Kiesen - Ausrüstung für den Weltuntergang

Notfallpäckli und Notvorrats-Broschüre: Die Gemeinde Kiesen gibt beides gratis ab – aber nicht wegen des ominösen Datums.

Mireille Guggenbühl / Der Bund

Ein Päckli Militärbiskuits, eine Militärschokolade, ein Plastikdösli mit zehn Heftpflastern: Dies ist das «kleine Notfall-Sortiment» der Gemeinde Kiesen. Wer will, kann die Notration bei der Gemeinde abholen, dazu gibt sie eine Broschüre mit Tipps über den Notvorrat ab, die das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) verfasst hat.


Auf der Gemeindeverwaltung Kiesen glaubt man zwar nicht an den für heute prophezeiten Weltuntergang. Trotzdem haben die Verantwortlichen den 21. Dezember zum Anlass genommen, im eben erschienenen Gemeindeblatt auf die Broschüre aufmerksam zu machen. «Das Weltuntergangsdatum ist eine gute Gelegenheit, die Broschüre einmal unter die Leute zu bringen», sagt Gemeindeschreiber Heinz Aebersold dazu. Das «kleine Notfall-Sortiment» soll die Leute animieren, die Broschüre auch wirklich abzuholen. Seit dem Erscheinen des Gemeindeblatts vor zwei Tagen haben sie vier Personen abgeholt.

Unterbrochene Transportwege

Zu Hause einen Notvorrat zu haben, findet Aebersold sinnvoll. «Ich denke dabei nicht an eine Apokalypse, sondern vielmehr an realistischere Szenarien: Es könnte ja einmal sein, dass wichtige Transportwege aus irgendeinem Grund wegfallen und eine Gegend zwei, drei Tage lang nicht mit Lebensmitteln versorgt werden kann.»

Dass Ereignisse dieser Art zumindest im Berner Oberland vorkommen können, hat sich im Lawinenwinter 1999 gezeigt: Damals waren ganze Talschaften von der Umwelt abgeschnitten und Verkehrswege unterbrochen.


Vorräte für eine Woche

Es sind solche Vorkommnisse, auf die das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung in der Broschüre hinweist: «Eine vernünftige Vorratshaltung ist sinnvoll, um einer ungewohnten Situation wie Hochwasser, Lawine, Murgang, Orkan, starker Schneefall oder Krankheit begegnen zu können.» Beim BWL geht man davon aus, dass ein möglicher Versorgungsunterbruch nicht Monate, aber doch einige Tage andauern könnte. Deshalb wird empfohlen, einen Haushaltsvorrat für rund eine Woche anzulegen.

Keine Kiste im Keller

«Noch immer geistert die Vorstellung herum, der Notvorrat müsse aus einer mit Lebensmitteln gefüllten Kiste im Keller bestehen, die man in Notsituationen hervorholt», erklärt Simon Schläppi vom BWL. Das sei unnötig. «Wir empfehlen eine Reserve von jenen Lebensmitteln, die man im täglichen Leben konsumiert, nicht irgendwelche Überlebensnahrung.» Denn: «Eine Notsituation kann auch eine normale Grippe sein, die einen ans Bett fesselt und verunmöglicht, dass man einkaufen gehen kann. In solchen Situationen ist man froh, wenn Vorräte vorhanden sind.»

Im Zusammenhang mit dem Weltuntergang hat das BWL übrigens weder vermehrte Anfragen zum Thema Versorgungssicherheit noch eine höhere Bestellquote der Notvorratsbroschüre verzeichnet. «Die Bestellungen der Broschüren steigen bei uns jeweils dann an, wenn sich irgendwo auf der Welt eine Katastrophe ereignet hat.»

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Erstellt: 21.12.2012
Geändert: 21.12.2012
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