Grosshöchstetten - Die 23-Millionen-Franken-Strategie

Neu bauen, umbauen, rückbauen, sanieren: Der Gemeinderat plant im Liegenschaftsbereich den ganz grossen Wurf. Und er scheut sich nicht, zu sagen, was das alles kostet.

Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ

Variante VZ5A heisst das Papier, welches Grosshöchstettens Ortsbild dereinst umpflügen könnte. So sperrig der Name, so konkret der Inhalt. Turnhallen, Schulhäuser, Gemeindehäuser, Badi: Das gesamte Liegenschaftsportfolio der Gemeinde soll einer Totalrevision unterzogen werden (siehe Tabelle). Ein teures Unterfangen: Knapp 23 Millionen Franken stehen zur Diskussion.

«Wir sind uns bewusst, dass das ein sehr ambitioniertes Projekt ist», sagt Magnus Furrer (Freie Wähler), Gemeinderat und Leiter des Ressorts Bau und Liegenschaften. Ambitioniert ist der Plan nicht nur mit Blick auf die Finanzen, sondern auch bezüglich der zeitlichen Umsetzung. So soll die Dreifachturnhalle, das 10 Millionen Franken teure Herzstück des Projekts, bereits Ende 2021 fertiggestellt sein. Auch die Sanierung des Sekundarschulhauses und der Rückbau der Badi wären dann schon passé. In Zahlen würde das heissen: 14,1 Millionen sind Ende 2021 verbaut. Nur: Wer soll das alles bezahlen?

Die Steueroase der Region

Grosshöchstetten ist heute mit einem Steuersatz von 1.42 ein Steuerparadies in der Region. Münsingen (1.58), Worb (1.60) und Konolfingen (1.79) sind allesamt deutlich höher unterwegs; von den Gemeinden Richtung Emmental ganz zu schweigen. Sollten die Pläne des Gemeinderats Zuspruch finden, wird sich das schlagartig ändern. Es drohen Steuererhöhungen von mehr als drei Steuerzehnteln. Selbst wenn die Zinsen niedrig blieben, wären es rund zwei Steuerzehntel. Zinsen? Ja: Die Gemeinde müsste viel Fremdkapital aufnehmen, um die Projekte zu finanzieren. Die Nettoverschuldung würde von heute 0 auf 4000 Franken pro Einwohner ansteigen.

Die Rückzahlung dieser Schulden würde mit höheren Steuern erfolgen. Den Steuersatz auf einen «Chlapf» anheben will der Gemeinderat aber nicht. «Die Erhöhung würde schrittweise erfolgen», sagt Gemeinderatspräsident Martin Steiner (EVP). Ein erster Anstieg wäre auf 2019 geplant. Ende 2014 lehnte Grosshöchstettens Bevölkerung eine Steuererhöhung von einem Steuerzehntel noch ab. «Es wurde damals bemängelt, dass noch keine klare Liegenschaftsstrategie vorlag», so Steiner.

Was sagt die Bevölkerung?

Diese Strategie liegt nun auf dem Tisch. Furrer hält den Ball flach: «Wir sind erst auf Konzeptstufe.» Auch eine billigere Variante von 20 Millionen Franken stehe zur Debatte, so Furrer. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten betrifft aber nur Bauentscheide ab 2024. Die Richtung jedenfalls ist klar. Jetzt gilt es das Echo aus der Bevölkerung abzuwarten.


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 11.06.2016
Geändert: 11.06.2016
Klicks heute:
Klicks total: