Jugenderziehungsfonds - "Wir schütten rund 20'000 Franken aus"
Seit den 30er Jahren können Eltern - wenn das Geld knapp ist – Geld für ihre Kinder beantragen. Der Jugenderziehungsfonds der Region Konolfingen unterstützt Kinder und Jugendliche, sei es bei der Ausbildung oder auch im Sport. Das Angebot wird kaum benutzt. Gleichzeitig droht dem Fonds das Geld auszugehen.
Kurz bevor der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde die Stiftung gegründet. 1936 entstand der Jugenderziehungsfonds aus dem Kapital des aufgelösten Knabenerziehungsheims des Amts Konolfingen. Ziel war schon damals, Kinder finanziell zu unterstützen, die von Haus aus nicht auf Rosen gebettet waren. Ein Kernanliegen der Stiftung ist die Chancengleichheit bezüglich Bildung, musikalischer Ausbildung oder die Teilnahme in Sportvereinen. Wir haben mit Andrea Ackermann von der Stiftung gesprochen.
BERN-OST: Frau Ackermann, wie viele Jugendliche unterstützt der Jugenderziehungsfonds pro Jahr?
Andrea Ackermann: Letztes Jahr haben wir 20'000 Franken ausbezahlt. Bei uns gingen 21 Gesuche ein, davon haben wir 17 unterstützt. Pro Jahr zahlen wir zwischen 20'000 und 30'000 Franken aus.
Wofür werden am häufigsten Gesuche gestellt?
Das ist verschieden. Es gibt Eltern, die fragen, ob wir für ihr Kind den Instrumental- oder Gesangsunterricht bezahlen können. Oder es wird um Unterstützung gebeten um ein GA, ein öV-Abo oder ein Velo zu kaufen. Manchmal werden wir auch angefragt um Mitgliederbeiträge für Sportvereine, Tanzkurse oder eine Eishockeyausrüstung zu bezahlen.
Werden die Beträge für solche Anfragen übernommen?
Ja, wenn die Familien die Bedingungen erfüllen, schon.
Um welche Bedingungen geht es da?
Die Familie muss die finanzielle Situation offenlegen. Also Einkommen, Vermögen, Fixkosten. Für uns ist es am einfachsten, wenn wir Einblick in die Steuererklärung erhalten. Manche wollen das aber nicht.
Wofür bringt der Fonds kein Geld auf?
Was wir nicht bezahlen sind Mahlzeiten, Zahnkorrekturen oder ein Fitness-Abo. Wir bezahlen auch nichts rückwirkend und auch kein Geld direkt an die Familien. Wir übernehmen lediglich die Rechnung.
Wer hat Anspruch auf Unterstützung?
Kinder und Jugendliche bis zum 18. Altersjahr. Schweizer Bürger:innen, Ausländer:innen mit Ausweis B und C. Die Ausweise F und N sind nicht bezugsberechtigt. Zudem müssen die Familien im Amt Konolfingen wohnen.
Wo und wie kann man ein Gesuch stellen?
Das Formular kann über die Gemeinde oder direkt bei der Kirchgemeinde Grosshöchstetten bezogen werden. Das Gesuch muss auf den Namen des Kindes ausgestellt werden und bis zum 1. April bei uns eingereicht werden.
Woher hat der Fonds sein Geld?
Einerseits werden wir durch Spenden der Gemeinden finanziert. Manchmal auch durch Kollekten aus der Kirche. Früher unterstützte uns auch die Bank EvK, heute nicht mehr. Wir haben auch private Spender. Noch haben wir genug Geld. Aber wir geben mehr Geld aus, als wir einnehmen. Wenn nichts passiert, ist das Kapital mal aufgebraucht und die Stiftung müsste aufgelöst werden. Wir brauchen neue Sponsoren.
[i] Jugenderziehungsfonds, Region Konolfingen
[i] Zum ehemaligen Amtsbezirk Konolfingen zählen die folgenden Gemeinden:
Allmendingen, Arni, Biglen, Bowil, Brenzikofen, Freimettigen, Grosshöchstetten, Häutligen, Herbligen, Kiesen, Konolfingen, Landiswil, Linden, Mirchel, Münsingen, Niederhünigen, Oberdiessbach, Oberhünigen, Oberthal, Oppligen, Rubigen, Walkringen, Wichtrach, Worb, Zäziwil
[i] Das Internetportal BERN-OST wird unterstützt durch die Genossenschaft EvK