Grosses Interesse an Umfrage: Konolfingen fühlt Bevölkerung auf den Zahn
Warum wohnen Sie in Konolfingen? Und wie gefällt es Ihnen hier? Diese und weitere Fragen beschäftigen den Konolfinger Gemeinderat Simon Buri (GLP) derzeit intensiv, allerdings nicht in seiner politischen Funktion. Der Betriebswirtschaftsstudent untersucht in seiner Bachelor-Arbeit und im Auftrag der Gemeinde die Attraktivität Konolfingens als Wohnort. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
„Es war mir sofort bewusst, dass ich eine spezielle Rolle haben würde“, erinnert sich Simon Buri an den Moment letzten Sommer, in dem er die Idee für seine Abschlussarbeit an der Berner Fachhochschule hatte. „Ich wollte ein Thema, das mich wirklich ‚gluschtet’, aber auch etwas bringt“, sagt er, der nach bereits hundert Stunden Arbeit immer noch voll motiviert ist. Sein Professor für Public Management erwähnte dann, dass für Gemeinden Standortevaluationen in Frage kämen. „Da ist bei mir das ‚Zwänzgi’ gefallen“, so Buri.
Grosser Nutzen zum kleinen Preis
Mit der Idee ging er zu Gemeindepräsident Heinz Suter (parteilos) und zur Geschäftsleiterin der Verwaltung, Alexandra Grossenbacher. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von Studierenden und ich mache gerne bei diesen Umfragen mit“, sagt Grossenbacher. Studien wie die von Buri seien für Gemeinden sehr teuer. „Für uns hat die Arbeit einen grossen Nutzen, daher habe ich das gerne unterstützt“, sagt sie.
Buri wird für seine Arbeit nicht bezahlt, da diese Teil seines Studiums ist. Die Gemeinde bezahlt lediglich alle anfallenden Material- und Versandkosten. „Die Kosten belaufen sich für uns auf rund 1'400 Franken plus die Wettbewerbspreise, welche unter den Studienteilnehmenden verlost werden“, sagt Grossenbacher. Bei einem bezahlten Auftrag würden die Kosten für so eine Studie locker im fünfstelligen Bereich liegen, ergänzt Buri.
Strikte Rollentrennung
„Mit meinem Professor habe ich die Idee geschärft, danach beschloss der Gemeinderat darüber und gab die Arbeit schliesslich in Auftrag“, sagt Buri, der dabei selber im Ausstand war. Das Mandat für die Studie wurde ihm als Student erteilt. „Wir haben eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet. Die Daten und Ergebnisse der Studie gehen nach Abschluss meiner Arbeit ins Eigentum der Gemeinde über“, sagt Buri. Schliesslich entscheide der Gemeinderat, ob und wenn ja, wie die Resultate publiziert würden.
Damit stellen Buri und die Gemeinde sicher, dass Buris Rollen als Gemeinderat und Student strikte getrennt werden. „Auch Sitzungen machen wir zweiteilig. Zuerst bin ich Studi, dann Gemeinderat“, sagt Buri, den die spezielle Situation auch etwas amüsiert. Er ziehe dann jeweils den ‚Studihut’ an, schmunzelt er.
Heimvorteil für Buri
Dass seine beiden Rollen getrennt werden, ist auch für das Resultat der Studie wichtig. „Für meine Studie muss ich einfach für Konolfingen als Wohngemeinde denken. Als Gemeinderat muss ich aber alles im Blick haben“, sagt er in Bezug auf mögliche Konsequenzen der Studie. Ein Teil seiner Arbeit werden Handlungsempfehlungen an die Gemeinde sein. „Es könnte später aber sein, dass ich als Gemeinderat eine andere Empfehlung mache, denn als Student in der Studie“, so Buri.
Dass er aber Gemeinderat und gebürtiger Konolfinger sei, führe sicher dazu, dass er seine Gemeinde besser verstehe und die gesammelten Daten besser miteinander verknüpfen und interpretieren könne. „Das ist auch mein Anspruch“, sagt er.
"Erwartungen übertroffen"
Über 600 Personen haben sich an der Studie beteiligt, die während den beiden letzten Februarwochen durchgeführt wurde. „Damit wurden unsere Erwartungen übertroffen und die Studie ist damit repräsentativ“, sagt Grossenbacher. Via Online- und zugeschicktem Papierfragebogen sind Neuzugezogene, Weggezogene und langjährige Einwohnende befragt worden. Unter den Antworten seien nun auch alle Altersgruppen und Quartiere vertreten. „Das isch hönne fägig“, freut sich Buri über die rege Teilnahme. Mit rund dreissig erfragten Faktoren ergebe das einen rechten Datensatz.
Dass soviele mitgemacht hätten, habe sicher daran gelegen, dass viele Buri kennen, dass er jung ist und dass die Studie auch für die Leute selber spannend gewesen sei. „Jeder hat was zu diesem Thema zu sagen“, sagt Grossenbacher. Zudem seien die Leute auch dankbar gewesen, ihre Meinung äussern zu dürfen. Und: „Es ist schön, wie sich manche Leute sogar Mühe gegeben haben, in den Kommentaren Lob an die Verwaltung anzubringen“, freut sich Buri und Grossenbacher pflichtet ihm bei.
Grundlagenarbeit für den Gemeindealltag
Für die Gemeinde sei die Studie Grundlagenarbeit. „Der Gemeinderat kann die Auswertung gut nutzen“, sagt Grossenbacher. Buri will herausfinden, was Konolfingen ausmacht und wieso die Leute hier leben. „Ich habe gemerkt: Den Durchschnittskonolfinger oder die Durchschnittskonolfingerin gibt es nicht, aber es gibt verschiedene Bevölkerungsgruppen“, sagt er. Spannend für ihn ist nun, welcher Gruppe was am Wichtigsten sei und wo Potenzial für die Weiterentwicklung bestehe. „Das ist für die tägliche Arbeit auf der Gemeinde interessant“, sagt er.
Bis es soweit ist, müssen die Fragebögen aber erst mal ausgewertet sein. „Die Abgabe der Arbeit ist im Mai. Der Druck steigt“, sagt Buri, den das sichtlich anspornt. Er sei derzeit dabei, die Resultate der 180 eingegangenen Papier-Fragebögen in seine Excel-Tabelle ‚iiztöggele’. Er freue sich bereits darauf, die letztlich über 600 Zeilen umfassende Tabelle zu filtern und auszuwerten. Danach dürfte es noch eine Weile dauern, bis die Resultate bekannt werden. Dass sie das sollen, ist für Grossenbacher bereits klar: „Man sollte etwas machen, denn es interessiert die Leute.“