Grosshöchstetten - Sie liebt die Menschen und den Oberemmentaler Dialekt
«E Nacht z Venedig» ist der Titel von Ilse Vögelis zweitem Buch. Sie schreibt Geschichten im Oberemmentaler Dialekt.
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Ältere Menschen im oberen Emmental wissen sicher, dass man früher das Schlachthaus «Schaau» nannte, die Leinenschürzen mit Wachs «glanderierte», bis sie glänzten, und «chräicht» sagte anstatt «Kurve nehmen». Das sind drei von unzähligen Ausdrücken, die Ilse Vögeli in ihren Geschichten verwendet. Soeben ist das zweite Buch der in Biglen aufgewachsenen 76-jährigen Frau erschienen. Sie wohnt seit über drei Jahrzehnten in Grosshöchstetten, wo sie im Spital als Pflegedienstleiterin arbeitete. Das war ihr mehr Berufung als Beruf. «Ich war nie verheiratet. Aber die Kinder, um die ich mich gekümmert habe, liebte ich wie meine eigenen», sagt die temperamentvolle Frau mit den weissen Haaren und dem eindringlichen Blick. Als Kinderschwester hat sie ihr Leben lang in Spitälern und Heimen gearbeitet. Aber auch in Privathäusern als Nanny. Zum Beispiel in Rom. Dabei habe sie nicht nur Schönes gesehen und erlebt. «Es gab früher viele uneheliche Kinder, die verstossen wurden oder im Elend lebten, verprügelt und schlecht behandelt wurden», sagt Ilse Vögeli. In den letzten Jahren ihrer Berufstätigkeit arbeitete sie in der Schwesternausbildung im Lindenhof Bern.
Traurig und doch heiter
Trotz oder gerade wegen der traurigen Lebensgeschichten, die Ilse Vögeli begegnet sind, sind ihre Geschichten heiter. Ob sie beschreibt, wie ein Kranker ins Spital gefahren wird oder wie sie schon als kleines Mädchen im Haushalt, in Feld und Stall mitarbeitete, bleibt sie realistisch, ohne zu idealisieren. Es war einfach so, wie es war. Vor siebzig Jahren sah ein Kinderleben anders aus als heute. Auch das Leben einer verheirateten Frau. Ilse Vögeli blieb ledig, hatte einen Beruf, sah etwas von der Welt. «E Nacht z Venedig» heisst ihr neuestes Buch. Zugleich ist es der Titel einer Geschichte, die erahnen lässt, wie innig Ilse Vögelis Beziehung zu Italien ist. «E Sunneuntergang so füürig u glüeijg, wi me ne nume z Italie cha erläbe. Venedig, di Stadt, wo d Dichter us der ganze Wäut aus die badendi Venus beschribe hi.»
Mit Liebe zum Dialekt
Aber die wahre Liebe der Schriftstellerin gehört dem Oberemmentaler Dialekt und ihrer Heimat. «Meine Geschichten sind ein Mittel dazu, Dinge zu erhalten, an die sich in ein paar Jahren niemand mehr erinnern wird», sagt sie. Ja, wer weiss in ein paar Jahren noch, dass es Menschen gibt wie das ehemalige Verdingkind Gödeli, der in einem «Gadeli» hauste, in dem bloss ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett standen? Lebensbilder wie diese beschreibt Ilse Vögeli gerne. Unsentimental erzählt sie von Menschen und deren Leben, Anni, Lisetti und wie sie alle heissen. Aus den Worten und dem urchigen Dialekt ist Ilse Vögelis Kenntnis von der damaligen Lebensart gut zu spüren. Dabei verzichtet sie auf Sentimentalität, ist jederzeit authentisch und auch ein Stück weit unangepasst. Das sei sie schon gewesen, als sie die Ausbildung in der Schwesternschule des Säuglingsheims Elfenau antrat. Der Schulleiter habe ihr gesagt, man sage «sitze» nid «hocke». »Ich bin aber meiner Sprache treu geblieben», sagt sie.
[i] Ilse Vögeli: «E Nacht z Venedig». 29 Franken, Weber-AG-Verlag Thun. Lesung: Freitag, 1. Februar, 20 Uhr. Bären Biglen.
Traurig und doch heiter
Trotz oder gerade wegen der traurigen Lebensgeschichten, die Ilse Vögeli begegnet sind, sind ihre Geschichten heiter. Ob sie beschreibt, wie ein Kranker ins Spital gefahren wird oder wie sie schon als kleines Mädchen im Haushalt, in Feld und Stall mitarbeitete, bleibt sie realistisch, ohne zu idealisieren. Es war einfach so, wie es war. Vor siebzig Jahren sah ein Kinderleben anders aus als heute. Auch das Leben einer verheirateten Frau. Ilse Vögeli blieb ledig, hatte einen Beruf, sah etwas von der Welt. «E Nacht z Venedig» heisst ihr neuestes Buch. Zugleich ist es der Titel einer Geschichte, die erahnen lässt, wie innig Ilse Vögelis Beziehung zu Italien ist. «E Sunneuntergang so füürig u glüeijg, wi me ne nume z Italie cha erläbe. Venedig, di Stadt, wo d Dichter us der ganze Wäut aus die badendi Venus beschribe hi.»
Mit Liebe zum Dialekt
Aber die wahre Liebe der Schriftstellerin gehört dem Oberemmentaler Dialekt und ihrer Heimat. «Meine Geschichten sind ein Mittel dazu, Dinge zu erhalten, an die sich in ein paar Jahren niemand mehr erinnern wird», sagt sie. Ja, wer weiss in ein paar Jahren noch, dass es Menschen gibt wie das ehemalige Verdingkind Gödeli, der in einem «Gadeli» hauste, in dem bloss ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett standen? Lebensbilder wie diese beschreibt Ilse Vögeli gerne. Unsentimental erzählt sie von Menschen und deren Leben, Anni, Lisetti und wie sie alle heissen. Aus den Worten und dem urchigen Dialekt ist Ilse Vögelis Kenntnis von der damaligen Lebensart gut zu spüren. Dabei verzichtet sie auf Sentimentalität, ist jederzeit authentisch und auch ein Stück weit unangepasst. Das sei sie schon gewesen, als sie die Ausbildung in der Schwesternschule des Säuglingsheims Elfenau antrat. Der Schulleiter habe ihr gesagt, man sage «sitze» nid «hocke». »Ich bin aber meiner Sprache treu geblieben», sagt sie.
[i] Ilse Vögeli: «E Nacht z Venedig». 29 Franken, Weber-AG-Verlag Thun. Lesung: Freitag, 1. Februar, 20 Uhr. Bären Biglen.