Hunzikengut Rubigen: Zeit der grossen Pläne ist vorbei

Im Hunzikengut in Rubigen wuchsen viele Träume. Die meisten wurde nie verwirklicht. Das war nicht immer im Sinn des Eigentümers Werner Sidler, der jetzt gestorben ist.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Werner Sidler hat sich im Hunzikengut bei Rubigen einen Traum erfüllt. Dort hatte er seine ersten Lebensjahre verbracht. «Er hatte starke Erinnerungen an diese Zeit», sagt Lorenz Hirni, einer von Sidlers Freunden. In den letzten Jahren setzte sich Sidler als Eigentümer für verschiedene ­Naturschutzprojekte ein. Damit kehrten etwa Vogelarten zurück, die Sidler schon in seiner Kindheit beobachten konnte.

Nun ist Sidler kurz vor Weihnachten «nach geduldig ertragener Krankheit» gestorben, heisst es in der Todesanzeige. Er wäre im Sommer 90-jährig geworden.

Es gab noch viele weitere Pläne für das Hunzikengut. Anders als Sidlers Traum wurden sie nicht verwirklicht.

Begehrtes Land

Das Hunzikengut befindet sich beim Autobahnanschluss Rubigen und seit über 100 Jahren im Besitz der Familie. Sidlers Grossvater hatte es 1911 erworben, der Vater hatte es später zu einem Landwirtschaftsbetrieb ausgebaut. 1992 kaufte Sidler, der früher als Amtstierarzt in Worb tätig war, das Gut mit rund 45 Hekt­aren Land seinen drei Geschwistern ab.

In den letzten Jahrzehnten befand sich das Areal regelmässig in den Schlagzeilen, nicht selten wegen hochtrabender Projekte. So schielte einst etwa die Berner ­Casino AG ins Aaretal. «Rubigen scheint für ein Grand Casino mit Roulette, Baccara und Black Jack nahezu ideal», hiess es 1999 in dieser Zeitung. Die Spielhalle wurde aber nie gebaut.

Golf, Polo, YB-Campus

Das gilt auch für einen Golfplatz, an dem neben Sidler auch der Kanton als weiterer Grundeigentümer interessiert war; 2001 lehnte die Rubiger Gemeindeversammlung das Projekt ab. Dann rief das Hunzikengut die Spieler von Polo Bern auf den Plan. Ihnen schwebte ein Polo-Park inklusive Motel und Restaurant vor.

2006 wiederum ebneten die Rubiger Stimmbürger das Terrain für ein Trainingszentrum der Young Boys. «Wir haben endlich wieder ein Daheim», liess sich der YB-Nachwuchschef zitieren. Ein Jahr später wollte der Fussballclub von einem Campus in Rubigen nichts mehr wissen.

Naturschutz und Erholung

Dann wurde es ruhiger im Hunzikengut. «Aus heutiger Sicht sind wir froh, dass etwa das Golf- oder das Polo-Projekt gescheitert sind», sagt Hirni. Der Anwalt ist Geschäftsführer der Stiftung, die Sidler 2008 mit dem Ziel gründete, einen attraktiven Erholungsraum zu bieten. 2011 wurde der Name in Dr.-Werner-Sidler-Stiftung geändert. Damals wurde das gesamte Hunzikengut in die Stiftung überführt. Der Zweck wurde um den Natur- und Tierschutz erweitert.

«Es ist Werner Sidler zu verdanken, dass die Renaturierung und der Hochwasserschutz an der Aare zustande gekommen sind», sagt Rubigens Gemeindepräsident Renato Krähenbühl. Auch das Hechtenloch wäre ohne Sidler nicht revitalisiert worden. «Es sind sicher die wenigsten Rubigerinnen und Rubiger traurig, dass es keine Golf- oder Poloanlage gibt», sagt Krähenbühl.

Der Gemeindepräsident erinnert sich an einen «unkomplizierten Gesprächspartner mit klaren Vorstellungen». Es gab aber auch Konflikte. Für das geplante Gewerbegebiet in der Hunzikenau konnte die Gemeinde Sidler nicht dazu bringen, die Mehrwertabschöpfung von 2,5 Millionen Franken zu bezahlen. Seither liegen die Pläne auf Eis.

Eine Zeit lang stritt sich Sidler auch mit Nachbar Peter Burkhart, dem Gründer der Mühle Hunziken. Als Eigentümer und Finanzierer des Parkplatzes wollte Sidler von den Mühle-Besuchern Gebühren eintreiben. «Mühli-Pesche» lief Sturm. Sidler und Burkhart hätten aber ein sehr gutes Verhältnis gehabt und sich respektiert, sagt Hirni.

Nur noch kleine Schritte

Durch Sidlers Tod rückt Vizepräsident Klaus Imberg an die Spitze der Stiftung. Er war ein enger Vertrauter Sidlers. Die Stiftung organisiert nun hin und wieder Anlässe zum Thema Natur, schafft da und dort Naturflächen, das Herrenhaus wird nach und nach renoviert.

«Wir verfolgen eine Politik der kleinen Schritte», sagt Hirni. Die Zeit der grossen Pläne ist defi­nitiv vorbei.


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Erstellt: 06.01.2016
Geändert: 06.01.2016
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