Grosshöchstetten - Neuer Coop und 68 Wohnungen auf dem Gerber Areal

Die Bauarbeiten auf dem Gerber-Areal in Grosshöchstetten haben begonnen. Entstehen werden 68 Wohnungen sowie Verkaufs-, Büro- und Gewerberäume. Als grösster Mieter wird Coop einziehen.

Silvia Ben el Warda-Wullschläger / Wochen-Zeitung
Die Grösse des Gerber-Areals ist von der Hauptstrasse Richtung Zäziwil aus nur schwer ersichtlich. Doch unterhalb des alten Fabrikgebäudes bestehen zahlreiche Anbauten, die im Laufe der 175-jährigen Geschichte der Grossmetzgerei entstanden sind. Insgesamt misst das Gelände 17’000 Quadratmeter. «Ein Grossteil der Anbauten muss weichen, doch das charakteristische Fabrik- und Ladengebäude bleibt bestehen. Die ursprüngliche Gebäudehülle wird damit wieder hervorgeholt», sagt Pierre Schenk, Projektleiter bei der Priora Generalunternehmung AG. Diese realisiert das Projekt im Auftrag der Swisscanto Anlagestiftung.

Coop mit «Bau+Hobby»

Im südlichen Teil des Geländes werden sechs Mehrfamilienhäuser mit total 68 Mietwohnungen gebaut. Es sind 64 Autoeinstellplätze für die Wohnungen und rund 110 Parkplätze, teilweise gedeckt, für den gewerblichen Bereich vorgesehen. Oberhalb davon, entlang der Hauptstrasse, entstehen Verkaufs- und Gewerberäume mit einer Fläche von insgesamt rund 12’000 Quadratmetern.

Als grösste Mieterin wird im Erd-geschoss Coop einziehen. Die Grösse des Lebensmittelladens könne mit dem bestehenden Geschäft verglichen werden, sagt Pressesprecher Matthias Kuratli. Dazu komme jedoch zu-sätzlich eine «Bau+Hobby»-Filiale. Ein solches Angebot stelle in dieser Region ein Bedürfnis dar. Die Eröffnung plant Coop auf Sommer 2013.

Auf dem Areal sind schon heute zahlreiche Gewerbebetriebe eingemietet. Ihnen würden neue Räume angeboten, sagt Pierre Schenk. So werde zum Beispiel die Post ihr Verteilzentrum auch weiterhin dort betreiben. Aber auch neue Mieter seien willkommen. Insgesamt dürfe damit gerechnet werden, dass mit der Überbauung zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen würden. Das Bürogebäude werde saniert und könne weiterhin von den bisherigen Mietern genutzt werden. Bis die ganze Überbauung fertig erstellt sein wird, dauert es
voraussichtlich bis im Herbst 2013.

Zwei Zufahrten zur Überbauung

Die Erschliessung der Überbauung erfolgt auf zwei Wegen. «Die Gewerberäume inklusive Coop sind direkt im Einbahnverkehr ab der Hauptstrasse zu erreichen. Parkplätze werden sowohl vor dem Laden als auch in einer Einstellhalle geschaffen», erklärt der Projektleiter. «Wegfahren können die Kunden via Gerbergasse und Mirchelstrasse.» Von dort aus erfolgt auch die Zufahrt zu den
Wohnungen. «Die gesamte Erschliessung lässt sich mit den bestehenden Strassen lösen. Wir rechnen auch nicht mit einem grossen Mehrverkehr», sagt Pierre Schenk.

Totaler Abriss war kein Thema

Zufrieden mit dem Projekt zeigt sich Markus Gerber, der das Familienunternehmen 1985 in fünfter Generation übernahm. Insbesondere dass die Hauptgebäude erhalten bleiben, sei der Familie wichtig gewesen. «Ein kompletter Abriss wäre für uns nicht in Frage gekommen», betont er. Mit diesem Projekt werde der Dorfkern aufgewertet. Eine zukunftsgerichtete Lösung für das Dorf zu finden sei ihr zentrales Anliegen gewesen. Die Firma Gerber und die Gemeinde Grosshöchstetten sind seit jeher eng miteinander verbunden. So entstanden zum Beispiel das Hallenbad und die Überbauung Talacker auf Initiative der Familie Gerber.

Der Verkaufsladen der Metzgerei wird auf Ende 2011 geschlossen.
«Es wäre unmöglich, das Geschäft neben dem Baubetrieb weiterhin offen zu halten», sagt Markus Gerber. Einige der Mitarbeiter würden vor der Pensionierung stehen, mit anderen führe Coop Anstellungsgespräche. «Wir gehen davon aus, dass die meisten Angestellten übernommen werden.»

Eine Firma mit Tradition

Was Mitte des 19. Jahrhunderts als Einmann-Betrieb begonnen hat, entwickelte sich über viele Jahre zu einer Grossmetzgerei. In der Blütezeit des Unternehmens in den 60er Jahren standen über 300 Mitarbeiter bei Gerbers unter Vertrag. Das Unternehmen war Lieferant der ersten Stunde eines Grossverteilers. 1987 wurde die Schlachtstrasse dem neusten technischen Stand angepasst und der Verkaufsladen ausgebaut.

Neubau nicht wirtschaftlich

Nachdem die Grossverteiler begonnen hatten, eigene grosse Fleischfabriken aufzubauen, schlug dies bei der Gerber AG massiv auf den Umsatz. 1999 fiel der Entscheid, den Schlachtbetrieb auszulagern. Der zunehmende Preisdruck sowie die stetig gestiegenen Anforderungen der Grossabnehmer (EU-Normen) in den letzten Jahren hätten jedoch einen grossen Um- oder Neubau erforderlich gemacht. «Das wäre im Dorfzentrum weder wirtschaftlich noch finanziell sinnvoll gewesen», schrieb Markus Gerber Ende 2010 im Gemeindeblatt. Die Familie beschloss, das Areal umzunutzen. Die Gerber Fleisch AG wird erlöschen, sobald die Bautätigkeiten beendet sein werden. Die Gerber Immobilien AG bleibt weiterhin bestehen.

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Erstellt: 10.11.2011
Geändert: 10.11.2011
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