Münsinger Extremläufer: Zum Fünfzigsten gibt es täglich einen Marathon

Der Münsinger Adrian Josty will an 31 aufeinanderfolgenden Tagen den Jungfrau-Marathon laufen - das ist fast siebenmal auf den Mount Everest. Das wird physisch und psychisch anstrengend.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

42,195 Kilometer, 1953 Höhenmeter - der Jungfrau-Marathon, das ist nicht mehr joggen, sondern ein Lebensstil. Der Münsinger Adrian Josty pflegt diesen Lebensstil seit knapp zwanzig Jahren. 2003 lief er in Zürich seinen ersten Marathon, 2006 den ersten 100-Kilometer-Lauf. 2004 rannte er zum ersten Mal von Interlaken auf die kleine Scheidegg.

 

Nun will er noch einen draufsetzen. Nicht nur einmal will er den Jungfrau-Marathon laufen, auch nicht zweimal, sondern 31 Mal. Am Stück. An jedem einzelnen Tag im Juli dieses Jahres. Das sind insgesamt 1304 Kilometer und 60'543 Höhenmeter, ungefähr so weit wie von Interlaken nach Kopenhagen, in der Höhe fast sieben mal von Meereshöhe auf den Mount Everest.

 

Physisch und psychisch an die Grenzen

Zu seinem 50. Geburtstag habe er sich eine grosse, sportliche Challenge schenken wollen, sagt Josty. Etwas, das ihn physisch und psychisch an die Grenzen bringe. So sei er auf die Idee gekommen.

 

Für seine Jungfrau-Marathon-Challenge opfert der Wirtschaftsinformatiker einen Grossteil seiner Jahresferien und damit auch Ferien, die er mit seiner Familie verbringen könnte. "Wir haben ein Agreement", sagt Adrian Josty dazu. "Meine Frau machte vor einigen Jahren einen Sprachaufenthalt. Das hier ist jetzt meine Zeit und das ist gut so. In einer Ehe muss man einander auch etwas Freiraum gönnen." Seine Frau werde ihn aber einige Male in Interlaken besuchen und auch ein, zwei Mal einen Teil der Strecke  mitlaufen.

 

Begleitung willkommen

Auch einige Freund:innen hätten sich angemeldet, einen Marathon oder einen Teil davon mitzulaufen. "Weitere Interessierte sind willkommen", sagt er. Er werde jeden Tag um 8.10 Uhr von der Höhenmatte in Interlaken starten.

 

Um sich auf einen Marathon vorzubereiten, wird meist empfohlen, maximal 30 Kilometer am Stück zu laufen und sich die vollen 42 Kilometer für das geplante Rennen aufzusparen. Josty macht das anders. "Das, was ich vorhabe, ist eigentlich wie eine andere Sportart. Ich laufe zum Training auch Marathons." Durchschnittlich laufe er pro Woche 120 bis 160 Kilometer, das sind bei knapp 9 Stundenkilometern 15 bis 20 Stunden in den Laufschuhen.

 

Mit Arzt besprochen

Etwas, was ihm, im Unterschied zu anderen Läufern, fehlen wird, ist die  Zeit, um sich von einem Marathon zu erholen. Muskeln und Gelenke werden stark beanprucht bei einem Marathon, insbesondere bei einem Bergrennen. Deshalb mache er unter anderem ein spezielles Faszientraining, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Auch einen neuen Laufstil habe er sich mithilfe einer Physiotherapeutin antrainiert. "Ich hebe dabei kaum mehr vom Boden ab, was sehr gelenkschonend ist." Sein Projekt habe er ausserdem mit einem Arzt besprochen.

 

Auch psychisch ist das Ganze anstrengend. Sechseinhalb Stunden unter hoher Belastung allein unterwegs zu sein, ist speziell. Dies an 31 aufeinanderfolgenden Tagen und dazu noch täglich die exakt gleiche Strecke - was wird das mit dem Kopf machen? Zumal Jostys Ziel ist, den Lauf täglich ungefähr in derselben Zeit, in rund 6 Stunden und 30 Minuten, zu beenden.

 

"Ich glaube nicht, dass mir langweilig wird"

Herauszufinden, was es mit der Psyche mache, sei einer der Gründe für die Challenge, sagt Adrian Josty. "Ich glaube aber nicht, dass mir langweilig wird. Es ist ein traumhaft schönes Gebiet."

 

Ein weiterer Grund für das Projekt ist Wohltätigkeit. Josty will die Öffentlichkeit, die er mit seiner Challenge erreicht, nutzen, um für ein Kinder-Hilfsprojekt in Südafrika Geld zu sammeln (siehe unten).

 

[i] Charity-Projekt:

Das Stadion "An der alten Försterei II" wurde von einem fussballbegeisterten Paar, das ursprünglich aus dre Nähe von Berlin stammt, Lategansvlei (Südafrika) gebaut. Dort bieten die beiden Fussballtrainings an, das Stadion dient aber auch als Dorftreffpunkt mit Festen, Filmabenden u.ä. Die Umkleideräume sind gleichzeitig Werktatt für die Frauen des Dorfes, sie produzieren Handwerk, das meist nach Deutschland verkauft wird. Für den Ausbau des Projekts will Josty vor und während der Challenge Geld sammeln und dafür auch einen TWINT-QR-Code (siehe Bildergalerie) auf dem Trikot mittragen. Hier geht es zur Spendenseite.


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Erstellt: 24.06.2022
Geändert: 24.06.2022
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