Kiesen - Die Verwaltung soll ins Postgebäude

Die Post wird im Sommer 2019 definitiv schliessen. Danach soll die Gemeindeverwaltung in das Gebäude umziehen – im Sinn einer Zwischenlösung. Über diese Absichten wurde die Gemeindeversammlung orientiert.

Andreas Tschopp , Thuner Tagblatt

Die geplante Schliessung der Post hat in Kiesen schon viel Staub aufgewirbelt – sie sorgte im Frühjahr für einen Zwist im Gemeinderat (wir berichteten). Auch wurden Unterschriften dagegen gesammelt von der SVP, nicht nur in Kiesen und den Nachbardörfern Jaberg und Oppligen, sondern im ganzen Wahlkreis Bern-Mittelland-Süd. 5000 Personen unterzeichneten letztlich die Petition an die Adresse der Schweizerischen Post. Diese zeigte sich gesprächsbereit und schob die einst für diesen Herbst geplante Schliessung noch etwas hinaus bis Mitte 2019.

Zwischenlösung eröffnet...

Doch nun ist es definitiv: Die Türen der Poststelle an der Allmendstrasse 1 in Kiesen gehen am 5. oder 6. Juli 2019 zu, und am 8. Juli 2019 wird die Postagentur im Volg-Laden eröffnet. Darüber wurde die Gemeinde am Tag vor der Gemeindeversammlung von der Post orientiert. Wie die Gemeindeversammlung am Freitag erfuhr, tut sich aber eine neue Perspektive auf fürs bald ehemalige Postgebäude, das in Privatbesitz ist. Die Gemeinde will die Räumlichkeiten mieten und darin neu die Gemeindeverwaltung einrichten. Dazu hat der Gemeinderat bereits 5000 Franken gesprochen. Das bestehende Gemeindehaus an der Bahnhofstrasse 10 in Kiesen sei über 65 Jahre alt «und weist einen erheblichen Sanierungsbedarf auf», so der Gemeinderat. Dieser hat die Vorarbeiten für einen Ersatzneubau an gleicher Stelle gestoppt. Stattdessen soll die Verwaltung eben in die frei werdenden Räumlichkeiten der Post umziehen. Dies als «Zwischenlösung bis zum Vorliegen einer Gesamtplanung», heisst es im «Chisener Info».

... Perspektive für die Schule

Wie Gemeindepräsident Ernst Waber an der ersten Gemeindeversammlung unter seiner Leitung dazu ausführte, soll diese Gesamtplanung für alle gemeindeeigenen Grundstücke im Dorfzentrum durchgeführt werden: neben dem Gemeindehaus mit angebauter Turnhalle, in der sich Freitagabend 56 von total 720 Stimmberechtigten (7,8 Prozent) trotz Starkregen versammelten, auch das Schulhaus und das dahinter liegende Areal mit Pavillon. Dort gibt es seit Sommer 2017 ein zusätzliches Klassenzimmer anstelle des Mehrzweckraums. Dieser Weg wurde gewählt, nachdem die Gemeindeversammlung im Mai 2017 das Aufstellen zusätzlicher Container nach emotionaler Debatte verworfen hatte (wir berichteten). Ebenfalls nicht zustande kam die Umgestaltung der Bühne in der Turnhalle für ein Sitzungszimmer und weiteren Schulraum. Stattdessen soll nun abgeklärt werden, wie die Räumlichkeiten im Gemeindehaus anderweitig von der Schule oder anderen Einrichtungen der Gemeinde genutzt werden können. Dazu wird eine neue nicht ständige Kommission (NSK) eingesetzt.

Die angesprochene Gesamtplanung wird längere Zeit in Anspruch nehmen und soll im Zuge der Ortsplanung erfolgen, führte Gemeindepräsident Waber aus. Er betont, dass dies ein erster Gedankengang sei, und rief die Versammlung zu Wortmeldungen auf. Solche waren spärlich. Ein Votant wünschte sich den frühzeitigen Einbezug der Bevölkerung, ein anderer Redner gab zu bedenken, dass beim länger dauernden Planungsprozess die Fusionsfrage miteinbezogen werden sollte. Wie Waber versicherte, soll auf jeden Fall abgeklärt werden, «wohin die Reise von Kiesen geht».

Rechnung mit Defizit

Die ordentlichen Geschäfte waren schnell erledigt. Die Rechnung 2017 der Gemeinde Kiesen, die Verwalter Heinz Aebersold vorstellte, weist bei Aufwendungen von total 3,267 Millionen ein Defizit von 81 353 Franken aus im Gesamthaushalt – gut 60 000 Franken weniger als budgetiert. Neben der Erfolgsrechnung schlossen die Spezialfinanzierungen insgesamt ebenfalls im Minus. Der Planungskredit von 440 000 Franken für einen Ersatzneubau an der Sekundarschule in Wichtrach passierte kommentarlos. Aus Kiesen besuchen derzeit 18 Schüler die Sek in der Nachbargemeinde. Gemeindepräsident Waber wies noch darauf hin, dass der neue Wasserbauplan für den Abschnitt Kiesen–Jaberg für die Gemeinde finanziell weniger günstig sei als die Gesamtplanung Aarewasser, die vom Kanton zurückgezogen wurde. Am Mittwoch, 13. Juni, findet eine Informationsveranstaltung zum Thema statt – wiederum in der Turnhalle in Kiesen.

CHISEBACH

In Kiesen hat sich die Situation am Chisebach oberhalb der Bernstrasse linksufrig entlang des Töpfereiwegs laufend verschlechtert. Gemäss dem Informationsblatt der Gemeinde werden die provisorisch eingesetzten Eisenplatten hinterspült, und es kommt zu Setzungen. Um zunehmende Schäden einzudämmen, wurde die Bachmauer entlang des Töpfereiwegs Ende April notdürftig saniert. Nach Aussagen des für den Unterhalt Verantwortlichen sei jedoch ein definitives Projekt «dringend und ohne Verzug zu realisieren», heisst es im «Chisener Info». Deshalb hat der Wasserbauverband laut Gemeinderat Markus Dietrich eine Wasserbaubewilligung erteilt und gleich 950 000 Franken gesprochen für die Realisierung dieses Teils des Wasserbauplans in Kiesen, der nicht durch Einsprachen blockiert ist. Laut Dietrich sollen die Pläne für die weiteren Verläufe des Chisebachs, wo noch Einsprachen hängig seien, dann im Frühjahr 2019 aufgelegt werden.


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Erstellt: 11.06.2018
Geändert: 11.06.2018
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