Gysenstein - Der Männerchor, der keine Nachwuchsprobleme kennt
Der Männerchor feiert am Wochenende sein 75-Jahr-Jubiläum. Alle der 21 Sänger stammen aus dem Dorf bei Konolfingen oder sind dort geboren. Unter ihnen sind fünf Vater-Sohn-Paare.
Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
Der Älteste ist 86, der Jüngste 28 Jahre alt. Was den alten Christian Rothen und den jungen Bruno Friederich verbindet, ist die Freude am Singen. Die pflegen sie jeden Donnerstagabend im Männerchor Gysenstein. Das tun auch Rothens Sohn Hans und Friederichs Vater Michael. Nebst ihnen gibt es im 21-köpfigen Gysensteiner Männerchor noch drei weitere Vater-Sohn-Paare. Alle wohnen in Gysenstein oder sind im Dorf geboren. Die Proben im Schulhaus lässt kaum einer ausfallen. Vor allem jetzt nicht, wo es auf den Sängertag zugeht, den die Gysensteiner für die Chorvereinigung Konolfingen organisieren. Für diesen Anlass üben sie mit Dirigentin Renate Wälti drei Lieder ein.
In einem Halbkreis stehen die Männer in zwei Reihen in der kleinen Schulhausaula mit den rostrot gesprenkelten Linoleumplatten. Sie gehorchen den Anweisungen der Dirigentin und singen Tonleitern: hinauf «düüssele», hinab «täsele» in schönstem Berndeutsch. Den Hauptsatz des Liedes «Dert, woni deheime bi» müssen sie mehrmals wiederholen. Die Dirigentin vermisst die nötige Inbrunst. Dann klappt es. Gesungen wird stehend, vierstimmig und auswendig. Auf der Tanne vor dem offenen Fenster trillert unermüdlich ein Buchfink.
Lieder von Göla und Wittlin
180 Haushalte gibt es in Gysenstein. Das Dorf gehört zu Konolfingen, hat Postleitzahl 3503, aber keine Post mehr. «Der Pöstler wohnt in der ehemaligen Post», sagt Martin Wyss, Vizepräsident des Männerchors. Um den Nachwuchs zu sichern, frage man jeweils die Schulabgänger, ob sie dem Chor beitreten wollen, sagt Wyss.
Um Jüngere zu begeistern, singt der Chor nebst traditionellen Liedern auch Modernes wie den «Schwan» von Göla und «Geister» von Housi Wittlin. Das ist beliebter als Fremdsprachiges. «Französisch geht beispielsweise gar nicht», so Wyss. «Die traditionellen Lieder scheinen für die Jungen auch durchaus ihren Reiz zu haben», sagt Präsident Jonas Rohrer.
Belohnung statt Busse
In den Statuten aus dem Gründungsjahr 1936 steht unter anderem «Busse bis zu 50 Rp. bei unentschuldigtem Wegbleiben». Obschon diese Statuten immer noch gültig sind, halte man sich nicht daran, sagt Vizepräsident Martin Wyss und lacht. Wer schwänzt, wird heute nicht mehr bestraft. Dafür gibt es einen Zinnbecher als Belohnung für Sänger, die mindestens 90 Prozent der rund 40 jährlichen Proben und Auftritte besuchen. Absenzen sind selten.
Die Mitgliederzahl des Männerchors liegt seit Jahren stabil bei über 20. In diesem Jahr feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Das Jubiläum wird am Samstag mit Gästen, Sponsoren und Vereinsdelegationen zelebriert. Am Sonntag folgt der Sängertag in Konolfingen, für den man 150 freiwillige Helfer finden konnte. Der Rückhalt im Dorf und bei den anderen Vereinen freut alle. Man hält zusammen. Deshalb folgt auf der Wichtigkeitsskala nach dem Singen gleich die Geselligkeit, wie Vorstandsmitglied Hans Steiner erklärt. Nach den Proben treffen sich die Sänger entweder im Kreuz Schlosswil oder im Bahnhöfli Tägertschi. Gysenstein hat schon länger keine Wirtschaft mehr. «Dafür haben wir eine Hornussergesellschaft und die Feldschützen», sagt Hans Steiner.
[i] Jubiläumsfest. Samstag, 25. Juni, Kirchgemeindehaus Konolfingen. Eintritt: Fr. 10.-. Reservation: Tel. 079 245 77 43. Ab 20.15 Uhr: Schärischlifergritt, Männerchöre Gysenstein, Schlosswil. 21.45 Uhr: Phenomen. Finalisten der TV-Sendung «Die grössten Schweizer Talente».
In einem Halbkreis stehen die Männer in zwei Reihen in der kleinen Schulhausaula mit den rostrot gesprenkelten Linoleumplatten. Sie gehorchen den Anweisungen der Dirigentin und singen Tonleitern: hinauf «düüssele», hinab «täsele» in schönstem Berndeutsch. Den Hauptsatz des Liedes «Dert, woni deheime bi» müssen sie mehrmals wiederholen. Die Dirigentin vermisst die nötige Inbrunst. Dann klappt es. Gesungen wird stehend, vierstimmig und auswendig. Auf der Tanne vor dem offenen Fenster trillert unermüdlich ein Buchfink.
Lieder von Göla und Wittlin
180 Haushalte gibt es in Gysenstein. Das Dorf gehört zu Konolfingen, hat Postleitzahl 3503, aber keine Post mehr. «Der Pöstler wohnt in der ehemaligen Post», sagt Martin Wyss, Vizepräsident des Männerchors. Um den Nachwuchs zu sichern, frage man jeweils die Schulabgänger, ob sie dem Chor beitreten wollen, sagt Wyss.
Um Jüngere zu begeistern, singt der Chor nebst traditionellen Liedern auch Modernes wie den «Schwan» von Göla und «Geister» von Housi Wittlin. Das ist beliebter als Fremdsprachiges. «Französisch geht beispielsweise gar nicht», so Wyss. «Die traditionellen Lieder scheinen für die Jungen auch durchaus ihren Reiz zu haben», sagt Präsident Jonas Rohrer.
Belohnung statt Busse
In den Statuten aus dem Gründungsjahr 1936 steht unter anderem «Busse bis zu 50 Rp. bei unentschuldigtem Wegbleiben». Obschon diese Statuten immer noch gültig sind, halte man sich nicht daran, sagt Vizepräsident Martin Wyss und lacht. Wer schwänzt, wird heute nicht mehr bestraft. Dafür gibt es einen Zinnbecher als Belohnung für Sänger, die mindestens 90 Prozent der rund 40 jährlichen Proben und Auftritte besuchen. Absenzen sind selten.
Die Mitgliederzahl des Männerchors liegt seit Jahren stabil bei über 20. In diesem Jahr feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Das Jubiläum wird am Samstag mit Gästen, Sponsoren und Vereinsdelegationen zelebriert. Am Sonntag folgt der Sängertag in Konolfingen, für den man 150 freiwillige Helfer finden konnte. Der Rückhalt im Dorf und bei den anderen Vereinen freut alle. Man hält zusammen. Deshalb folgt auf der Wichtigkeitsskala nach dem Singen gleich die Geselligkeit, wie Vorstandsmitglied Hans Steiner erklärt. Nach den Proben treffen sich die Sänger entweder im Kreuz Schlosswil oder im Bahnhöfli Tägertschi. Gysenstein hat schon länger keine Wirtschaft mehr. «Dafür haben wir eine Hornussergesellschaft und die Feldschützen», sagt Hans Steiner.
[i] Jubiläumsfest. Samstag, 25. Juni, Kirchgemeindehaus Konolfingen. Eintritt: Fr. 10.-. Reservation: Tel. 079 245 77 43. Ab 20.15 Uhr: Schärischlifergritt, Männerchöre Gysenstein, Schlosswil. 21.45 Uhr: Phenomen. Finalisten der TV-Sendung «Die grössten Schweizer Talente».