Ortsplanungsrevision Münsingen: Fragenflaute am Online-Infoabend

Vor Kurzem startete die öffentliche Auflage der Münsinger Ortsplanungsrevision (OPR) (BERN-OST berichtete). An zwei Informationsanlässen informiert die Gemeinde über deren Inhalt und steht für Fragen zur Verfügung. Am ersten der beiden virtuell stattfindenden Anlässe war von der sonst üblichen lauten Kritik  wenig zu spüren.

Isabelle Berger, info@bern-ost.ch

Wegen dem Coronavirus entschied sich die Gemeinde zur digitalen Durchführung der Infoanlässe. Damit hätte theoretisch eine unbegrenzte Zahl Personen an den Veranstaltungen teilnehmen können. Zu Beginn der Veranstaltung am Dienstagabend hatten sich neben Pressevertreter:innen und den Gastgebern seitens der Gemeinde 15 Personen der Videokonferenz zugeschaltet.

 

Zum Vergleich: An der ebenfalls während der Corona-Pandemie physisch stattfindenden Informationsveranstaltung zu den Zonen mit Planungspflicht (ZPP) Thalmatt und Feldmatt nahmen 47 Personen teil. Am Bevölkerungsworkshop zu Beginn der OPR im Herbst 2018 waren es rund 120 (BERN-OST berichtete). Heute abend findet der zweite Online-Infoanlass statt.

 

13 neue ZPP und Einzonungen in Trimstein

Nach einleitenden Worten von Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) und Gemeinderat Andreas Kägi (FDP) stellte Martin Niederberger, Abteilungsleiter Bau, die zentralen Punkte der OPR vor. Wer die letzte Ausgabe des Münsinger Info gelesen hatte, kannte den Vortrag grösstenteils bereits. Allerdings ging Niederberger ausführlicher auf die in der OPR enthaltenen Entwicklungsgebiete, die Reduktion der Parkplätze bei Wohnbauten im Ortszentrum und den preisgünstigen Wohnraum ein.

 

So enthält die OPR vier bestehende und 13 neue ZPP, deren zehn wurden hingegen aufgehoben. Vor allem in Trimstein sollen bestehende Landwirtschaftsgebäude eingezont werden. "Aufgrund der ihnen jetzt zugewiesenen Zone, sind sie nicht vollumfänglich nutzbar", so Niederberger.

 

Weniger parkieren, günstiger wohnen

Für die maximal zulässige Anzahl Parkplätze in verschiedenen Gebieten gibt es neu Vorgaben. "Es hat Gebiete in Zentrumsnähe, in denen zum Beispiel statt zwei Parkplätzen pro Wohnung nur noch einer erlaubt ist", sagte Niederberger. Damit soll der Quellverkehr vermindert werden.

 

In Sachen preisgünstiger Wohnungsbau würden Anreize geschaffen, um diesen zu fördern. In ausgewählten ZPP soll zum Beispiel von der Möglichkeit eines zusätzlichen Stockwerks profitiert werden können.

 

Hitzeverträglichkeit inklusive?

Danach folgte die durch den Gemeindepräsidenten moderierte Fragerunde. Als Einziger erhob Teilnehmer Paul Stähli seine virtuelle Hand und erkundigte sich zu zwei Themen. Erstens wollte er wissen, ob das Thema hitzeverträgliche Gestaltung in der OPR berücksichtigt werde. Einen diesbezüglichen Planungsfehler sah er in einer Siedlung, welche in Hauptwindrichtung liege.

 

Niederberger verwies auf eine Stelle im Baureglement, welche die Abklärung von Auswirkungen auf das Mikroklima bei Bauvorhaben ab 10 000 Kubikmetern verlangt. Die Windrichtung sei in grossen Städten ein Thema, in Münsingen aber nicht das Hauptargument. Grünflächen seien da sehr wichtig, und dahingehend gebe es Auflagen. "Zum Beispiel Schotterumgebungen von Häusern sind nicht mehr möglich, da diese nicht als Grünflächen gelten", so Niederberger.

 

Bei den ZPP würde das Thema Mikroklima im qualitätssichernden Verfahren besprochen. Gegen die später aufgelegte verlangte Überbauungsordnung könne man einsprechen, beantwortete er eine dahingehende Nachfrage Stählis.

 

W4 zum Zweiten

Als Zweites sprach Stähli das 2018 abgelehnte Baureglement an, welches W4, also fünf zulässige Stockwerke inklusive Parterre erlauben sollte. "Im neuen Baureglement ist W4 wieder drin. Habt ihr das Gefühl, dass das beim Volk in der Abstimmung durchkommt?", fragte er.

 

Die Bestimmung zu W4 sei dieselbe, wie im Vorschlag von 2018, bestätigte Niederberger. In diesem sei es allerdins nur um eine Parzelle am Jungfrauweg gegangen. Nun zeige der entsprechende Zonenplan parzellenscharf auf, wo W4 möglich sei und wo nicht. Bei der Löwenmatt sei es zudem so, dass dort bereits jetzt viergeschossige Gebäude stünden, was nun nachträglich legalisiert werde. Stählis spannende Frage blieb damit aber eigentlich unbeantwortet.

 

Kommen noch Fragen?

Ob am zweiten Infoanlass heute abend mehr Fragen gestellt werden, wird sich zeigen. Die Namen einiger der kritischen Stimmen, die sich auf BERN-OST jeweils zum Thema geäussert hatten, waren jedenfalls am Dienstag bereits anwesend.

 

Die Auflage der Ortsplanungsrevision dauert noch bis zum 27. Mai. Danach werden allfällige Einsprachen verhandelt. Ob sich hier die Kritiker:innen nochmals aufbäumen werden, hängt davon ab, ob sie von den vorgesehenen Änderungen direkt betroffen und darum einspracheberechtigt sind.

 

OK vom Kanton bis Sommer 2022

Nachdem die Grundordnung bereinigt ist, soll das Parlament am 9. November den Beschluss fassen, Ende Februar allenfalls an der Urne darüber abgestimmt werden. Im Frühling/Sommer 2022 soll der Kanton die Genehmigung erteilen.

 

[i] Der zweite Online-Infoanlass findet heute Mittwoch, 28. April um 19.30 Uhr statt. Die Informationen zum Zugang zur Videokonferenz sind auf der Webseite der Gemeinde Münsingen zu finden.


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Erstellt: 28.04.2021
Geändert: 28.04.2021
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