Kiesen - 8,5 Millionen - damit die Tiere die Autobahn queren können
Im Zuge der Sanierung der A 6 wird in Kiesen eine Wildunterführung gebaut – gleich neben einer bestehenden Unterführung.
Für 700 Millionen Franken wird die A 6 zwischen Rubigen, Thun und Spiez in den nächsten Jahren saniert. Die Planer denken dabei auch an die Hirsche, Rehe oder Wildschweine: Nahe der Rotache bei Kiesen soll unter der Fahrbahn durch eine Wildtierquerung gebaut. Für 8,5 Millionen Franken.
Autobahn isoliert Tierpopulationen
«Eingezäunte Autobahnen sind für Wildtiere wie Hirsche, Rehe oder Wildschweine problematisch, denn sie isolieren die Populationen in relativ kleinen Lebensräumen», ist der Website des Bundesamtes für Strassen Astra zu entnehmen. Dieses ist für den Unterhalt der Nationalstrassen zuständig und damit auch für das Sanierungsprojekt der A 6. «Da kaum mehr Paarungen mit populationsfremden Tieren stattfinden, häufen sich genetisch bedingte Krankheiten.» Wie das Bundesamt für Umwelt ermittelt hat, durchtrennt die A 6 einen früheren Wildtierwechsel. Mit der Unterführung soll den Wildtieren wieder eine gefahrlose Querung der Autobahn ermöglicht werden, wodurch die Durchmischung der Populationen wieder möglich wird.
Schwierige Standortsuche wegen Grundwasser
Bei der Planung des Standortes für die Unterführung hätten sich einige Probleme ergeben, erklärt Astra-Mediensprecher Mark Siegenthaler. Der Grundwasserspiegel der Rotache liege so hoch, dass die Unterführung stets unter Wasser stünde, wenn sie zu nahe beim Bach gebaut würde. Daher wird die Querung nun rund 150 Meter südlich erstellt – unmittelbar neben einer bestehenden Unterführung eines Unterhaltsweges. Diese Unterführung sei für den erwünschten Effekt zu klein. Die Wildtierunterführung wird denn auch völlig andere Dimensionen aufweisen: 32 Meter breit und 5,5 Meter hoch, so lauten die Abmessungen.
Unter der Eisenbahnlinie keine Unterführung für Tiere
An der Stelle der geplanten Wildtierquerung ist die Autobahn nur ein paar Dutzend Meter von der Eisenbahnlinie entfernt. Fussgängern steht auch hier eine Unterführung zur Verfügung. Nicht aber für die Wildtiere: «Die benachbarte Doppelspurlinie Bern–Thun der SBB kann von den Tieren à niveau gequert werden, da sie nicht eingezäunt ist», schreibt das Astra.
Für den Bau der Unterführung kauft der Bund der Gemeinde und anderen Grundstückbesitzern Land ab, zum Teil temporär für die Bauzeit, zum Teil auch dauerhaft. «Wir haben die Betroffenen so früh wie möglich in die Planung miteinbezogen», sagt Mark Siegenthaler. «Dadurch ist das Projekt heute sehr breit abgestützt.»