Gystenstein - Konolfingen will eine Tagesschule anbieten

In Gysenstein soll ab nächstem Schuljahr eine Tagesschule angeboten werden. Eine solche Institution entspreche einem gesellschaftlichen Bedürfnis und wirke sich positiv auf die Kinder, die Eltern und das Dorf aus, ist die Arbeitsgruppe überzeug

Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
Mit der Form der Tagesschule beschäftigt sich Monika Keller, Präsidentin der Schulkommission Sekundarstufe I von Konolfingen, bereits seit längerer Zeit. Auslöser waren die rückläufigen Schülerzahlen an der Primarschule Gysenstein.

«Als wir das Projekt im Frühjahr der Bevölkerung von Gysenstein vorstellten, wurde es deutlich unterstützt. Niemand äusserte sich dagegen». Darauf bildete sich eine Arbeitsgruppe mit Eltern, Lehrern und Behördenmitgliedern. Sie erarbeitete ein Grobkonzept, das der Schulkommission vorgestellt wurde. Diese erteilte der Gruppe schliesslich ein Mandat mit dem Auftrag, das Projekt voranzutreiben und ein Feinkonzept auszuarbeiten.

Mittels Fragebogen sollte das Bedürfnis einer Tagesschule abgeklärt werden. «Im Detail haben wir die Umfrage noch nicht ausgewertet, doch sind die Rückmeldungen mehrheitlich positiv», sagt Martin Gehrig, der die 4. bis 6. Gesamtklasse in Gysenstein unterrichtet.

Vorteile für Kinder und Eltern

Zweifel, dass die Tagesschule zuwenig Nachfrage hätte, hat die Arbeitsgruppe keine. «Diese Form stösst in einer Zeit, da vermehrt beide Eltern arbeiten oder die Kinder nur durch einen Elternteil betreut werden, auf zunehmendes Interesse», ist Kathrin Neeser überzeugt.

Die Tagesschule bringe aber nicht nur den Eltern, sondern auch den Kindern viel, betont die Elternvertreterin. «Der Tagesablauf wird vereinheitlicht, die Kinder essen nicht einmal da und einmal dort zu Mittag. Zudem profitieren sie von vermehrten Kontakten mit Kindern unterschiedlichen Alters. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Tagesschule ist die Aufgabenhilfe, welche auch die Eltern entlasten soll».

Die Offenheit fördern

Dass eine Konolfinger Tagesschule ausgerechnet in Gysenstein entstehen soll, ist für die acht Mitglieder der Arbeitsgruppe kein Zufall. Das Schulhaus sei schön gelegen, für die Freizeitgestaltung bestehe dadurch genügend Umschwung.

Das eher kleine Schulhaus fördere eine familiäre Stimmung, ausserdem sei genügend Platz vorhanden. «Wir sind überzeugt, dass es unseren Kindern, aber auch dem ganzen Dorf gut tun würde, wenn die Palette der Schülerinnen und Schüler breiter wäre. Das fördert die Offenheit», erklärt Kathrin Neeser, die selber zwei schulpflichtige Kinder hat. Zudem könnte die Schule in Gysenstein erhalten bleiben, wenn die Schülerzahl zunimmt.

Durchgehend betreut

Das Konzept sieht vor, dass die Kinder während Blockzeiten, zum Beispiel von 8 bis 17 Uhr, eventuell bereits ab 7 Uhr, betreut werden. Die zusätzlichen 10 bis 20 «Tageskinder» würden in den bestehenden Klassen (1. bis 6. Schuljahr) integriert.

Heute unterrichten die beiden Lehrkräfte in den beiden mehrstufigen Klassen 28 Kinder. «Natürlich werden wir darauf achten, dass wir die bisherigen Strukturen beibehalten können und nicht etwa eine Klasse überfüllt wird», erklärt Monika Keller.

Die Lehrerin Annette Löffel sowie der Lehrer Martin Gehrig würden wie bisher unterrichten, für die Betreuung ausserhalb der Schulzeiten sollen pädagogisch geschulte Personen angestellt werden.

Reglement trotz Unklarheiten

Obwohl die Arbeitsgruppe nun ein Reglement ausarbeitet, ist noch vieles unklar: Wieviele Kinder angemeldet werden, zum Beispiel. Und davon hängt ab, wieviele Betreuungspersonen es braucht und wie hoch die Kosten sind. «Wir haben ein provisorisches Budget aufgestellt, das bei 20 Schülern mit Kosten von rund 100'000 Franken rechnet. Davon geht über die Hälfte an die Betreuung», sagt Monika Keller.

Eltern müssen bezahlen

Die Tagesschule soll kostendeckend betrieben werden. «Das wäre mit 450 bis 500 Franken pro Kind und Monat der Fall.» Um auf die jeweilige familiäre Situation Rücksicht nehmen zu können, soll der Tarif abgestuft werden.

Die Arbeitsgruppe ist derzeit am Abklären, ob noch finanzielle Unterstützung zum Beispiel von der Wirtschaft erhalten werden könnte. Nicht der Fall ist dies vom Kanton. Angewiesen sei man auf jeden Fall auf eine Defizitgarantie der Gemeinde.

Start im August 2002

Der Zeitplan sieht vor, dass die Arbeitsgruppe das Detailkonzept bis im Dezember ausarbeitet, damit die Schulkommission am 10. Dezember darüber befinden kann. Anschliessend geht es an den Gemeinderat. Im Februar 2002 ist ein Informationsabend geplant, gleichzeitig beginnen die Anmeldungen. Start für die Tagesschule ist laut Plan im August 2002.

Der Gemeinderat Konolfingen wurde bisher kaum mit dem Projekt Tagesschule konfrontiert, wie Gemeindepräsidentin Susanne Brechbühl erklärt. Bei einer Konsultativabstimmung habe sich der Rat zwar positiv geäussert. Gehe es aber um konkrete finanzielle Beiträge, werde dies bestimmt Diskussionen auslösen.

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Erstellt: 15.11.2001
Geändert: 15.11.2001
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