Grosshöchstetten - Nur ein kleines Malheur trübt die Bilanz

Vor einem Jahr fusionierte die Gemeinde Grosshöchstetten mit Schlosswil.

Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ

Etwas sei dann doch noch schiefgegangen. So erzählt es Markus Geist. Er war FDP-Gemeindepräsident von Schlosswil und ist nun Mitglied im Gemeinderat von Grosshöchstetten – die beiden Dörfer sind seit einem Jahr fusioniert. Und gleich zu Beginn passierte das Malheur: Schlosswil sammelte Papier und Karton stets gemeinsam.

 

Als Grosshöchstetten diese Aufgabe übernahm, liessen die Gemeindemitarbeiter jedoch jedes Bündel Papier stehen, das Karton enthielt. «Wir sammeln Papier und Karton separat. Unsere Gemeindemitarbeiter sind da sehr korrekt», sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP).

 

Sie und Markus Geist lassen das erste gemeinsame Jahr Revue passieren. Für Schlosswil habe sich mehr geändert, sagt Geist. «Jedenfalls gefühlt. Denn die beiden Gemeinden arbeiteten schon seit Jahrzehnten eng zusammen.» Und überhaupt. «Welche Autonomie hatten wir denn noch?» In kleinen Gemeinden wie Schlosswil sei meist nur das Minimum möglich. «Wir hatten keinen Gestaltungsspielraum. Dieser ist erst wieder mit der Fusion gekommen.»

 

Neue Gemeinde, neuer Rat

Gleichzeitig mit der Fusion erhielt Grosshöchstetten einen neuen Gemeinderat – und mit Christine Hofer die erste Gemeindepräsidentin überhaupt. Ob ein neues Gesicht von Vorteil war, kann sie nicht sagen. «Auf jeden Fall war es gut, dass das Amt jemand übernommen hat, der beim ganzen Prozess der Fusion dabei war.» Schwieriger wäre es gewesen, wenn jemand von aussen gekommen wäre.

 

In der ersten Legislatur sitzen zudem neun anstatt sieben Gemeinderäte im Gremium. Die beiden zusätzlichen Sitze sind für die beiden Schlosswiler Markus Geist und Stefan Graf reserviert.

 

Der Wechsel vom Gemeindepräsidenten zum gewöhnlichen Gemeinderat betrachtet Geist nicht als Degradierung. Das Amt habe er in Schlosswil übernommen, weil die damalige Gemeindepräsidentin Doris Reber aus familiären Gründen zurückgetreten sei. «Jemand musste die Fusion weitertreiben, und dabei fiel die Wahl auf mich.» Die Aufgabe war auf zwei Jahre beschränkt, sonst wäre es beruflich nicht vereinbar gewesen.

 

Andere Erwartungen

Drei Gemeindeversammlungen führte der neue Gemeinderats bereits durch. «Es waren immer viele Schlosswiler da», erzählt Hofer. «Etwa dieselben, die auch schon in Schlosswil immer dabei waren», sagt Geist. Das unterscheide die Dörfer, sind sich die beiden einig. Denn viele Grosshöchstetter kämen nur an die Gemeindeversammlung, wenn ein für sie wichtiges Thema traktandiert sei.

 

Das habe auch mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen zu tun, sagt Geist. In grösseren Gemeinden sei für fast jede Aufgabe jemand angestellt. «Die Einwohner erwarten, dass sich die Gemeinde um alles kümmert.» In kleineren Dörfern übernehme die Gemeinde weniger Aufgaben. Die Bewohner seien dafür umso engagierter und kümmerten sich um vieles selbst.

 

Ausserdem würden kleine Gemeinden oft mit grösseren Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Dementsprechend wenig Einfluss hätten sie. Für Schlosswil hat sich das nun geändert: Mit der Ortsplanungsrevision, der Liegenschafts- und Schulraumplanung und der Sanierung der Badi stehen in Grosshöchstetten wichtige und grosse Geschäfte an.

 

Die Schlosswiler müssen Papier und Karton jetzt zwar trennen. Doch dafür, und das sei noch viel besser, sagt Markus Geist, hätten sie nun einen Entsorgungshof.


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Erstellt: 22.12.2018
Geändert: 22.12.2018
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