Herbligen - "Ich werde keines der Hühner nach draussen tragen"

Neue Geflügelhalle für 5000 Hühner Am vergangenen Samstag konnte bei den Familien Moser in Herbligen die soeben fertig erstellte Geflügelhalle besichtigt werden. Die Anlage beeindruckt mit modernster Technik. Sie gilt als vorbildlic

Ueli Bickel, Wochen-Zeitung
Die Halle an der Wydibühlstrasse ist ein klar gegliederter und schlichter Zweckbau mit Stahlbaugerippe. In der Licht durchfluteten Nebenhalle sind Tische aufgestellt, an welchen sich die zahlreichen Besucher am Tag der offenen Türe mit einem Imbiss verpflegen können. In der hellen Haupthalle nebenan ist noch alles leer und still. Aber bereits in zwei Wochen werden in dieser Anlage täglich Eier produziert. Die Arbeiterinnen werden rund 5000 braune «Lohmann» Legehennen sein, welche sich, nachdem der gesamte Boden mit Stroh eingestreut ist, in diesem riesigen Hühnerhaus frei bewegen, am Boden kratzen, herumflattern und – natürlich – Eier legen können.

Geflügel spielt wichtige Rolle

«Die Geflügelhaltung ist ein wesentlicher Zweig unseres Landwirtschaftsbetriebes», erläutert Martin Moser, der den Familienbetrieb gemeinsam mit René Moser führt. Bereits bei der Übernahme vor 35 Jahren sei hier Geflügel gehalten worden. Der Betrieb habe schon Anfang der Neunzigerjahre, nach dem Verbot der Batteriehaltung, modernisiert werden müssen. Da der Zustand der Gebäudehüllen die Tierhaltung in zwei der bestehenden Hallen nicht mehr ermöglicht habe, sei deren Abbruch und der Neubau der neuen Geflügelhalle erforderlich geworden.

5000 Frühaufsteherinnen

In der einen Halle, die von früher noch geblieben ist, werden die Hühner, die als einen Tag alte Küken auf den Hof kommen, aufgezogen. Nach achtzehn Wochen werden sie in die neu erstellte Halle verlegt, wo sie zwei Wochen später mit dem Eierlegen beginnen. Jeweils nach einem Jahr müssen die Tiere einer neuen Generation weichen. Sie werden geschlachtet und zu Tierfutter verarbeitet.

Vorerst ist den Tieren aber noch das Leben in der modernen Anlage vergönnt: Um 3 Uhr in der Früh gehen die Lichter an, worauf die Hühner von den Stangen herunterflattern, aus der automatisch nachgefüllten Futterrinne Körner picken oder aus einem der unzähligen Selbsttränke-Näpfen trinken. Bis um 9 Uhr müssen die Hühner zu einem der Legekästen geflattert sein und das Ei gelegt haben. Die Eier gelangen mittels Förderband in den Vorraum der Halle. Dort werden sie in Eierkartons gestapelt und im Kühlraum bis zum Abtransport, welcher jeden zweiten Tag erfolgt, eingelagert.

Wintergarten und Allwetterplatz

Nun werden die Tore zum Auslauf geöffnet. Die Tiere haben frei nach ihren Bedürfnissen Zugang zum hellen und luftigen Aussenklimabereich in der Nebenhalle, welche auch als «Wintergarten» bezeichnet wird. Von da kann das Federvieh auf einen mit Blocksteinen terrassierten Allwetterplatz, dessen kiesiger Boden bezweckt, dass die Hühner auch bei nasser Witterung sauber bleiben. «Dieser Platz ist noch nicht vorgeschrieben, wird es aber dereinst sein», erklärt Moser. Der Landwirt betont, dass sowohl die strengen Auflagen des Kantons – etwa die Anteile von Boden-, Fenster-, Auslauf- und Ausbringflächen für Mist – als auch die Richtlinien des Abnehmers der «Naturaplan-Produkte» problemlos erfüllt werden. Da die Anlage einfach zu entmisten und zu reinigen sei, werde man auch den hygienischen Ansprüchen gerecht.

Wiese lockt bei gutem Wetter

Wenn das Wetter es zulässt, dürfen die Hühner noch weiter nach draussen auf die rund 1,2 Hektaren grosse Wiese. Diese muss in den nächsten Tagen noch umzäunt und strukturiert werden. Dies bedeutet, dass Bäume und Stauden gepflanzt und vereinzelt Unterstände aufgestellt werden. Sie dienen den Hühnern als Schlupfwinkel, wenn ein Greifvogel im Anflug ist. Ob sich alle Hühner in den Auslauf begeben werden, darauf ist selbst Moser neugierig und meint schmunzelnd: «Ich werde jedenfalls keines der Hühner nach draussen tragen.»

Einfangen von Hand

Ab 17 Uhr werden die Hühner eingestallt. Dies erfolgt keineswegs, wie die Anlage vermuten liesse, volautomatisch, sondern «von Hand» mittels Anlockung mit Kernen oder nach der Methode «Mann hinter Huhn her». Anschliessend werden in der zentralen Halle die Lichter gelöscht.

Nach der derzeit viel diskutierten Vogelgrippe befragt, zeigt sich Moser gelassen und findet, das sei Panikmacherei: «Falls Vorsichtsmassnahmen getroffen werden müssten, würden wir dies rechtzeitig erfahren.»

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Erstellt: 20.10.2005
Geändert: 20.10.2005
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