Jugendparlamente: In Köniz top, in Worb flop
Im Kanton Bern gibt es mehr Jugendparlamente als anderswo. Doch es läuft nicht überall rund – weil mancherorts das Interesse der Jugendlichen fehlt.
Jugendparlamente sind nicht immer eine Erfolgsgeschichte: In Worb hat der Jugendrat kürzlich seinen Betrieb eingestellt – mangels Interesse. In der Stadt Bern hingegen hielt das Jugendparlament (Jupa) vorletzte Woche seine erste Sitzung ab. In Zollikofen beginnt heute die 13. Session des virtuellen Jugendparlaments, und in Köniz feiert das Jupa am Freitag sein 15-jähriges Bestehen. Zudem behandelt das Könizer Gemeindeparlament an seiner nächsten Sitzung eine Motion aus dem Jupa. Darin wird verlangt, dass die Easyvote-Abstimmungshilfe, die nationale und kantonale Vorlagen den Jungen verständlich erklärt, regelmässig an alle Stimmberechtigten im Alter zwischen 18 und 25 Jahren versandt wird.
«Jedes Jugendparlament hat Hochs und Tiefs», sagt Nicola Jorio aus Rüfenacht. Er war bis 2014 Präsident des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ). Der Erfolg sei von den Personen abhängig, die sich engagierten. «In jedem Verein gehört es zur Kernaufgabe, neue Mitglieder zu gewinnen. Dies ist aber schwierig, gerade für Jugendliche.» Das Aus des Jugendrats in Worb geht ihm besonders nahe. Der 26-Jährige gehörte ihm früher selbst an.
Nur noch sieben Mitglieder
Der Worber Jugendrat darbte schon seit einiger Zeit. Zwischenzeitlich zählte er nur noch sieben Mitglieder, es gab ein Jahr ohne Veranstaltung, der jährliche Beitrag der Gemeinde in der Höhe von 6000 Franken blieb praktisch unangetastet. Dann kam nochmals Hoffnung auf. Die Gemeinde passte in diesem Frühjahr das Reglement an, die Alterslimite wurde nach oben gesetzt. Der Jugendrat veranstaltete eine Party, am Schwimmbadfest wurde ein Stand aufgestellt, und es gab auch einen Ausflug in den Europapark. Doch all das half nicht. Die Beteiligung verbesserte sich nur gering. Die Verantwortlichen warfen schliesslich das Handtuch. «Einsatz und Ertrag stimmen für uns nicht mehr», sagte Jugendrat-Präsidentin Rachel Wetli vor dem Gemeindeparlament. «Wir bedauern sehr, dass es in einem solch grossen Dorf wie Worb keinen Jugendrat mehr gibt.» Der Jugendrat wurde aber nicht aufgelöst, sondern stillgelegt – damit er eines Tags von neuen Leuten wiederbelebt werden könnte.
Aus in Steffisburg, neu in Heimberg
Worb ist kein Einzelfall. Das Jugendparlament Oberaargau zählte im vergangenen April auch nur noch sieben Mitglieder. In Steffisburg wurde der Jugendrat schon 2007 sistiert – und 2009 endgültig beerdigt. Derjenige in Lyss kämpfte ebenfalls lange Zeit ums Überleben und ist seit einigen Jahren inaktiv. Seit kurzem sind aber Bestrebungen in Gang, ihn zu reaktivieren, wie es bei der Lysser Kinder- und Jugendfachstelle auf Anfrage heisst. In Biel gab es auch einen Hänger, unterdessen ist aber wieder Schwung in den Betrieb gekommen. Ausserdem wurde in diesem Sommer das Jugendparlament Berner Oberland gegründet. In Heimberg ist eine zweijährige Jugendrat-Testphase angelaufen.
Schwieriger Generationenwechsel
Was auffällt: Im Kanton Bern gibt es relativ viele Jugendparlamente, rund ein Dutzend. Im Kanton Zürich etwa ist die Dichte weniger hoch. Dass es nicht überall gut läuft, hängt auch damit zusammen, dass die Jugendlichen altersbedingt nur relativ kurze Zeit im Rat sind, bevor sie ersetzt werden müssen. «Kommt es zu einem Generationenwechsel, ist das für jedes Jugendparlament eine Herausforderung», sagt Aurélia Buchs, die beim DSJ den Bereich Jugendparlamente leitet. Sie gibt dabei zu bedenken, dass die Jugendlichen die ganze Verantwortung jeweils selbst trügen. Der Dachverband versucht den Jupas unter die Arme zu greifen. So werden Workshops angeboten, in denen Generationenwechsel oder die Mitgliederwerbung thematisiert werden.
Derweil möchte Nicola Jorio die Zeit im Worber Jugendrat nicht missen. «Ich konnte viel Erfahrung sammeln.» Bereits als 12-Jähriger organisierte er ein Unihockeyturnier, mit 14 Jahren führte er die Finanzen. In Jugendparlamenten werde auch sachlich diskutiert, die Meinungen anderer Parteien respektiert. «Jugendräte sind eine optimale Möglichkeit, den politischen Nachwuchs in den Gemeinden zu fördern», sagt Jorio. Heute sitzt er für die Grünliberalen im Grossen Gemeinderat, dem Worber Gemeindeparlament.