Grosshöchstetten - Emotionale Debatte um Tempo 30
In den Quartieren wird flächendeckend Tempo 30 eingeführt. Die Mehrheit des Volkes ist überzeugt, damit die Sicherheit zu erhöhen. Die Minderheit befürchtet das Gegenteil.
Viele kennen Grosshöchstetten nur vom Durchfahren. Sie sind von Bern ins Emmental unterwegs oder zweigen hier in Richtung Thun ab. Auf diesen beiden Hauptachsen bleibt die Höchstgeschwindigkeit bei 50 Stundenkilometern. Auf allen anderen Strassen im Dorf gilt in Zukunft aber Tempo 30. Das hat die Gemeindeversammlung mit 79 zu 56 Stimmen beschlossen.
Das flächendeckende Tempo 30 werde die Verkehrssicherheit erhöhen, argumentieren der Gemeinderat und die Mehrheit der Bürger. Weniger Tempo bedeute kürzere Bremswege. Der Verkehrsfluss werde verbessert, der Lärm verringert und die Wohnqualität erhöht. Und: Wenn auf allen Gemeindestrassen ein einheitliches Regime herrsche, bringe das Klarheit und minimiere Verunsicherungen, erklärt Gemeinderat Markus Weber (SVP).
«Sicherer» – oder nicht?
Weber ist ehrlich: «Als ich im Gemeinderat angefangen habe, war ich kein Freund dieses Projekts. Je länger ich daran arbeitete, desto mehr sah ich aber den Sinn.» Heute ist er überzeugt, dass 30er-Zonen sinnvoll sind, «vor allem auch für die Sicherheit unserer Kinder».
Nein, mit Tempo 30 würden die Strassen nicht sicherer, sondern unsicherer, argumentieren die Gegner. Warum? Eine Bürgerin erklärt es an der Gemeindeversammlung so: «Gerade für Kinder, Invalide und ältere Menschen ist es wichtig, dass sie die Strasse auf einem Fussgängerstreifen überqueren können.» In den 30er-Zonen gibt es grundsätzlich aber keine Zebrastreifen mehr – einzig beim Kindergarten Stegmatt bleibt einer bestehen. Auch andere Bürger sind besorgt. Doch dann erklärt der Verkehrsplaner, wie viele Fussgängerstreifen tatsächlich verschwinden. Es sind dies genau vier.
Alle Zebrastreifen auf den Hauptstrassen bleiben bestehen, da dort weiterhin Tempo 50 gilt.
Zu teuer – oder nicht?
Ein weiteres oft gehörtes Argument gegen Tempo 30 ist das Geld. 240 000 Franken kosten die Massnahmen. «Das ist eine Luxuslösung», finden die Gegner. Die Befürworter halten dagegen: Wenn dank der 30er-Zonen auch nur ein Menschenleben gerettet werden könne, sei dies das Geld alleweil wert.