Kiesen - Den ersten Talkäsern auf der Spur

Das Milchwirtschaftliche Museum in Kiesen hat seine Ausstellungsräume für diese Saison eröffnet. Ein Lehrpfad erklärt von A bis Z den Berner Alpkäse.

Jasmin Megert / Thuner Tagblatt TT

Die kunstvolle Ankeform hängt an der Wand. Der Rahmchübel und die Gebsenkelle sind sorgfältig angeordnet. Die alte Käseküche in Kiesen ist das Glanzstück des Nationalen Milchwirtschaftlichen Museums, welches seit letztem Mittwoch die Tore für diese Saison geöffnet hat.


Erste Talkäserei der Schweiz

Seit 1974 führt der Verein Freunde Milchwirtschaftliches Museum die Ausstellungsräume in den historischen Gebäuden an der Bernstrasse. Das Turmhaus sowie der «Chüierstock» – die Käserei – gehörten ursprünglich zum Schloss Kiesen und stehen heute unter Denkmalschutz. Die Käserei wurde 1815 als erste genossenschaftliche Talkäserei der Schweiz von Rudolf Emanuel von Effinger erbaut. «Mit der Talkäserei wollte Effinger für die Kiesener etwas Gutes tun, denn bis dahin gab es nur Alpkäsereien», sagt Museumsführer Hans-Jakob Spring. Die Kiesener Dorfkäserei schrieb Geschichte: Mit ihr begann der Käseboom im Berner Mittelland.

Die nachgebaute Käseküche mit den Holzexponaten zeigt, wie vor 200 Jahren «käset» wurde. Getrocknete Kälbermägen wurden in einem Glas aufbewahrt. «Früher schnitt man Rädli von dem geschichteten Kälberlab wie bei einer Salami, um sie dann mit der Milch zu vermengen und diese einzudicken», sagt Spring. Bakterienkulturen wurden selber gezüchtet, die verwendeten Keramiktöpfe dienen heute als Dekoration über der Feuerstelle. Alte Zigerformen, Ankefässer und weitere Utensilien, meist aus Holz, waren wichtige Arbeitswerkzeuge, heute fallen sie durch ihre Schnitzereien auf. Auch die Reinigungsmethoden haben sich verändert. Damals dienten Schachtelhalme zur Reinigung der Holzfässer – dies dürfte den heutigen Standards nicht mehr entsprechen. Die Milch der Landwirte wurde mit der Hilfe von Kerbhölzern und einer Tafel abgerechnet.

«A bis Z» des Berner Alpkäses

Im Turmhaus wechselt die Ausstellung in den beiden Räumen alle zwei Jahre. Im Hobbyraum visualisieren die Schwingerpuppen, die Berner Ausgangstracht und Hornuss- und Schiessgeräte die Hobbys der Käser und Käserinnen. Nebenan zeigt ein Lehrpfad die Produktion des Berner Alpkäses und dessen Qualitätsbestimmungen auf – darunter vermögen die Fakten auch zu verblüffen. Die 1200 Tonnen Alpkäse pro Saison dürfen auch auf Luzerner und Waadtländer Boden hergestellt werden – sofern er an den Kanton Bern grenzt.

Das Museum ist vom 3. April bis 30. Oktober jeweils am Mittwoch von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet am 10. April um 17 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.

www.museumkiesen.ch


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Erstellt: 10.04.2013
Geändert: 10.04.2013
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