Kiesen - Aufregung um Schwarze Schwäne

Der Verein Thunersee-Schwanensee hat zwei Schwarzschwanpaare an geheime Orte verfrachtet. Lokale Beobachter schienen sie nun in Kiesen geortet zu haben und vermuten gar, ein Paar werde nicht artgerecht gehalten. Aber Obacht: Die Sache ist komplizierter.

Dölf Barben / Der Bund
Am 22. Juli teilte der Verein Thunersee-Schwanensee mit, die vier verbliebenen Schwarzschwäne seien aus «tierschützerischen Gründen» irgendwohin an einen Ort in der Schweiz gebracht worden. Wohin, wollte der Verein nicht verraten. Ihm geht es darum, eine neue Generation heranzuzüchten, die nicht auf den Garten des Hünibacher Vogelhalters Markus Krebser fixiert sein wird und die dann wieder den Thunersee bevölkern soll («Bund» vom 23. Juli). Markus Krebser hatte die anderen Schwarzschwäne, die sich bis dahin frei auf dem Thunersee bewegten, schon vorher weggegeben. Auch er hat die neuen Aufenthaltsorte nie preisgegeben. Krebser hatte damit Anfang Juni auf den Entscheid des Kantons Bern reagiert, der die Schwarzschwäne auf dem Thunersee nur noch unter strengen Auflagen dulden wollte. So hätten die Schwungfedern der Tiere neu gestutzt werden müssen. Im Jahr zuvor hatten die Schwäne ausgedehnte Ausflüge unternommen an den Neuenburger- und den Genfersee. Am Wohlensee hatte ein Paar bereits Eier gelegt. Diese wurden aber von den Behörden zerstört.

Klar, dass interessierte Kreise seither daran interessiert waren zu erfahren, wo die Tiere untergebracht sind. Und siehe da: Es dauerte nicht lange, bis bei den interessierten Kreisen Hinweise aus Kiesen eingingen. Und tatsächlich, lokale Beobachter sahen sich bestätigt: Im Dorf wird an zwei Orten je ein Paar gehalten. Auf dem einen Grundstück steht den Tieren ein idyllischer Teich zur Verfügung, inklusive kleines Inselchen in der Mitte. Es sieht so schön aus, dass man grad selber ein Schwan sein möchte. Aber auf dem zweiten Grundstück, nicht weit davon entfernt, ist – oh Schreck – weit und breit kein Teich zu sehen. Die Schwarzschwäne werden auf einer Wiese gehalten, zusammen mit Gänsen. Der Fall scheint klar: Gemäss Tierschutzgesetz muss ein Tier so gehalten werden, dass es seine wichtigsten Bedürfnisse befriedigen kann. Und bei einem Schwan gehört das Schwimmen eindeutig zu diesen Bedürfnissen. Das wird im Bundesamt für Veterinärwesen klipp und klar bestätigt: Ein Schwan muss schwimmen können, heisst es dort.

Für die lokalen Beobachter ist der Fall nun klar. In Kiesen werden Schwarzschwäne vom Thunersee, die von den Freunden der Schwarzen Schwäne, wie gesagt, aus tierschützerischen Gründen vom See genommen wurden, nicht artgerecht gehalten. Ein unerhörter Widerspruch! Rasch wird der Tierschutzverein eingeschaltet. Es wird telefoniert und Briefe werden abgeschickt – bis der Veterinärdienst des Kantons Bern schliesslich diesen Donnerstag in Kiesen auftaucht. Weil es sich in der Zwischenzeit um ein laufendes Verfahren inklusive Anzeige handelt, ist beim Veterinärdienst am Freitag nicht viel zu erfahren über das Ergebnis des Besuchs: ausser, dass die Schwäne Zugang zu Wasser hätten und dass nun mit Schwanenexperten abgeklärt werde, ob die Haltung den gesetzlichen Bestimmungen entspreche.

Auskunftsfreudiger ist der Besitzer der beiden Schwäne. Hinter dem Haus befinde sich ein Teich, in einem Gebüsch, er sei deshalb nicht so leicht zu sehen. Aber es sei ein richtiger Teich: «Die Schwäne können hindurchzischen.» Es seien verschiedene Missverständnisse zusammengekommen, sagt der Mann. Er verstehe nicht, dass nie jemand geklingelt habe. «Ich hätte den Teich allen zeigen können.»

Bleibt die Frage, um welche Tiere es sich handelt. Sind es tatsächlich jene Schwäne, auf die der Verein Thunersee-Schwanensee seine Zukunft baut? Vereinspräsident Matthias Kummer winkt ab: «Definitiv nicht.» In Kiesen wird dies bestätigt. An der Adresse, an der die Schwäne im idyllischen Gartenteich herumpaddeln, sagt eine nette Frau, die Tiere stammten zwar von Herrn Krebser, man habe sie aber bereits diesen Frühling erhalten. Vom Verein habe sie keine Ahnung. Offensichtlich haben es die beiden Tiere dort sehr gut. Sie tragen bereits Namen: Lea und Leo. Fehlalarm auch beim zweiten Grundstück: Der Besitzer sagt, er halte die Schwäne schon seit über zehn Jahren. Mit den Thunersee-Schwänen hätten sie rein gar nichts zu tun.

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Erstellt: 08.08.2009
Geändert: 08.08.2009
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