Hallenbad Grosshöchstetten: IG wäscht Gemeinderat den Kopf

In Grosshöchstetten herrscht Unmut über die hohen Kosten der Hallenbadsanierung. Gestern traf sich der Gemeinderat mit Vertretern der neu gegründeten IG pro Bad. Diese fordert Transparenz und fortlaufende Information.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Die Kosten für die Sanierung des Hallenbades Grosshöchstetten sind aus dem Ruder gelaufen (siehe unten). Kleinlaut musste der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung im letzten November bekanntgeben, dass mit Nachkrediten zu rechnen sei. Anstelle von 3,7 kostet die Sanierung 5,3 Millionen Franken. Die Versammlungsteilnehmer waren fassungslos. Voten wie «Bärenpark-Effekt» und «Debakel» wurden laut (wir berichteten).

IG trifft Gemeinderat
 
Nach der Gemeindeversammlung entschloss sich der Vorstand des ehemaligen Schwimmbadvereins, eine Interessengemeinschaft (IG) pro Bad zu gründen. Sie teilte mit, sie verstehe sich als Sprachrohr der Bürgerinnen und Bürger die wegen der massiven Budgetüberschreitung bei der Schwimmbadsanierung empört sind.

Gestern haben sich Vertreter der IG mit dem Gemeinderat zu einer Aussprache getroffen. «Wir haben uns gefunden», fasst IG-Präsident Marcel Wälchli zusammen. Die IG verlange vom Gemeinderat, dass er transparent handle und fortlaufend informiere. Dies sei gestern zugesichert worden. «Wir wollen auch, dass der Badebetrieb kunden- und marktorientiert ist», so Wälchli. Aus diesem Grund sammle die IG auf ihrer Homepage nun Anliegen der Bevölkerung. Es sei wichtig, dass beispielsweise Öffnungszeiten und Wassertemperatur den Bedürfnissen der Nutzer entspreche. «Ein Schwimmbad muss funktionieren wie eine Firma.»

Happige Preisaufschläge
 
Auf der Homepage der IG pro Bad äussert sich auch René Wälchli. Der langjährige Präsident des Schwimmbadvereins. zeigt sich erstaunt, dass im Gemeindebudget 2010 die 1,06 Millionen Franken, die der Kantonale Sportfonds an das Bad beisteure nicht enthalten sind. Auch nicht die 40000 Franken der Genossenschaft EVK.

Des weiteren kritisiert René Wälchli, die zukünftige Preispolitik. Obschon 70 Prozent Auswärtige das Hallenbad nutzen, müssen diese mehr bezahlen als Einheimische. Teurer wirds aber auch für Ortsansässige, etwa bei den Paarabonnementen. Diese kosteten früher für Hallen- und Freibad sowie Sauna 840 Franken. Nach neuem Tarif sollen es 1510 Franken sein, obschon keine Sauna mehr vorhanden ist. René Wälchli fordert dass die Preispolitik überprüft wird.

Keine Steuererhöhung
 
Gemeindepräsident Walter Hofer (BDP) zeigt sich zufrieden über die Aussprache mit der IG pro Bad. Man sei sich einig, habe das gleiche Ziel. «Die Arbeiten müssen sauber beendet werden. Des weiteren wollen laufend den Stand der Dinge kommunizieren», so Hofer. Man wolle ein attraktives Bad, wo die Leute gern hingehen. Die weiteren Anliegen der IG, wie etwa die Preispolitik werde der Gemeinderat «ernsthaft prüfen.» Die aus dem Ruder gelaufenen Kosten seien «unschön», manches sei nicht gut gelaufen. Der Gemeinderat habe dies erkannt und versuche, die Hintergründe zu klären.

Eröffnung im März
 
In der zweiten Hälfte Februar wird eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung stattfinden. Die Eröffnung ist für März vorgesehen. Vorher kann das Bad an einem Tag der Offenen Tür besichtigt werden. Zu den Finanzen meint Hofer: «Gemäss heutiger Einschätzung sollten wir um eine Steuererhöhung herumkommen.» Über den notwendigen Nachkredit wird das Volk an der Urne abstimmen. Der Termin für diese Urnenabstimmung ist noch nicht bekannt.


5,3 statt 3,7 Millionen

Die Stimmberechtigten von Grosshöchstetten haben für die Sanierung des Hallenbades und den Bau einer Wellnessabteilung 4,6 Millionen Franken bewilligt. Nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, auf Wellness und Sauna zu verzichten, blieben noch 3,77 Millionen Franken. Die Gemeindeversammlung von Ende November musste dann schlechte Nachrichten schlucken: Der Gemeinderat teilte mit, die effektiven Kosten der Sanierung würden auf 5,3 Millionen geschätzt.

Die Mehrkosten sind teilweise auf zu tiefe Kostenvoranschläge zurückzuführen. Zudem hatte das Beheben eines Wassereinbruchs unvorhergesehene, teuere Arbeiten zur Folge. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) hat die Gründe für die Mehrkosten untersucht und einen Bericht erstellt (siehe oben). Die Kommission kam zum Schluss, dass höchstens 500000 Franken Unvorhersehbarem zuzuschreiben seien. Die GPK spart nicht mit Kritik. Sie bemängelt unter anderem, dass ständig wechselnde Personen für Planung und Projektleitung zuständig gewesen seien. Zudem sei das Projektmanagement «mangelhaft» gewesen.

www.pro-bad-g.ch
www.bad-g.ch

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Erstellt: 22.01.2010
Geändert: 22.01.2010
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