Ittigen/Worb - Blaues Bähnli bewegte sich doch
Auf den letzten Drücker war es geflickt: An der 100-Jahr-Feier der Worblentalbahn vom Sonntag war das historische blaue Bähnli der Star.
Sicherheit ist gewährleistet
Daniel Gertsch mit seinem Verein Ds Blaue Bähnli und die Mitarbeiter der RBS haben in den vergangenen Tagen und Nächten «alles daran gesetzt, um das historische Fahrzeug wieder fahrtüchtig zu machen», so Gertsch. Den Männern gelang es, zwei defekte Umformer zu einem funktionierenden zu verarbeiten. «Ein Jubiläumsfest ohne das 100-jährige Bähnli wäre nicht das Gleiche gewesen», sagt Gertsch. Das restaurierte Bähnli war der Star der Feier am Sonntag.
Der Andrang für die Publikumsfahrten war so gross, dass sich viele Passagiere gedulden mussten. Wer einen der 36 Sitzplätze ergattert hatte, konnte es sich nicht zu lange gemütlich machen. Das historische Bähnli fuhr im Stundentakt auf einer verkürzten Strecke zwischen Worb und Ittigen. Eine Fahrt dauerte 20 Minuten.
Im Führerstand riecht es nach Maschinenöl und Bremsbelägen. Hinten im Abteil sitzen die Passagiere dicht gedrängt auf rustikalen Holzbänken. Als der Wagen 1987 ausgemustert wurde, war Lokführer Adrian Strahm noch nicht auf der Welt. «Es wäre schön gewesen, wenn ich diese Zeit miterlebt hätte», sagt der 25-Jährige.
Strahm hat eine Woche Ferien investiert, um die Bedienung des historischen Bähnli zu lernen. «Man muss mehr hebeln als bei den neuen Bahnen», sagt er und beschleunigt auf 65 Stundenkilometer. Falls er abrupt bremsen müsste, wäre das für das Bähnli kein Problem. «Die Sicherheit ist ebenso gut wie jene der heutigen orangen RBS-Fahrzeuge.»
Der 78-jährige Fritz von Wartburg arbeitete 42 Jahre als Lokführer bei der RBS. Als er das blaue Bähnli steuerte, wurde Sicherheit anders definiert als heutzutage. Der Rentner gibt schmunzelnd ein paar Beispiele zum Besten: «Mancher, dem das Bähnli vor der Nase wegfuhr, rannte hinterher und sprang sogar noch auf den fahrenden Wagen auf.» Das sei normal gewesen. Weder der Lokführer noch der Kondukteur hätten die Passagiere deswegen gerügt.
Gemeindepräsident an Bord
Damals sei das blaue Bähnli bis zu 85 Stundenkilometer schnell gefahren. «Das hat aber kräftig gerüttelt», sagt der ehemalige Lokführer. Und falls es mal zu einem Unfall kam, war meist schon ein Zeuge mit an Bord. Die Gemeindepräsidenten haben es sich nämlich stets vorne im Führerstand direkt hinter dem Lokführer gemütlich gemacht. «Heute wäre das natürlich unmöglich», sagt von Wartburg.
Eine Ausnahme bildete die Jubiläumsfahrt gestern. Auf dieser konnten die Passagiere auch mal einen Blick in den Führerstand werfen.