Jobtausch - Samuel Wittwer und Beat Moser auf Tour durch ihre Dörfer

Im Rahmen des Projekts "Jobtausch der Gemeindepräsidien" besuchten sich die Gemeindepräsidenten von Münsingen und Landiswil. Beide sind vom Austausch begeistert und beide haben bei ihrem Besuch Gemeinsamkeiten entdeckt und Überraschungen erlebt.

Je einen halben Tag verbrachten die Gemeindepräsidenten von Landiswil und Münsingen beieinander. Zuerst besuchte Samuel Wittwer (parteilos) seinen Amtskollegen Beat Moser (Grüne) im Aaretal, eine Woche später fuhr Moser ins Emmental. Der Austausch fand im Rahmen des Projekts "Jobtausch" der Regionalkonferenz Bern-Mittelland statt. Dass sich Wittwer und Moser besuchten, geht auf Initiative des Münsingers zurück - der in Zollbrück aufgewachsen und damit eigentlich, wie Wittwer, Emmentaler ist. Nebst Sympathie füreinander teilen die beiden Präsidenten auch den Geburtstag, wobei Samuel Wittwer zwei Jahre jünger ist.

 

Münsingen: Halt im Schloss bei einer 18-fachen Mutter

Start der Tour durch Münsingen war auf der Verwaltung. Moser erklärte dem Amtskollegen, was seine Gemeinde alles anbietet, für die eigenen Einwohner:innen aber auch für die Region. Anschliessend ging es an die Sonderausstellung "Stadt werden - Dorf bleiben" im Schloss Münsingen. Danach zeigte Moser Samuel Wittwer das umgebaute Schlossgut, das Feuerwehrmagazin, die ARA und die Heizzentrale des gemeindeeigenen Wärmeverbunds. Gegessen wurde im "ältesten Gasthaus im Kanton Bern", dem Bären Münsingen.

 

Beim Besuch im Schloss wurde auch das Leben der Berner Patrizierin Magdalena Naegeli gestreift. Naegeli lebte von 1550 bis 1628. Die erste ihrer drei Ehen, aus denen insgesamt 18 Kinder sowie 79 Gross- und Urgrosskinder hervorgingen, schloss sie als 17-Jährige mit Hans Steiger, Schulthess von Bern und Mitherr von Münsingen, und lebte mit ihm einige Jahre im Schloss Münsingen.

 

Samuel Wittwers Beobachtungen: "Beat Moser ist kein Fundi"

Er habe  sich bei Beat Moser nach technischen Dingen erkundigt, etwa wie Mitarbeiter:innengespräche ablaufen und was man auf der Verwaltung verdient. Überrascht habe ihn, dass auch in der grosssen Gemeinde Münsingen das Parteibüchlein kaum mehr eine Rolle spiele, wenn im Gemeinderat gearbeitet wird. "Ich dachte, die Politik sei dort polarisierter". Das gelte auch für den Grünen Moser: "Beat Moser ist kein Fundi." Aufgefallen sei ihm ausserdem, dass auch in der 13'000-Seelen-Gemeinde Münsingen der Gemeindepräsident auf der Strasse erkannt und gegrüsst werde.

 

Samuel Wittwers Fazit: Alles 20 mal grösser

"In Münsingen ist einfach alles 20 mal grösser: Die Einwohnerzahl, das Budget und halt auch die Probleme." Er habe in Beat Moser ein hochmotiviertes Gegenüber gehabt. Die Regionalkonferenz könne er nur rühmen für das Austauschprojekt.

 

Landiswil: Raus ins Feld und Foto beim Bauernführer

In Landiswil führte Gemeindepräsident Wittwer ebenfalls zuerst durch die Verwaltung. Er stellte ihm die Mitarbeiter:innen vor und die laufenden Geschäfte. Dann ging es "raus ins Feld", zur Kiesgrube und zur Baustelle des Wäremverbunds, die beiden Präsidenten fuhren die Gemeindegrenzen von Landiswil ab und machten Halt beim Gedenkstein für den Bauernführer Niklaus Leuenberger, der im Nachgang zum Bauernkrieg von 1653 an dieser Stelle verraten und verhaftet und schliesslich in Bern enthauptet und gevierteilt wurde. Mittagessen gab es im Restaurant Löchlibad.

 

Beat Mosers Beobachtungen: Generalist:innen auf der Verwaltung

Er sei vor allem beeindruckt gewesen davon, was die Angestellten einer kleinen Gemeindeverwaltung alles wissen und können müssen. Vieles, wofür es in Münsingen Spezialist:innen gebe, werde hier von Generalist:innen in Personalunion erledigt. "Die Anforderungen sind vielfältiger." Aufgefallen sei ihm auch, dass der Kontakt zur Bevölkerung direkter sei. "Auf der Verwaltung kennt man die Einwohner:innen mit Namen und Geschichte. Da ist in Münsingen schon mehr Distanz." Anders als in Münsingen sei auch das im Vergleich zur kleinen Bevölkerung riesige Strassennetz, das trotzdem sehr gut unterhalten sei.

 

Beat Mosers Fazit: "Tief beeindruckt"

"Die Idee war, einander kennenzulernen und das Verständnis zu fördern. Das ist voll und ganz gelungen", sagt Moser zum Austauch. Vom Besuch in Landiwil sei er zutiefst beeindruckt. "Und auch menschlich hat es gestimmt."

 

[i] Das Projekt "Jobtausch" der Regionalkonferenz Bern-Mittelland hat zum Ziel, das gegenseitige Verständnis von Stadt, Agglomeration und Land zu fördern. Jeweils ein:e Gemeindepräsident:in vom Land und aus einer grösseren Agglomerationsgemeinde treffen sich zum Austausch. In der Regel verbringen sie in beiden Gemeinden einen halben Tag zusammen und gewähren einander Einblick in ihren Arbeitsalltag. 2022 waren nebst Samuel Wittwer und Beat Moser auch die Gemeindepräsidentin von Oberdiessbach, Bettina Gerber, und der Gemeindepräsident von Arni, Simon Liechti dabei. Gerber traf sich mit Katharina Annen, Gemeindepräsidentin von Kehrsatz, Liechti mit Sandra Lyoth, Gemeindepräsidentin von Jegensdorf. Für Beat Moser war es die zweite Teilnahme. Vor einigen Jahren traf er den Gemeindepräsidenten von Mühleturnen.

 

[i] Mehr zu Niklaus Leuenberger und dem Bauernkrieg erfährt man zum Beispiel in diesem Artikel des Schweizerischen Nationalmuseums auf dem Nachrichtenportal Watson. Auch über Madelaine Nägeli kamm man online einiges nachlesen, zum Beispiel in diesem Wikipedia-Artikel.


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Erstellt: 12.12.2022
Geändert: 12.12.2022
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