Im Bernapark Deisswil: Ein mittelalterlicher Tag zu Ostermundigen
Das Bernapark-Areal in Deisswil beherbergt dieses Wochenende die Mittelaltererlebnistage. Auf die Besucher warten alte Handwerke, verschiedene Tiere, farbenfrohe Gewänder und eine Übernachtung im Heu.
«Das Schwierigste ist, sich ganz auf die Zeit des Mittelalters einzulassen», sagt der Organisator der ersten Berner Mittelaltererlebnistage, Peter Schütz. Damals sei alles viel langsamer und beschaulicher zu und her gegangen. «Entschleunigen, runterkommen vom Alltag und sich nicht stressen lassen, wenn etwas nicht im ersten Moment so klappt, wie man möchte, das gehört dazu», erklärt er schmunzelnd. Auch für ihn sei das nicht immer ganz einfach.
Seit fünf Jahren ist der gelernte Mechaniker als Helfer an mittelalterlichen Märkten tätig. Für das Auffahrtswochenende vom fünften bis zum achten Mai hat er in Deisswil auf dem Bernapark-Areal nun zum ersten Mal einen Erlebnismarkt auf die Beine gestellt.
Vierzig Zelte bilden eine kleine Stadt, es brennen Feuer, man sieht Frauen in farbenfrohen Gewändern und Männer in Rüstungen. Sogar ein Hotel hat der Mittelaltermarkt zu bieten. Zehn kleine Schlafstätten auf Heu werden den Besuchern angeboten. «Sobald ich die Zusage der Hotel- und Cateringbetreiber hatte, wusste ich, dass ich den Markt durchführen werde», erklärt Schütz. Acht Händler aus der Region, aber auch aus Deutschland und Ungarn bieten ihre Waren feil, von Fellen zu Bogen bis zu Töpfen kann alles erworben werden. Sieben Handwerker zeigen auf dem Markt die mittelalterlichen Arbeitsweisen.
Schmieden als Leidenschaft
Eine von ihnen ist Hufschmiedin Franziska Kiefer. Die erst 23-Jährige ist eine Meisterin ihres Fachs. «Schon in der Schule hat mich das Mittelalter fasziniert», erzählt die Bernerin. Rüstungen zu schmieden, sei ein grosser Traum von ihr gewesen, doch das Handwerk der Plattner habe man nicht mehr erlernen können. «Deshalb habe ich nach einem verwandten Beruf gesucht. Da ich selber geritten bin, habe ich mich für die Lehre als Hufschmiedin beworben.» Nach der Lehre in Ostermundigen arbeitete die in Ausserholligen aufgewachsene Kiefer im Toggenburg, nun will sie sich selbstständig machen.
Letzte Saison hat die 23-Jährige als Mitglied des Mittelaltervereins Bern (MVB) an einem Markt mitgemacht. Dieses Jahr hat sie an ihrem Stand eine Attraktion. Eine selbst gemachte Feldschmiede von beeindruckender Grösse, in die sie gegen 100 Arbeitsstunden investiert hat. Nun bringt der überdimensionale Blasebalg die Kohlen zum Glühen, in denen die Bernerin Eisenstücke zu Ringen, Armbändern oder sonstigen Kreationen formt.
Franziska Kiefer ist bei Gross und Klein sehr beliebt. «Ich bin praktisch die einzige Frau, die das Schmiedehandwerk zeigt und mit Kindern arbeitet», sagt sie. Ihre Leidenschaft lebt sie voll und ganz aus, im Alltag würden das nicht ganz alle Leute immer verstehen. «Man darf sich aber nicht unterkriegen lassen. Wenn das meine Lebenseinstellung ist, kann sie auch von irgendwelchen Aussenstehenden nicht geändert werden», sagt Kiefer selbstbewusst.
Könige der Lüfte
Auch an einem anderen Stand staunen die Besucher nicht schlecht. Ulrich Lüthi läuft mit einem Wanderfalken auf und ab und beantwortet Fragen über seinen Vogel. «Diese Tiere, die Natur und das Fliegen beeindrucken mich. Sie stehen ganz im Gegensatz zur heutigen Welt mit all ihrer Technik.» Der Berner ist bereits dreizehn Jahre als Falkner unterwegs, sein Sackerfalke begleitet ihn schon ganze zehn davon. «Die Beziehung mit meinen Vögeln kann genauso eng sein wie die mit meinem Hund», so Lüthi.
Durch die arbeitsintensive Zeit mit den Tieren würden sie einem auch schnell ans Herz wachsen. Über seine fünf Könige der Lüfte weiss der stolze Besitzer vieles zu erzählen. Zum Beispiel über die beeindruckenden Jagdtechniken der Falken in der Luft, die ihnen sogar ermöglichen, die grossen Krähen zu erlegen. In seiner Heimat Kriechenwil bietet der Berner Führungen und Vorstellungen an und ist an verschiedensten Mittelaltermärkten anzutreffen.
Treffsichere Bogenschützen
Mittlerweile ist Organisator Peter Schütz beim Bogenschützenstand angelangt. Als Gründer des MVB hat Schütz vor drei Jahren auch eine Abteilung für das historische Bogenschiessen ins Leben gerufen. «Im MVB hat es wenig Schützen. Ich wollte das Schiessen bekannter machen und eine gute Infrastruktur bieten», erklärt er sein Anliegen. In Ostermundigen haben die Schützen ihr Trainingsgelände. Auch Schütz selber schiesst gerne Pfeile auf die Scheibe. «Leider klappt es bei mir aber nicht immer so gut, wie mein Nachname vermuten lassen würde», sagt er und gönnt sich nach getaner Arbeit einen Becher Honigmet.
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