1.-April-Scherz / Kanton greift durch: Worber Dorfzentrum wird autofrei
Nach jahrelangen Diskussionen um die Worber Verkehrspolitik zieht der Kanton die Notbremse: Bahnhofstrasse, Hauptstrasse und die Bernstrasse zwischen dem Migros- und dem Worbbodenkreisel werden autofrei – vorerst für zehn Jahre. Nicht aufregen, das war nur ein Aprilscherz.
Worb hat ein Problem, das viele Gemeinden haben. Den Anwohner:innen ist der Autoverkehr im Dorfkern zu viel, dem Gewerbe zu wenig. Nach jahrelangen Diskussionen über die höchste akzeptable Anzahl Fahrten durch das Zentrum und darüber, ob und wann die Poller auf der Bernstrasse den Verkehr stoppen sollen, hat der Kanton nun genug und packt den Zweihänder aus.
"Tourismus ankurbeln"
"Da sich die Kosten für Konzepte und Sitzungen allmählich summieren, musste der Regierungsrat handeln", schreibt die Berner Bau- und Verkehrsdirektion in einer Mitteilung. Die Komplettsperrung des Dorfzentrums für den motorisierten Individualverkehr sei zwar eine radikale, aber auch sehr kostengünstige Lösung. "Ein autofreies Worb wird weit über die Region heraus strahlen und den Tourismus ankurbeln", versucht der Kanton die Massnahme zu versüssen.
"Absolut inakzeptabel"
Für Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) kam die Verfügung des Kantons unerwartet. "Dass das einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde, ist absolut inakzeptabel", kritisiert er. Der Gemeinderat werde die Sperrung entschieden bekämpfen. "Für die Anwohner:innen sowie für die Detailgeschäfte muss zwingend eine Ausnahmeregelung auf den Tisch" Persönlich könne er einem autofreien Worb nur etwas abgewinnen, sagt der passionierte Velofahrer. "Für die Fussgänger:innen und Velofahrer:innen ist das ein Gewinn."
Von den Gewerbetreibenden und Ladenbesitzer:innen im Dorfzentrum erwarte er negative Reaktionen. "Ich stehe völlig auf ihrer Seite und bin sehr bereit, zusammen mit ihnen den Kampf gegen diesen Entscheid zu führen." Der Aussage des Kantons, dass ein autofreies Worb den Tourismus ankurbeln werde, könne er wenig abgewinnen.
"Das wird der Todesstoss"
Fassungslosigkeit auch beim Worber Gewerbevereins "Worber Gwärb". "Für viele Geschäfte wird das autofreie Dorfzentrum der Todesstoss sein", ist man dort überzeugt. Das Worber Gwärb überlege nun, was dagegen zu tun sei, heisst es auf Anfrage. "Wir werden sicher Beschwerde einlegen und denken darüber nach, ob wir in Bern eine Demo organisieren sollen."
Die Sperrung wird schon Anfang Frühlingsferien, am 11. April signalisiert. Sie gilt vorerst für zehn Jahre.
[i] Mit diesem Artikel hat BERN-OST die Leser:innen in den April geschickt. Wir wünschen allen noch einen schönen Tag!
