Grosshöchstetten - «Märithüsli» eröffnet Filiale

Vor dem Bauernhaus von Christian Bürki in Grosshöchstetten entsteht eine Verkaufszone für Agrarprodukte. Als erster will sich dort Urs Guggisberg niederlassen, der Betreiber des umstrittenen Münsinger «Märithüsli».

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Die Gemeinde Grosshöchstetten will es Landwirten ermöglichen, einen Verkaufsstand zu betreiben. Auf dem Grundstück der Bauernfamilie Bürki beim Dorfeingang, wird deshalb eine «Agrarprodukteverkaufszone» geschaffen. «In dieser neuen Zone darf ein Gebäude aufgestellt werden wo Landwirte ihre Produkte verkaufen können», erklärt Bauverwalter Peter Tanner. Bis jetzt habe zeitweise ein Partyzelt als Verkaufsstand für Kürbisse und Gemüse gedient. «Der Verkauf läuft gut, das Bedürftnis ist offensichtlich vorhanden, dem wollen wir nun Rechnung tragen», so Tanner weiter.

Keine Einsprachen

Einsprachen gegen das Vorhaben sind keine eingereicht worden. Deshalb gibt die Gemeinde im Anzeiger nur noch den Vollzug bekannt: Die neue Zone sollen ausschliesslich landwirtschaftliche Produkte verarbeitet, gelagert und verkauft werden. Auf der Parzelle darf ein einstöckiges Gebäude von höchstens 120 Quadratmetern Flache erstellt werden. Im vorliegenden Fall wird es in die Hofstatt des Landwirtschaftsbetriebs von Christian Bürki zu stehen kommen. Dieser wird das Verkaufsgebäude an Urs Guggisberg aus Tägertschi verpachten, der dort bereits längere Zeit Kürbisse, und Salat verkauft.

Neue Zukunftsperspektive

«Wir freuen uns, eine Lösung gefunden haben», sagt Doris Guggisberg. Guggisbergs führen seit elf Jahren das «Märithüsli» an der Tägertschistrasse in Münsingen. Weil es nicht zonenkonform ist, muss es bis spätestens Ende November 2010 weggeräumt werden (wir berichteten). Eine Standortsuche in Münsingen hat nichts Passendes ergeben. Nach ersten, viel versprechenden Verkäufen in Grosshöchstetten sind sich die beiden Bauernfamilien vorerst mündlich über eine Pacht einig geworden.

«Schriftlich liegt noch nichts vor, aber wir haben nun doch eine neue Zukunftsperspektive», erklärt Urs Guggisberg. Dass die Münsinger Kundschaft in Grosshöchstetten einkauft, glaubt er allerdings nicht. Deshalb halte er weiterhin die Augen offen, um auch in Münsingen einen Standort zu finden.

Keine isolierten Zonen

Warum ist es nicht möglich, in Münsingen eine Sonderzone für das «Märithüsli» zu errichten? Arthur Stierli, Vorsteher Abteilung. Orts- und Regionalplanung beim Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) erklärt was in Münsingen anders ist: «In Grosshöchstetten grenzt die Agrarprodukteverkaufszone direkt an eine Gewerbe- und Bauzone.» Dagegen sei die Parzelle in Münsingen, auf der das «Märithüsli» stehe weit ab von Gewerbe- und Bauzone. «Gemäss Raumplanungsgesetz ist es nicht möglich, mitten in der Landwirtschaftszone einen Verkaufsstand aufzustellen», so Stierli. Grundsätzlich seien Baugebiet und Nicht-Baugebiet zu trennen.

Das umstrittene «Märithüsli» befindet sich zudem im Landschaftsschutzgebiet. «Es steht auch kein Bauernhof in der Nähe», sagt Martin Niederberger, Bauverwalter von Münsingen.

Den Vorwurf, dass die Gemeinde das «Märithüsli» immerhin elf Jahre lang geduldet habe weist der Bauverwalter zurück. «Die Gemeinde hat nie eine Baubewilligung erteilt. Dieser Verkaufsstand ist illegal und das haben wir Urs Guggisberg auch mehrmals mitgeteilt», betont Niederberger.

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Erstellt: 18.01.2010
Geändert: 19.01.2010
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