Konolfinger Bahnhof-WCs zu: Restaurant Bahnhöfli muss als Ersatz herhalten
Seit Ende Mai sind die WCs am Konolfinger Bahnhof geschlossen. Wens auf die Blase drückt, muss eine Alternative suchen – und geht darum oft ins Restaurant Bahnhöfli. Wirtin Hedy Gerber hat zwar Verständnis für die Bedürfnisse ihrer neuen Gäste, doch okay findet sie die Situation nicht.
"Man merkt, dass sich die Leute nerven", sagt Hedy Gerber. In der langen Zeit, in der die WCs nun zu sind, hätte man doch schon längstens Zeit gehabt, sie zu flicken. "Von uns würde das erwartet."
Täglich kommen Fahrgäste ins Restaurant, um die Toilette zu benutzen. "Am Sonntag waren es sicher zehn Leute", sagt Gerber. "Für die Leute ist es eine missliche Situation." Es sei ja doch ein Stück Weg bis zu ihr. "Wenn jemand umsteigen muss, wird es schon knapp. Und dann kommt es noch darauf an, wie schnell man zu Fuss ist."
Die einen bezahlen, die anderen nicht
Stört sich Gerber an der Situation? Sie verstehe, dass die Leute auf die Toilette müssten. "Die einen kommen und fragen, ob sie das WC benützen dürften und legen uns einen Batzen hin. Aber es gibt auch Leute, die einfach kommen und gehen, und keinen Batzen geben", sagt sie.
Ein WC anzubieten sei eine Grundbedingung für einen Gastrobetrieb. "Wie ist es beim Bahnhof? Das macht mir Mühe", sagt Gerber. "Wir müssen putzen, brauchen Putzmittel, Handtücher, WC-Papier und Desinfektionsmittel. Der Bahnhof spart das jetzt."
SBB: "Reparatur dauert länger"
Zuständig für die WCs am Bahnhof ist die SBB. Die Anlage sei wegen Vandalismusschäden zu. "Die Reparatur läuft. Es sind aber recht grosse Sachschäden, weswegen es länger dauert, als gedacht", sagt der Medienverantwortliche der SBB. Wann die WCs wieder öffnen, könne man noch nicht sagen. "Es tut uns leid, dass die WCs unbenutzbar sind, wir haben aber keinen Ersatz dafür. Die Alternative sind die WCs in den Zügen."
Gemeindepräsident Heinz Suter (Fokus Konolfingen) hat Kenntnis von der Situation. "Es ist nicht erfreulich. Weder für die Leute noch für die Geschäfte, deren WCs ohne Konsumation benützt werden", sagt er. Die Sache sei aber in der Verantwortung der SBB.
[i] Wann kommt die "nette Toilette"?
Vor einiger Zeit hatte Restaurant Bahnhöfli-Wirtin Hedy Gerber an einer Umfrage der Gemeinde teilgenommen. Letztere klärte bei den örtlichen Gastrobetrieben ab, ob sie bereit sind, bei der "Netten Toilette" mitzumachen. Damit könnten Restaurant-Toiletten gratis benutzt werden, wofür die Gemeinde die Betriebe finanziell entschädigt. "Während dem Lockdown hatte ich mal nachgefragt, wie es um das Projekt steht. Der Zuständige der Gemeinde sagte, es sei noch nichts spruchreif", sagt Gerber. Auf eine neue Anfrage diese Woche im Zusammenhang mit den geschlossenen Bahnhof-WCs erhielt sie eine ferienbedingte Abwesenheitsmeldung.
"Das Projekt wurde durch Corona verzögert", sagt die zuständige Gemeinderätin Miriam Gurtner (SVP) auf Nachfrage von BERN-OST. Derzeit werde es verfeinert. "Es ist nicht überall im Dorf möglich eine 'Nette Toilette' anzubieten, weil es nicht überall Restaurants hat. Deshalb schauen wir für Alternativen", sagt sie. Zudem seien die Öffnungszeiten eine Herausforderung. "Mitte nächstes Jahr möchten wir das Projekt umsetzen." Dann werde via Flyer, online und mit Klebern an den Standorten kommuniziert. Das Projekt startete 2019 mit der erwähnten Umfrage und hat die "Netten Toiletten" in Münsingen zum Vorbild.