Helipilot Patrick Berger in den USA: Wenn wenige Zentimeter Schnee für Chaos sorgen

Der 25-jährige Patrick Berger aus Linden ist am 4. Januar 2015 in die USA gereist, um sich zum Helikopterpiloten und zum Fluglehrer ausbilden zu lassen. Die Ausbildung hat er im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen. Auf BERN-OST berichtet er nun, wie ein Schneesturm in Oregon aussieht, was ihn in zu einem Besuch in der Schweiz veranlasst hat und ob sich die Präsidentschaft Trumps auf sein Leben in Amerika auswirkt.

Patrick Berger

Nun sind schon fünf Monate vergangen seit meinem letzten Bericht. Der Winter in Oregon war durchzogen von schlechtem Wetter. Ich habe gehört und gelesen, dass es in Oregon ein bis zweimal im Winter schneit und nicht mehr. Also habe ich mir gedacht, dass es überflüssig sei Winterreifen zu kaufen. Als jedoch überall die Rede von einem Schneesturm war, habe ich mir Schneeketten gekauft, um sicherzugehen, dass ich trotzdem fahren kann.

Verkehrschaos nach wenigen Zentimetern Schnee

Als der „Schneesturm“ dann unterwegs war, ging alles drunter und darüber. Die Leute haben eingekauft wie verrückt, sich auf das Schlimmste vorbereitet. Ich konnte kaum glauben, dass 6 Zentimeter Schnee als Schneesturm angesehen werden. Ich bin mir aus der Schweiz andere Schneemassen gewöhnt.

Doch innert kürzester Zeit war die vierspurige Autobahn komplett blockiert und ein Kilometer langer Stau in beide Richtungen hat sich gebildet. Mein Chef zum Beispiel benötigte 9 Stunden, um 30 Kilometer zurückzulegen. Zum Glück hatte ich Schneeketten und dank dem Umfahren der Autobahn dauerte meine Reise „nur“ 4 Stunden. Nur wenige Tage später kam dann der richtige „Schneesturm“ mit gut 20 Zentimetern Neuschnee in einer Nacht. Doch auch das hat mich und meine Sommerreifen mit Schneeketten nicht aufgehalten, mobil zu bleiben.

Von der ruhigen Weihnachtszeit…

Aufgrund des schlechten Wetters und der Weihnachtszeit war von viel fliegen nicht gross die Rede. Viele Studenten sind nach Hause gegangen, um die Festtage mit der Familie zu verbringen. Ich habe mir meine Brötchen über diese Zeit mit administrativen Arbeiten verdient, wie zum Beispiel dem Aushelfen im Büro von unseren Mechanikern.

Lange Zeit hatte ich nur zwei Studenten, welche ich ausbildete. Doch mittlerweile kommen wieder mehr Studenten und wollen das Helikopterfliegen erlernen. Vor ein paar Wochen noch kaum beschäftigt mit fliegen, muss ich heute schauen, dass ich nicht mehr als 8 Stunden am Tag fliege. Die Regeln der amerikanischen Luftfahrtbehörde wollen es so.

… zu langen Arbeitstagen

Ein normaler Arbeitstag startet für mich normalerweise um 7 Uhr in der Früh und dauert bis um 8 Uhr abends. Es gibt Tage, da dauert meine längste Arbeitspause 10 Minuten. Da reicht es gerade einmal, um ein Snickers zu essen und etwas zu trinken. Wenn das Wetter schön ist, kommt auch mal ein Nachtflug in Frage. Dann sind es jedoch 15 Stunden Tage.

Trotz sechs Tage harter Arbeit in der Woche liebe ich meinen Job. Es macht mir Spass, meinen Studenten das Fliegen beizubringen und es macht mich auch stolz, wenn diese das erste Mal einen Solo-Flug antreten.

Gelungene Überraschung in der Schweiz

Obwohl meine Arbeitstage komplett ausgebucht sind, habe ich mir Zeit genommen, um meinen Bruder Stefan in der Schweiz im Berner Münster bei seiner Vereidigung zum Polizist zu überraschen. Er hat seine Ausbildung zum Polizisten bei der Kantonspolizei Bern abgeschlossen. Ich bin sehr stolz auf ihn und dass er diese Ausbildung, welche nicht ganz einfach ist, erfolgreich bestanden hat.

Die Überraschung im Berner Münster war ein voller Erfolg. Er konnte kaum glauben, dass ich dort auf der Bank sitze und wegen ihm eine Reise, welche von Flugausfällen, Verspätungen, verpasstem Flug und dem Steckenbleiben im Lift in Frankfurt gezeichnet war, auf mich genommen habe. Es war für uns beide ein emotionaler Moment, als wir uns nach 15 Monaten wieder einmal umarmen konnten.

Doch nach nur sechs Tagen in der Schweiz hiess es wieder „bye bye Switzerland“ und ich flog zurück nach Oregon. Nur 9 Stunden nach meiner Ankunft in Portland sass ich wieder im Hubschrauber.

Mr. Trump im Weissen Haus

Wie die ganze Welt weiss, ist Donald Trump der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Es gab heftige Demonstrationen in Portland, da die meisten Wähler in Oregon Demokraten sind. Das Polizeiaufgebot war gross und der Sachschaden war auch nicht gerade klein. Es gab Verletzte, weil Demonstranten auf der Autobahn herumgelaufen sind und angefahren wurden.

Ich werde oft gefragt, wie die Situation hier in den USA mit dem neuen Präsidenten ist. Nun ja, ich wurde noch nicht rausgeworfen, arbeite jeden Tag und bezahle immer noch meine Rechnungen. Von dem her kann ich sagen, ich habe von all dem noch nicht viel bemerkt. Jedoch lese ich oft die 20minuten-App und muss sagen, dass die Zeitungen in der Schweiz mehr über Mr. Trump berichten, als die amerikanischen Zeitungen.


[i] Zu den weiteren Berichten von Patrick Berger…


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 23.04.2017
Geändert: 27.04.2017
Klicks heute:
Klicks total: