In einer Zeit, in der es überall blinkt und blitzt, hat sich das Schloss Kiesen in einen märchenhaften Ort verwandelt. Filigrane Krippenfiguren von Anne Leuthold bevölkern kleine Landschaften aus Naturmaterialien aus der Hand von Andreas Waber in sinnlichem Ambiente.
Christina Burghagen, Thuner Tagblatt
Krippenfiguren von Anne Leuthold in einer Landschaft von Andreas Waber im Schloss Kiesen. (Bild: Christina Burghagen)
Übers Jahr steht das Schloss Kiesen leer und träumt von damals, als hochherrschaftliche Bewohner zum Tee baten. Doch in der Adventszeit erwacht das Schloss und dient als Ausstellungsort. Die Krippenfigurenkünstlerin Anne Leuthold erinnert sich gut an ihre Kindheit, als sie als Metzgerstochter das Fleisch an die Köchin der letzten Schlossherrin Annie Elisabeth Dollfus von Volckersberg lieferte. «Die Köchin war eine Märchenfigur», schmunzelt die 75-Jährige, «ein langer Plisseerock, eine halbe Schürze darüber, und an der Hüfte baumelte ein Bund mit riesigen Schlüsseln, der bei jedem Schritt rasselte.» Zum 16. Mal richten Anne Leuthold und Andreas Waber ihre Krippenausstellung im Unterund im Erdgeschoss des Anwesens aus. «Begonnen haben wir 1997, und da ich früher nur zum Lieferanteneingang hineinkam, war ich bei der ersten Ausstellung aufgeregt, ob ich überhaupt durchs Hauptportal treten darf», verrät die Künstlerin. Auch Florist Andreas Waber schwelgt in Erinnerungen. Die Schlossherrin sei sehr sozial eingestellt gewesen: «Als Bub habe ich jedes Jahr als Weihnachtsgeschenk einen Lebkuchen mit einem Nötli bekommen.» Anne Leuthold ergänzt lebhaft: «Mir hat sie in den 50er-Jahren zwei Aufklärungsbüchlein für Mädchen geschenkt. Das fanden meine Eltern gar nicht lustig.»
Ohne Gesichter, aber lebendig
Ein Junge umarmt ein Eselchen, ein Schäfer hat ein Lämmchen auf dem Schoss, das Christuskind streckt keck ein Beinchen in die Luft – die Figuren der Künstlerin kommen durch ihre Körpersprache lebendig daher und ohne Gesichter aus. «Es braucht so wenig dafür, etwas auszudrücken», versichert Leuthold. Die Liebe zu Tieren findet sich in vielen Arrangements.
Andreas Waber kreiert kleine Welten aus Naturmaterialen. Die Krippenfiguren finden dort ihr Plätzchen. Der 52-Jährige begann sich schon früh für Wurzeln, Moose, Steine zu begeistern. «Unsere Arbeit ist wie eine Symbiose», sagt Anne Leuthold, und man glaubt ihr jedes Wort angesichts der besinnlichen Atmosphäre im Schloss. Feuerkugeln und ausdrucksstarke Holzskulpturen des Signauer Künstlers Kurt Roth fügen sich vortrefflich ins Bild. Im Musikzimmer wurde ein Begegnungscafé eingerichtet, und neu können Besucherinnen und Besucher die Schlossküche besichtigen.
[i] Öffnungszeiten Krippenausstellung und Café im Schloss Kiesen: 9. und 16. Dezember, 19–22 Uhr, 10., 11., 17. und 18. Dezember, 13–22 Uhr.
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.
Krippenfiguren von Anne Leuthold in einer Landschaft von Andreas Waber im Schloss Kiesen. (Bild: Christina Burghagen)