Jetzt also doch: Nach 131 Jahren schliesst die Worber SAWO

Anfang Jahr schien die Zukunft der SAWO AG gesichert. Mit der Verlängerung des Mietvertrags blieben zwei weitere Jahre Zeit, um einen Nachfolger für den Traditionsbetrieb zu suchen. Ein "markanter Verlust" im vergangenen Jahr führt zusammen mit weiteren Gründen nun dennoch zur Schliessung. Zehn Mitarbeiter und ein Lernender verlieren ihre Stelle.

Eva Tschannen, eva.tschannen@bern-ost.ch

«Wir sind noch bis Ende Juni produktiv tätig», sagt Henrik Pfister, seit fünf Jahren Projektleiter und Leiter Technisches Büro bei der SAWO AG. Ziel sei es, bis dahin alle noch laufenden Aufträge abzuschliessen. Anschliessend würden die Maschinen Anfang Juli an zwei Tagen der offenen Tür verkauft und die Aufräumarbeiten angegangen. «Es ist eine schwierige Situation. Wir möchten jedoch einen sauberen Schlussstrich ziehen, bevor wir andere mitreissen.»

Wirtschaftliche Gründe gaben den Ausschlag

Die Verlängerung des Mietvertrags im Dezember des vergangenen Jahres sei zwar eine Erleichterung gewesen. Ende März 2019 hätte die Firma den jetzigen Standort jedoch definitiv verlassen müssen. Gemäss Pfister mit ein Grund, weshalb kein Nachfolger gefunden wurde. «Ein Umzug kostet immer viel Geld», ergänzt er. Bei einer Firma wie der SAWO sei rein für den Umzug mit 100'000 Franken zu rechnen, je nach Objekt kämen dann noch Umbauarbeiten im sechsstelligen Bereich dazu.

Zum Entscheid, die Firma zu schliessen, trugen gemäss Pfister jedoch auch weitere Gründe bei. Insbesondere wirtschaftliche: «Im vergangenen Jahr haben wir einen markanten Verlust eingefahren. Und auch in diesem Jahr war der Zwischenabschluss nach drei Monaten alles andere als vielversprechend.» Generell seien die Preise im Metall- und Stahlbaumarkt hart umkämpft, Anfang Jahr habe es zudem nur wenige vielversprechende Metallbau-Anfragen gegeben. Erschwerend sei weiter hinzugekommen, dass mit Rudolf Michel, Geschäftsleiter der SAWO AG, «der wichtigste Mann im Betrieb» aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen und seit Anfang Mai bis auf weiteres krankgeschrieben sei.

Polster für rote Zahlen fehlt

«In den Vorjahren konnten wir jeweils eine schwarze Null ausweisen, dies jedoch nur 'häb chläb'», ergänzt Henrik Pfister. Ein Polster, um die roten Zahlen aufzufangen, fehle. Mitte Mai habe man deshalb die Mitarbeiter über den Entscheid zur Schliessung informiert und die Kündigungen unter Einhaltung der gesetzlichen und geschäftlichen Fristen ausgesprochen.

Betroffen davon sind neben den zehn Mitarbeitenden ein Lernender im 4. Lehrjahr. Gemäss Pfister kann dieser die Lehre voraussichtlich in einem anderen Betrieb beenden. Ein professionelles Job-Placement solle zudem den Mitarbeitern bei der Stellensuche helfen und psychologische Unterstützung bieten.

Andere Anbieter profitieren

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller bedauert die Schliessung sehr, auch wenn sich diese aufgrund der gesundheitlichen Probleme von Rudolf Michel bereits abgezeichnet habe. Zwar gebe es auf dem Platz Worb andere Anbieter, die im Metall- und Stahlbaubereich die entstandene Lücke füllen könnten oder dies bereits getan hätten. «Es bleibt aber bedauerlich, insbesondere aufgrund der Arbeitsplätze, die verloren gehen», sagt Gfeller.

[i] Siehe auch:

«Aufatmen bei der SAWO: Die Traditionsfirma bleibt in Worb» vom 11.01.2017

-   «Über 50 Arbeitsplätze weg: Traditionsfirmen verlassen Worb» vom 20.11.2016


[i] Die "Tage der offenen Tür" zum Verkauf der Maschinen finden am 6. und 7. Juli statt.


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Erstellt: 30.05.2017
Geändert: 30.05.2017
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