Grosshöchstetten - "Triathlon ist abwechslungsreich"

Sie trainiert mit dem Schwimmklub, fährt Rad mit einem Männerteam und läuft bei der OL-Gruppe der Uni mit. Wenn Christin Aeberhard alle drei Disziplinen miteinander verbindet, zählt sie hier zu Lande zu den stärksten Triathletinnen.

Sandra Joder, Wochen-Zeitung
Alles, was mit Sport zu tun hat, interessiert Christin Aeberhard. Schon als Kind war das so – egal ob Geräteturnen oder Schwimmen. Sie war mit dabei. Dass sie schlussendlich beim Triathlon gelandet ist, hat sich so ergeben. Nur Schwimmen oder nur Fahrrad fahren wären ihr zu langweilig, sagt sie. «Triathlon ist abwechslungsreich. Es ist schwierig, in allen drei Disziplinen ein gutes Niveau zu halten.» Und genau das ist die Stärke der Grosshöchstetterin. Sie gehört zu den besten Triathletinnen der Schweiz. Letztes Jahr siegte sie bei den U-23-Schweizer-Meisterschaften.

«Noch fehlt das Quäntchen»

Doch der Weg ganz zuvorderst an die Spitze ist hart und schwierig. «Noch fehlt das letzte Quäntchen», sagt sie. Und dies sei manchmal gar nicht einfach zu akzeptieren, schliesslich wende sie extrem viel Zeit für das Training auf. Wenn dann der erhoffte Leistungssprung nicht eintritt, sei das frustrierend.

Und ein noch grösserer Trainingsaufwand liegt momentan nicht drin. Christin Aeberhard studiert Sportwissenschaften. Sie passt ihr Training dem Stundenplan der Uni an. Auf keinen Fall will sie das Studium hinauszögern.

Wichtiges Rennen am Wochenende

Ein wichtiger Triathlon steht Christin Aeberhard am kommenden Wochenende bevor: Der Super-Sprint-Triathlon in Zug zählt als Qualifikation für die U-23-Europa-Meisterschaft. Für Christin Aeberhard ist es das letzte Mal, das sie mit der Europa-Meisterschaft für alle bis 23-Jährigen liebäugeln kann. Im März hat sie nämlich genau dieses Alter erreicht. Das Rennen wird als zweifach Triathlon ausgetragen. Das heisst, die Strecken der einzelnen Disziplinen sind kürzer, sie müssen jedoch zweimal nacheinander zurückgelegt werden. «Für die Zuschauer ist diese Form attraktiver, für uns aber brutal hart», sagt sie. Es werde schwierig, die Qualifikation zu schaffen.

Etwa fünf Frauen werden sich um die zwei Startplätze streiten. «Ich bin nicht die stärkste, aber es ist auch nicht unmöglich.» Das letzte Rennen hat Christin Aeberhard verunsichert. Die Platzierung war zwar gut; mit der Zeit war sie jedoch unzufrieden. Das bringt sie ins Grübeln: Lag es an der schlechten Vorbereitung? Oder war der Körper noch nicht ganz erholt? Die Sportlerin tippt auf die Erholung. Sie war erst kurz vor dem Rennen aus einem mehrtägigen Trainingslager zurückgekehrt.

Arbeit mit dem Körper

«Beim Triathlon lernt man, mit dem Körper zu arbeiten.» Bestimmte Symp­tome zeigen ihr, wann es Zeit ist, mit dem Training kürzer zu treten: Wenn sie in der Nacht unter Schweiss­ausbrüchen leidet oder wenn sich der Puls schon beim Treppensteigen erhöht. «Dann liegt es am Kopf, zu begreifen, dass jetzt weniger mehr ist.»

Qualifikation für den «Ironman» geschafft

Den Start an einem sportlichen Höhepunkt in diesem Jahr hat sich Christin Aeberhard bereits gesichert. Bei ihrer ersten «Ironman»-Teilnahme im vergangenen Jahr belegte sie mit einer Zeit von 10 Stunden und 13 Minuten den ersten Rang in ihrer Kategorie. Aus diesem Grund könnte sie nun am «Ironman» von Hawaii mit von der Partie sein. Könnte? Die Studentin müsste 7000 bis 10’000 Franken dafür aufbringen. Allein will sie aber sowieso nicht nach Hawaii fahren – vielleicht schafft ihr Freund die Qualifikation am Ironman Switzerland in Zürich ebenfalls.

Zweite Heimat in der Ostschweiz

Mittlerweile ist Christin Aeberhard Mitglied des Elite Tri Teams St.Gallen-Appenzell. «Die Ostschweiz ist durch meinen Freund zu meinem zweiten Zuhause geworden.» Neben dem Sport bleibt ihr nur noch wenig Zeit für weitere Hobbys oder um Freunde zu treffen. Hinten anstehen muss auch das Lesen. «Lila, lila» von Martin Suter liegt auf dem Nachttisch. Doch mehr als ein paar Seiten schafft sie pro Abend nicht – die Augen fallen ihr vorher zu.

Bis 225,8 Kilometer am Stück

Das Wort Triathlon kommt aus dem Griechischen und bedeutet Dreikampf (Schwimmen, Rad fahren und Laufen). Erfunden wurde der Triathlon wahrscheinlich um 1920 in Frankreich. «Les trois Sports» soll aus drei Kilometern Laufen, zwölf Kilometern Rad fahren und der Überquerung des Flusses Marne bestanden haben. Die Rennen blieben jedoch ziemlich unpopulär. Es wurde still um die Ausdauersportart. Mitte der Siebzigerjahre wurde der Triathlon in den USA zu neuem Leben erweckt. Die Streckenlängen hängen von den örtlichen Gegebenheiten ab. Zu internationalen Rennen gehören 1,5 km Schwimmen, 40 km Rad fahren und 10 km Laufen. Diese Triathlon-Distanz ist seit dem Jahr 2000 olympisch.

Ein Marathon zum Dessert

Der wohl bekannteste Triathlon ist der «Ironman»-Triathlon auf Hawaii. Er besteht aus 3,8 km Meeresschwimmen, 180 km Radfahren und einem Marathonlauf (42 km). Die Bestzeit liegt unter acht Stunden. Die Schweizerin Natascha Badmann konnte den «Ironman» Hawaii bisher fünfmal für sich entscheiden (1998, 2000-2002 und 2004).

Für alle, die einmal Triathlonluft schnuppern wollen, organisiert der Schweizer Triathlonverband eine «Tri Mini Serie». Die Rennen setzen sich aus 0,5 km Schwimmen, 20 km Rad fahren und 5 km Laufen zusammen. Am 21. August findet beispielsweise das Power Race Emmental statt. (www.trisuisse.ch)

Kein Windschattenfahren

Die drei Wettkampfstrecken werden in ununterbrochener Folge absolviert. Die Wechsel vom Schwimmen zum Rad fahren und vom Rad fahren zum Laufen gehören zum Wettkampf. Bei niedrigen Wassertemperaturen kann das Schwimmen in kälteschützenden Neopren-Anzügen absolviert werden. Das regelkonforme Material zum Radfahren ist weniger streng reglementiert als im klassischen Radsport.

Zu erwähnen ist die strikte Helmpflicht sowie das Verbot des Windschattenfahrens beim Radfahren (ausser bei internationalen Wettkämpfen sowie Europa- und Weltmeisterschaften über die Olympische Distanz).

www.wochen-zeitung.ch
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Erstellt: 16.06.2005
Geändert: 16.06.2005
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