu stillen Wahlen kommen. Das heisst, dass die Vorgeschlagenen als gewählt erklärt würden.
 

Einen Amtszwang gibt es laut dem Kiesener Organisationsreglement übrigens nicht. «Es war auch noch nie nötig, dass wir jemanden zwingen mussten», sagt Aebersold. Eine Reduktion des Gemeinderats auf fünf Sitze ist zurzeit ebenfalls kein Thema. «Durch diesen Schritt würde die Arbeitsbelastung des Einzelnen höher – und die Suche nach Gemeinderäten dadurch nicht einfacher», gibt der Gemeindeschreiber zu bedenken.


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Erstellt: 24.10.2013
Geändert: 24.10.2013
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