Grosshöchstetten: «Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel wir noch wachsen wollen»

Wie gross soll Grosshöchstetten werden? In diesem Jahr dürften 120 Wohnungen entstehen, weitere werden folgen. Die Gemeinde könne dieses Wachstum gut verkraften, meint Gemeindepräsident Walter Hofer.

Silvia Ben el Warda-Wullschläger / Wochen-Zeitung
Wochen-Zeitung: Herr Hofer, in Ihrer Gemeinde herrscht ein richtiger Bauboom. Warum gerade jetzt?

Walter Hofer: Das war nicht so geplant. Die Rosigmatte hätte schon vor eineinhalb Jahren überbaut werden sollen, liess sich aber nicht verwirklichen, dasselbe gilt für den Schönenboden, der bereits seit 20 Jahren eingezont ist. Die Überbauung des Gerber-Areals kam auch für uns zu diesem Zeitpunkt überraschend, ist aber eine erfreuliche Sache. Der Bauboom ist also zufällig entstanden.

Von 1994 bis 2000 nahm die Einwohnerzahl um 238 zu, so viel, wie nun in einem Jahr. Kann die Gemeinde das verkraften?

Wir zählen nun schon seit Jahren so um die 3200 Einwohner. Obwohl die Überbauungen sicher mehr Einwohner bringen werden, darf man dies auch nicht überbewerten. Die Vennermatte-Überbauung und auch andere Beispiele haben gezeigt, dass pro Wohnung oft eine bis zwei Personen einziehen und leider nicht unbedingt Familien.

Obwohl die Schule dringend auf mehr Kinder angewiesen wäre. Kann die Gemeinde da nichts tun?

Wir können den Eigentümern höchstens ins Gewissen reden, aber vorschreiben können wir ihnen nicht, wem sie die Wohnungen verkaufen oder vermieten. Wir bieten seit diesem Schuljahr die Tagesschule an. Das mag für die eine oder andere Familie ein Argument sein, um nach Grosshöchstetten zu ziehen. Es ist aber so, dass neue Wohnungen meist zu teuer sind für Familien.

Die Infrastruktur, welche die Gemeinde bieten muss, beschränkt sich aber nicht bloss auf die Schule.

Vor allem die Wasserversorgung und die Verwaltung müssen genügend Kapazität aufweisen, um die zusätzlichen Einwohner aufnehmen zu können. Da sehe ich aber keine grossen Probleme auf uns zu kommen. Dank dem die Überbauungen alle im Dorfzentrum erfolgen, muss die Gemeinde auch keine Erschliessungsstrassen bauen.

Soll dieser Bauboom in den nächsten Jahren weiter anhalten?

Nein. Wenn diese vier Projekte (siehe unten) fertig erstellt sind, dürfte für einige Jahre Ruhe einkehren. Die Revision der Ortsplanung ist erst seit gut vier Jahren in Kraft und sollte noch sechs bis sieben Jahre Gültigkeit haben. Dann sehen wir weiter.

Hat die Gemeinde noch Bauland?

Es bestehen noch einzelne Parzellen, nicht aber grössere zusammenhängende Gebiete. Wo wir allenfalls einzonen werden, ist noch völlig offen.

Wie gross soll Grosshöchstetten denn werden?

Sicher nicht viel grösser, als es heute ist; wir wollen eine Landgemeinde bleiben. Man darf nicht vergessen, dass jede Wohnung mehr Verkehr nach sich zieht. Schon heute fahren täglich bis 18’000 Autos durch unser Dorf. Gerade im Hinblick auf das zusätzliche Verkehrsaufkommen müssen wir uns die Frage stellen, ob wir überhaupt noch wachsen wollen.

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Erstellt: 06.01.2011
Geändert: 06.01.2011
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