Jahresrechnung: Finanzieller Lichtblick in Bolligen - aber düstere Aussichten
Die Rechnung schliesst wegen höherer Steuereinnahmen um 800 000 Franken besser ab als budgetiert.
Bolligen hatte für das letzte Jahr mit einem Defizit von 774 000 Franken gerechnet. Der Abschluss ist nun aber weit besser ausgefallen, wie die Gemeinde gestern an einer Medienkonferenz bekannt gab. Nach zusätzlichen Abschreibungen von einer halben Million Franken resultiert bei einem Gesamtaufwand von 30,1 Millionen Franken noch ein Plus von 33 000 Franken. Die Verbesserung sei vor allem auf höhere Steuereinnahmen zurückzuführen, sagte Gemeinderat Walter Wiedmer (FDP). 1,5 Millionen Franken mehr als erwartet flossen in die Gemeindekasse, über 900 000 Franken davon entfielen auf Einkommens- und Vermögenssteuern. In den vorangehenden Jahren waren die Steuereinnahmen jeweils unter den Prognosen geblieben. Die Gründe für den markanten Anstieg der Einnahmen sind laut Wiedmer unklar. Der Steuerfuss in Bolligen liegt bei 1,50 Einheiten.
Pensionskasse benötigt viel Geld
Die Aussichten für die kommenden Jahre sind aus mehreren Gründen nicht die besten. Die Firma Coca-Cola schliesst ihren Produktionsstandort, damit fallen Steuereinnahmen von einer halben bis einer ganzen Million Franken weg. Auf der anderen Seite kommen hohe Ausgaben auf die Gemeinde zu. «Die Sanierung der Pensionskasse wird uns zu schaffen machen», sagte Wiedmer. Nächste Woche wollen die Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen den Sanierungsplan für ihre Personalvorsorgestiftung bekannt geben. Die Höhe der Unterdeckung der Kasse beträgt rund 36 Millionen Franken. Der Anteil Bolligens ist noch nicht bekannt, bisher war von einer Grössenordnung von vier bis fünf Millionen Franken die Rede. Auch bei den Investitionen kommt einiges auf Bolligen zu: Im Lutertal ist die neue Schulanlage im Bau, dadurch werden die Schulden von heute 13 Millionen Franken markant ansteigen.
In einer angespannten finanziellen Situation ist es besonders ärgerlich, wenn bei einem Bauvorhaben ein Nachkredit benötigt wird. Die Sanierung der Dorfstrasse und der darunter liegenden Wasserleitungen in Habstetten wird erheblich mehr kosten als angenommen. Der für den Tiefbau zuständige Gemeinderat René Bergmann (BDP) sprach von einem «unglücklichen Fall» sowie «einer Serie von falschen Beurteilungen», die zu einer zu tiefen Kostenschätzung geführt habe. 2011 ging man noch von Kosten von knapp 800 000 Franken aus, 2012 dann von 1,4 Millionen Franken. Nun wird der Gemeindeversammlung vom 2. Juni ein Nachkredit von 600 000 Franken vorgelegt.
Habstetten ist ein teures Pflaster. Bereits die Sanierung des oberen Teils der Dorfstrasse kostete rund eine halbe Million Franken mehr als ursprünglich angenommen. 2008 musste deshalb Bergmanns Amtsvorgänger Erich Sterchi (SVP) den Souverän um die Bewilligung eines Nachkredits ersuchen.
Schulen: Neue Computer
Die Informatiksysteme in den Schulen Bolligens sind veraltet. Die vorhandenen Computer genügen den heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Gemeinde will nun für die Primar- und die Sekundarstufe ein umfassendes Informatikkonzept umsetzen. Die Investitionen belaufen sich auf 860 000 Franken. Die wiederkehrenden Kosten betragen 78 000 Franken. Viele neue Lehrmittel erforderten den Zugriff aufs Internet, sagte Gemeinderätin Barbara Gasser (SP) gestern an einer Pressekonferenz. Die Schule müsse à jour bleiben. «Es handelt sich um eine teure Lösung, aber um eine, die ‹verhet›.» Für ein solches Projekt könnten die Computer nicht einfach bei einem Discounter gekauft werden. Über den Kredit entscheidet die Gemeindeversammlung am 2. Juni.