Junger Jodler Bruno Weingart: Er sang auch schon mal Karaoke
Bruno Weingart hat eine Leidenschaft, die er nicht mit allzu vielen Leuten seines Alters teilt. Der 28jährige jodelt. Und zwar nicht nur ab und zu an einem Dorffest, nachdem er ein paar Kafi Schnaps zuviel hatte, sondern schon fast professionell, in drei verschiedenen Formationen, ein- bis zweimal pro Woche. Öffentlich zu sehen und zu hören ist er am kommenden Samstag in Konolfingen.
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
"Meine Eltern sagen immer: 'Er hat gejodelt bevor er sprechen konnte'. Den ersten offiziellen Auftritt hatte ich aber mit elf, im 1997 mit dem Kinderchörli Aaretal." Ein Jahr später trat Bruno Weingart am Jodlertreffen Konolfingen erstmals im Terzett mit seinen Eltern Marianne und Christian auf. Die bekannte Jodlerin und Jodelaktivistin kommt ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Sohn spricht: "Er hat eine unglaubliche Stimme und ist sehr begabt. Und das sage ich nicht nur, weil er mein Sohn ist." Inzwischen singt die Familie dank Brunos Schwester Andrea Gäumann-Weingart im Quartett.
Eine Familiensache - Und auch der Freundin gefällt's
Ausser im Familien-Quartett singt Bruno Weingart bei den Emmentaler-Jodlern Konolfingen, gemeinsam mit dem Vater, und im Wäber-Chörli Bern. Weiter ist er Goalie beim FC Worb. Damit sind rund vier Werktagsabende pro Woche verplant, Konzerte und Matchs kommen noch dazu. Da bleibt wohl keine Zeit für eine Freundin, oder? "Doch, ich habe eine Freundin", sagt Weingart. "Sie unternimmt selber auch viel für sich und so passt das gut." Auch kulturell verstehen die beiden sich gut. "Sie kommt ab und zu an ein Konzert, die Musik gefällt ihr auch." Und wenn dann doch mal ein freies Wochenende anfällt, gehen sie im Sommer gern an Schwingfeste, auf Velotouren oder Bergwanderungen.
Musikalisch ist in Weingarts Leben auch ausserhalb der Chörli öfter mal Volksmusik angesagt, zum Beispiel beim Autofahren. "Bei der Arbeit hören wir oft Radio. Da habe ich auf dem Heimweg Lust auf etwas anderes. Aber nicht nur Jodel, auch Schwyzerörgeli. Oder Kapellen im Bündner Stil, das sind Schwyzerörgeli mit Klarinette."
Nach Popmusik gefragt, die ihm gefällt, nennt Bruno Weingart ABBA oder die stimmgewaltigen Klassiker Elvis und Freddie Mercury (Queen). Andere als Volksmusik hat er aber selber nie gemacht. Nicht einmal Karaoke gesungen? "Doch Karaoke natürlich schon."
Speziell, aber kein Aussenseiter
Nicht nur seine Freundin steht dem etwas unmodernen und speziellen Hobby aufgeschlossen gegenüber. Weingart arbeitet als Disponent bei Planzer in Bern und auch von den Arbeitskollegen kam der eine oder andere schon an ein Konzert. "Die meisten sind sehr positiv überrascht", sagt er. "In der Schule gab es aber schon eine Zeit, wo ich nicht so viel davon erzählt habe." Ein Aussenseiter sei er deswegen aber nie gewesen. Wohnhaft ist der junge Jodler inzwischen in Urtenen-Schönbühl.
[i] Erstmals wird das Jodlertreffen nicht von einem der Chöre, sondern von einem OK organisiert. OK-Chefin Marianne Weingart erklärt: "Normalerweise findet das Treffen in Kombination mit einem Jubiläum oder einem ähnlichen Anlass in einer Festhütte statt. Für dieses und das nächste Mal fand sich kein Verein. Ich fand sehr schade, dass es ausfallen sollte und habe deshalb dafür geweibelt, dass man es ausnahmsweise auch in kleinerem Rahmen und in bestehender Infrastruktur, also in der Kirche, durchführen könnte." Andere Jahre gingen Gewinne aus der Festwirtschaft an den organisierenden Verein. Dieses Jahr stellen diverse Vereine Helfer und Helferinnen. Ein allfälliger Gewinn würde unter diesen Vereinen aufgeteilt. Ab 2019 ist die Organisation wieder gesichert.
[i] Das 35. Amtsjodlertreffen Konolfingen ist am Samstag, 17. Mai in der reformierten Kirche Konolfingen. Zum Amtsverband gehören die Jodler-Clubs des ehemaligen Amtes Konolfingen, zusätzlich angeschlossen hat sich Gümligen. Zum BERN-OST Veranstaltungseintrag...
