Grosshöchstetten - Integration geht durch den Magen
Am Samstag öffnete das Märitpintli der Kulturkommission seine Türen. Gäste konnten sich mit kulinarischen Leckerbissen aus aller Welt verwöhnen lassen.
Stunden vor der Eröffnung sind die Vorbereitungen in vollem Gang. Mehrere Frauen und ein Mann verschiedenster Herkunft stehen am Herd, rühren in Töpfen und schieben Bleche in den Ofen. Eine der Frauen stellt sich als Susanne Berger vor, Mitglied der Kulturkommission Grosshöchstetten. Als sie ihr Amt vor einigen Jahren antrat, erklärt sie, reifte in ihr der Wunsch, etwas für die Integration von Ausländern zu tun. Zusammen mit Sabine Kägi, die im Dorf Deutschunterricht für Fremdsprachige gibt, initiierte sie das Projekt der «kulinarische Weltreise» im Märitpintli.
Grosse Begeisterung
«Die ganze Deutschklasse war sofort begeistert», erzählen die beiden Frauen. Erfolgreich startete das Projekt vor vier Jahren. So erfolgreich, dass es nun alle zwei Jahre eine neue «Weltreise» gibt. «Die Teilnehmer machen alles selber», erklären Berger und Kägi: «Von der Menuplanung übers Einkaufen bis zum Kochen. Sie unterstützen sich gegenseitig und verbessern nebenbei erst noch ihr Deutsch. So finden sie bereits bei den Vorbereitungen den Weg zueinander.»
Diesen Eindruck kann auch der einzige Mann im Bund, Bob Kerr, bestätigen. Der weitgereiste Amerikaner und bald auch Schweizer bringt es auf den Punkt: «Die einzige Sprache, die alle Kulturen verbindet, ist das Kochen.» Der Familienvater stellte dies auch bei der Arbeit mit Asylbewerbern fest. Vor allem aber ist er überzeugt: «Um sich hier zu integrieren ist es das Wichtigste, Deutsch zu lernen.»
Integration gelungen
Das Thema Integration liegt allen Befragten am Herzen. Susanne Berger freut sich, dass einige der Frauen diesbezüglich bereits viel erreicht hätten, ja sogar einen gewissen Bekanntheitsgrad im Dorf geniessen würden. Ihr Blick schweift zu einer lachenden Frau, die mit Kolleginnen die akurat gefalteten Sambusas herstellt. Diese pikant gefüllten Teigtaschen sind einer der Favoriten auf dem Menuplan.
Haneya Abdulahi heisst die Äthiopierin, von der die Rede ist. Sie, die mit ihrem Mann vor 16 Jahren als Asylsuchende in die Schweiz kam, kann sich noch gut an den ersten Tag erinnern. «Der Anfang war hart», gibt die 40-Jährige freimütig Auskunft. «Überall lag Schnee und es war bitterkalt.
Ausserdem konnte ich kein Wort Deutsch.» Inzwischen allerdings hat sich vieles verändert und die Schweiz ist zu ihrer zweiten Heimat geworden. Haneya, wie sie hier alle nennen, hat drei eigene Kinder und arbeitet Teilzeit in der Tagesschule. «Kinder sind nicht einfach, aber ich liebe sie über alles», schmunzelt sie. «Viele grüssen mich, wenn ich im Dorf unterwegs bin, und stellen mich manchmal ihren Eltern vor.» Dank ihrem fröhlichen Wesen findet Haneya nicht nur Zugang zu den Herzen der Kinder. Auch bei ihren Klassenkolleginnen ist sie sichtlich beliebt.
Eine knappe Stunde vor der Eröffnung. Die ersten Sambusas werden fritiert. Getunkt in eine der selbstgemachten Saucen sind sie wahrlich ein Gedicht. Die Besucherin stellt fest: Ihre kulinarische Weltreise hat sich schon deswegen gelohnt!