Grosshöchstetten - Grosse «Züglete» ins ehemalige Spital

Seit vergangenem Montag ist das ehemalige Spital in Grosshöchstetten um einige Bewohnerinnen und Bewohner reicher. Eingezogen sind zwei Wohngruppen mit Mehrfachbehinderten der Stiftung Aarhus aus Gümligen.

Jakob Hofstetter, Wochen-Zeitung

Noch steht nicht alles an seinem Plätzchen, noch muss einiges improvisiert werden, bis der Betrieb in den beiden Wohngruppen der Stiftung Aarhus wieder etwas gemächlicher laufen kann. «Das wird schon noch», ist Gruppenleiterin Margrit Hug zuversichtlich. Für die Einrichtung wolle man sich, wo möglich zusammen mit den Bewohnern, Zeit nehmen. Vorerst sei sie froh, dass sie mit den Betreuten und den vielen vielen Sachen gut in Grosshöchstetten angekommen seien. «Eine gemütliche Wohnatmosphäre wollen wir jetzt langsam werden lassen».

Eingezogen sind insgesamt 14 schwerst- und mehrfachbehinderte Frauen und Männer mit ihren Betreuerinnen und Betreuern. «Das ehemalige Spital ist für uns sehr ideal, schon der breiten Gänge und grosszügigen Zimmer wegen», sagt Aarhus-Direktor Andreas Jenzer. Und die Räume würden sich auch ohne grossen Aufwand wohnlich einrichten lassen, schwärmt er vom neuen Zuhause.

Kontakt mit der Bevölkerung

Dem Team sei es wichtig, dass die Betreuten in Grosshöchstetten auch wahrgenommen würden und sie wünschten sich, dass Begegnungen mit der Bevölkerung zustande kämen, gibt Jenzer seiner Hoffnung Ausdruck. Um diese Kontakte zu fördern, setzt sich auch der Frauenverein Grosshöchstetten ein. Zusammen mit Aarhus-Verantwortlichen führt er von Montag bis Freitag, von von 9 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr eine Cafeteria.

Dem Aarhus-Team gehört auch eine Aktivierungstherapeutin an. Sie bringt Abwechslung in den Alltag der Behinderten und könnte, wie Andreas Jenzer sagt, ihre Dienste auch externen Institutionen oder Einzelpersonen anbieten.

365 Tage Betreuung

Gründe, weshalb die Aarhus-Stiftung mit zwei Gruppen nach Grosshöchstetten gezogen ist, gibt es laut Andreas Jenzer mehrere. Einerseits könne jetzt das Aarhus in Gümligen als reines Schulheim betrieben werden, was sich für die Kinder positiv auswirke. Andererseits bestehe die Nachfrage für mehr Pflegeplätze, wo die Behinderten 365 Tage im Jahr betreut würden.

Und das könnten sie neu sowohl für Jugendliche aus dem Stiftungseigenen Schulheim Aarhus als auch für Behinderte aus anderen Institutionen anbieten. Im Schulungsheim werden 52 Jugendliche betreut. Viele von ihnen leben dann, wenn sie erwachsen werden, in einer der sechs zur Stiftung gehörenden Wohn-, Betreuungs- und Beschäftigungsgruppen in Wichtrach, Muri, Zollikofen, und neu eben in Grosshöchstetten. Dort soll bis in zwei oder drei Jahren von zwei- auf vier Gruppen mit insgesamt 30 Betreuten erweitert werden. Ein grosses Eröffnungsfest der Wohngruppen ist für nächsten Sommer geplant.

Bald sind drei Etagen belegt

Die Aarhus-Stiftung belegt zurzeit den südlichen Teil der beiden unteren Stockwerke im Bettenhaus. Später, wenn weitere Gruppen einziehen, werden diese die ganze ehemalige Station 1 und 2 bewohnen. Das Zentrum für chinesische Medizin An Mo, bei der auch der Schulmediziner Hans C. Peyer aus Grosshöchstetten teilzeitlich Patienten behandelt, hat sich in Station 4 eingehaust. Zurzeit benötigt An Mo zwei Drittel des Stockwerkes, ab nächstem Jahr werde es die ganze Etage sein, informiert Fritz Hubacher, Direktionspräsident des Spitalverbandes.

Im obersten Geschoss entsteht ab zirka Mitte September vorübergehend wieder ein Spital. Die Privatklinik Permanence aus Bern hat Umbaupläne und pflegt ihre Patientinnen und Patienten während rund eines halben Jahres in Grosshöchstetten. Operiert wird im Behandlungstrakt, dem älteren Gebäudeteil des Spitals.

Neben Physiotherapie und Therapiebad hat sich auch eine Arztpraxis im Spital angesiedelt. Beatrice Galliker hat ihre Praxis für innere Medizin von Worb nach Grosshöchstetten, ins Spital-Personalhaus verlegt. Mit der Spitalschliessung wurde infolge mangelnder ärztlicher Betreuung auch die Herztherapiegruppe stillgelegt. «Die ärztliche Leitung haben wir durch Frau Galliker nun wieder gewährleistet und die Herzgruppe wird wieder aktiv», informiert Fritz Hubacher.

Gute Voraussetzungen

Ungenutzt sind ab Frühjahr 2002 also wieder die 4. Etage und Teile des Behandlungstrakts. Über mögliche Mieter gebe es noch nichts zu berichten, so Hubacher. Jedoch sei das Interesse am ehemaligen Spital grösser geworden, seit viel Leben eingekehrt sei, hat er die Erfahrung gemacht.

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Erstellt: 09.08.2001
Geändert: 09.08.2001
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