Grosshöchstetten - Milchpackungen nicht mehr im Abfallsack

Die Gemeinde Grosshöchstetten ist schweizweit Pionierin: Sie sammelt seit kurzem Getränkekartons, damit diese zu Kartonfaser und Brennstoff recycelt werden können.

Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ

Seit ein paar Tagen türmen sich im Entsorgungshof ARA in Grosshöchstetten nicht nur Papier, PET-Flaschen und Dosen, sondern auch Getränkekartons. Im Rest der Schweiz wandern diese Verpackungen von Milch, Rahm, Fruchtsaft und Eistee in den Haushaltabfall. Grosshöchstetten ist die einzige Gemeinde, in der Getränkekartons gesammelt werden (siehe Kasten). Im Dorf machen Plakate auf die neue Möglichkeit aufmerksam.


Auf Initiative von Heinz Ruchti, Leiter Bau und Betriebe, und Gemeinderat Martin Steiner (EVP) ergaben sich die Kontakte mit dem Verein Getränkekarton-Recycling für diesen Pilotversuch. Martin Steiner ist begeistert: «Das Wiederverwerten von Getränkekartons kommt der Umwelt und unseren Einwohnerinnen und Einwohnern zugute.» Bei der Thurpapier Model AG in Weinfelden werden die Kartons in Wasser aufgeweicht und tüchtig gerührt. Dann trennt man die Kartonfasern von Alu und Polyethylenfolie. Die hochwertige Kartonfaser wird zur Herstellung von Wellkartonprodukten verwendet. Die Alu-Kunststoff-Mischung – sogenannter Reject – dient als Brennstoff, beispielsweise in der Betonindustrie.

Gratis abgeben

Mit dem Recycling können wertvolle Ressourcen geschont werden, in diesem Fall Holz. Zudem wird der CO2-Ausstoss vermindert, wenn die Kartons nicht in der Kehrichtverbrennung landen. Besonders positiv für die Verbraucher: Wer Getränkekartons zurückbringt, spart Abfallgebühren, denn die Bevölkerung von Grosshöchstetten kann die Kartons gratis abgeben. Der Gemeinde entstehen geringe Mehrkosten, die aus der Grundgebühr gedeckt werden. «Wir betrachten diese Gratisdienstleistung als Service public», sagt Steiner.

Kein Gestank

Die Befürchtung, dass die Getränkekartons stinken, wenn man sie aufbewahrt, räumt Gemeinderat Steiner aus. Natürlich könnten sie nicht wochenlang zu Hause gestapelt werden. Aber ausgespült, flach gedrückt und wenn vorhanden mit dem Deckel verschlossen, sei das Lagern geruchlos möglich. Martin Steiner freut sich, dass das neue Angebot bereits sehr rege genutzt wird. Mindestens zwei Jahre soll der Versuch dauern. Steiner hofft, dass diesem neuen Recycling bald ein ähnlicher Erfolg beschieden sein wird wie demjenigen von Glas, PET oder Papier.

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Erstellt: 07.12.2011
Geändert: 07.12.2011
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