Häutligen - Familie mit Kindern dringend gesucht

Die Situation ist bitter: Zieht eine Familie mit Kindern von Häutligen weg, muss die Primarschule wohl schliessen. Die Gemeinde hat zu wenig Schüler.

Dominik Galliker, Berner Zeitung BZ
Multitasking. So lautet die Devise für Petra Bürki. Multitasking und ausführliche Planung. Sie ist Lehrerin der einzigen Klasse in der Schule Häutligen. 15 Kinder von der ersten bis zur sechsten Primarstufe betreut sie. Und jeder Jahrgang lernt etwas anderes. Während die Erstklässler die Zahlen bis 100 üben, lernen die Zweitklässler das kleine 11, und die Fünftklässler büffeln Geometrie. Frontalunterricht ist kaum möglich, Petra Bürki eilt von Kleingruppe zu Kleingruppe. Die Lehrerin muss sich bemühen, nicht den Überblick zu verlieren. Reges Treiben herrscht in der kleinen Schule im Zentrum von Häutligen.

«Ich sehe schwarz»


Früher oder später wird im Schulhaus jedoch Ruhe einkehren. Das scheint klar zu sein. «Langfristig sehe ich für die Schule schwarz», sagt Gemeindepräsident Christian Mosimann. Häutligen wolle so lange wie möglich eigenständig bleiben, und momentan sehe es finanziell gut aus. Über kurz oder lang würde die Gemeinde jedoch fusionieren müssen, so Mosimann, zum Beispiel mit Konolfingen. Dann würde die Schule wohl geschlossen.

 

Doch es könnte schon früher zu Ende gehen: Häutligen hat zu wenig Schüler. Heuer sind es 15 Kinder, nächstes Jahr noch 13. Damit kratzt Häutligen die untere Grenze: Fallen die Schülerzahlen unter 12, überprüft der Kanton, ob die Schule geschlossen werden muss. Zieht eine Familie mit Kindern von Häutligen weg, sieht es für die Schule schlecht aus.

 

Die Schüler scheinen es gelassen zu nehmen. In die Oberstufe gehen sie sowieso nach Konolfingen. Sie würden sich darauf freuen, sagen drei Fünftklässler. «Dort finden wir mehr Kollegen als hier.» Dafür würden sie den längeren Schulweg gerne auf sich nehmen.

 

«Ein Teufelskreis»


Christian Mosimann hätte mehr Mühe. Ein Dorf ohne Schule ist kein richtiges Dorf, so laute der Tenor aus der Bevölkerung. Sie sei ein Treffpunkt, ein Ort, der das Zusammenleben fördere. «Wir versuchen Familien nach Häutligen zu locken», sagt Mosimann. Das sei jedoch schwierig. Denn das Bauland in der Gemeinde ist knapp. 2,5 Hektaren darf Häutligen alle 15 Jahre einzonen – etwa ein halbes Fussballfeld. Mehr lässt der Kanton nicht zu. Warum nicht? Unter anderem weil die Gemeinde keine ÖV-Anbindung hat. Warum hat sie keine? «Weil wir zu wenig Einwohner haben», sagt Mosimann. «Das ist ein Teufelskreis.»

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Erstellt: 19.06.2012
Geändert: 19.06.2012
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