Helipilot Patrick Berger in den USA: Bärner Züpfe, Seattle und ein Privatjet
Der 23-jährige Patrick Berger aus Linden ist am 4. Januar 2015 in die USA gereist, um sich zum Helikopterpiloten ausbilden zu lassen. Hier erzählt er, wie er in Troutdale eine "Bärner Züpfe" bäckt, die riesige Boeing-Firma besucht und mit dem Privatjet abgeholt wird.
Nachdem ich ungefähr sechs Wochen über die Festtage in die Schweiz zurückgekehrt bin, hiess es am 26. Januar wieder „Good bye, again“. Kurz in Las Vegas im Caesars Palace ein, zwei Drinks genossen, kurz die Stadt erkundet und nach nur fünf Stunden in meinen Anschlussflug nach Portland eingestiegen. Um 22.30 Uhr Ortszeit bin ich nach einer langen Reise endlich angekommen.
Nur hoffe ich, dass ich nun einige Zeit in den USA bleiben kann, mein Training beenden und anschliessend als Fluglehrer Hubschrauber arbeiten kann. Die Zeit zu Hause war nicht einfach und Feiertagsstimmung kam so gut wie gar nie auf bei mir. Es ist einfach zu viel passiert, um in Stimmung zu sein.
Wieder in Portland angekommen, das Wetter ist so wie ich es verlassen habe. Regen, schlechte Sicht, einfach immer noch unmotivierend. Viel Zeit um mich einzuleben, hatte ich nicht. Jetlag durfte gar nicht erst ein Faktor werden, denn 10 Stunden nach Ankunft war ein Flug geplant und zwei Tage später stand der Prüfungsflug an, welcher ich im alten Jahr wetterbedingt nicht mehr machen konnte. Doch ich musste alle Flüge absagen, weil das Wetter immer noch schlecht war. Somit muss ich die Prüfung komplett wiederholen und dazu mehr Flugstunden sammeln.
Also hatte ich Zeit, die schöne Natur von Oregon beim Wandern zu geniessen und das Auto zu brauchen, welches ich im November 2015 gekauft habe. Sei es auf dem Weg zur Schule oder zum Einkaufen oder sonst einfach aus Spass. Bei dem aktuellen Benzinpreis von 44 Rappen/Liter stört es auch nicht, wenn das Auto einen Verbrauch von 15 Litern auf 100 Kilometer hat.
Bärner Züpfe in Amerika
Wer schon mal in den USA war weiss, gutes Brot wie wir es von der Schweiz gewöhnt sind, ist schwer zu finden. Und das Weissbrot „Made in USA“ hat man nach ein paar Wochen gesehen. Auch ich vermisse das gute Brot oder der Butterzopf am Sonntagmorgen. Also habe ich eine gute Bekannte aus Linden nach dem Bärner-Züpfe-Rezept gefragt. Alle Angaben mit Anleitung erhalten hiess es umrechnen von Fahrenheit in Celsius, da die "Amis" das Metrische System nicht anerkennen wollen.
Soweit so gut. Nur noch einkaufen, nachschauen, was Hefe übersetzt auf Englisch heisst (Yeast) und versuchen, mit Hilfe von Youtube einen Zopf zu flechten. Die Form und Geschmack war ähnlich wie ich es gewöhnt war, nur war der Zopf gelblich, wohl das falsche Mehl erwischt. Aber nach mehreren Versuchen mit anderem Mehl habe ich es doch noch hingekriegt. Somit geniesse ich jede Woche gute Bärner Züpfe in den USA.
Seattle Downtown und Besuch der Boeing-Firma
Wie vorher schon erwähnt, muss ich nun Flugstunden machen, um den Anforderungen für die Lizenz gerecht zu werden. Warum nicht nach Seattle? Einige Stunden Planung und gute Vorbereitung war ein Muss, schliesslich fliege ich in einen sehr beflogenen Luftraum und quer über den Internationalen Flughafen von Seattle.
Es war nicht nur ein Flug zum Geniessen, es war sehr aufwändig mit Funksprüchen. Schliesslich musste ich Erlaubnis haben, um überhaupt in den Luftraum „B“ (Bravo) einfliegen zu dürfen. Anderenfalls habe ich Problem mit der amerikanischen Luftfahrtbehörde.
Flughafen überflogen, weiter Richtung Norden nach Paine Field wo ich eine Tour von dem Flugzeughersteller Boeing reserviert habe. Die Firma hält den Weltrekord für das grösste in Volumen gemessene Gebäude der Welt. Man könnte das ganze Disneyland mit Parkplätzen reinstellen, und hätte immer noch Platz. Es war sehr interessant und eindrücklich. Fotos gibt es keine, da ein absolutes Foto und Filmverbot war.
Auf dem Rückflug flog ich mit meinem Fluglehrer über die Stadt Seattle und machten gute Fotos von der Space Needle und der Stadt selbst. Anschliessend flogen wir zurück nach Troutdale. Der ganze Flug war 5.6 Stunden lang und ich glaube, wir beide haben auf dem ganzen Flug viele Erfahrungen gesammelt.
"Ich fühlte mich wie ein VIP"
Einige Tage später haben wir feststellen müssen, wie unberechenbar das Wetter an der Küste sein kann. Auf dem Hinflug zum Flughafen in Tillamook war das Wetter noch gut, drehte jedoch innerhalb weniger Minuten in sehr schlechtes Wetter um und wir mussten am Boden bleiben und konnten an dem Tag nicht mehr starten. Wir bekamen dann einen Anruf, dass uns am Abend ein Flugzeug abholen kommt, was ziemlich cool war.
Habe mich gefühlt wie ein VIP: Eine 7-Plätzer Maschine kommt und bringt dich nach Hause, ohne dass ich etwas dafür bezahlen musste. Am nächsten Tag fuhr uns jemand wieder zurück zum Flughafen und wir flogen den Hubschrauber zurück nach Troutdale.
Zusammenfassend kann ich sagen, ich habe schon viel erlebt und gelernt in der kurzen Zeit. Habe mich schon wieder voll an das Leben in den USA gewöhnt und eingelebt. Ich finde es immer noch interessant, welche Blicke man auf sich zieht, wenn ich in meinem Fliegerkombi nach einem Flug kurz einkaufen gehe. Einmal wurde ich gefragt ob ich ein Pilot der amerikanischen Luftwaffe bin, was ich sehr witzig fand. Jedoch musste ich ihn enttäuschen und sagen, dass ich nur gewöhnlicher Pilot bin, der an seiner Berufspilotenlizenz arbeitet.
Nun heisst es wieder viel lernen, um meine restliche Ausbildung in den nächsten Monaten abschliessen zu können. Ausserdem werde ich wohl bald ein Fitness Center besuchen, damit ich (wieder) in Form komme, da mein Fahrrad über die Feiertage gestohlen wurde und ich wie ein typischer Amerikaner das Auto für fast jeden Kilometer, der zu machen ist, nehme.
[i] Zu den vergangenen Berichten von Patrick Berger...