Aus für Rad und Sattu: "Vom Reparieren alleine kann ich nicht leben"

Frédéric Probst gibt seine Werkstatt Rad und Sattu in Grosshöchstetten auf. Lange versuchte er das Geschäft am Leben zu erhalten, bis es einfach nicht mehr ging. Der Trend zum E-Bike und der Online-Handel brachen ihm das Genick.

Adrian Kammer, adrian.kammer@bern-ost.ch

Am 10. Januar 2015 feierte Frédéric Probst die Eröffnung seiner Wärchstatt Rad & Sattu. Knappe fünf Jahre später folgt die Ernüchterung. Der Entschluss steht fest. Probst löst seinen Einmann-Betrieb schweren Herzens auf. "Es ist extrem schade. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich es versucht habe", sagt er. Das Zweiradgeschäft in Grosshöchstetten lief immer schlechter, bis er einen Schlussstrich machen musste. "Besonders die Winter sind schwierig. Meine Arbeit bestand immer mehr nur noch aus Reparaturen. Doch damit komme ich nicht über die Runde", meint Probst.

 

Damals, als er den Laden von Ernst Hasler übernahm, habe er die Entwicklung noch nicht kommen sehen. Der Online-Handel und Grossverteiler hätten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, nachdem das Geschäft eigentlich gut angelaufen sei, sagt der 50-Jährige. Er erklärt: "Heute ist eine breite Auswahl an Produkten gefragt, die ich in meinem kleinen Laden nicht anbieten kann."

 

Er habe auch Fehler gemacht, räumt gelernte Polymechaniker ein. So versuchte er von Anfang an ein mehrere Marktbereiche zu bedienen. Er bot alles an vom Fahrrad über Töffli und Roller bis zum Quad. Dann begannen Landmaschinengeschäfte Quads anzubieten und wurden so zur Konkurrenz. Roller und Velos verkaufte Probst immer weniger, weil dafür immer mehr E-Bikes gefragt seien. "E-Bikes sind schon im Ankauf so teuer, dass ich mir gar kein für die Kunden befriedigendes Angebot leisten kann", sagt er.

 

Beginn des Teufelskreises

Als das Geschäft immer schlechter wurde, musste Probst anderweitig Geld beschaffen, um sich nicht zu verschulden. Anfang 2019 trat er einen 50-Prozent-Job als Chauffeur bei einer Autoteilhandelsfirma an. Damit begann der Teufelskreis. Aufgrund seiner neuen Tätigkeit hatte Probst weniger Zeit für seinen eigenen Laden, was wiederum dazu führte, dass das Geschäft noch schlechter lief. Ab September 2019 wechselte er ebenfalls für zu 50 Prozent zu einem Grossisten in Thun, wo er schon für seinen Laden Fahrräder bezog.

 

Irgendwann wurde die Situation für Frédéric Probst zuviel. Die Rechnungen häuften sich, der Stress nahm zu und begann sich auf sein Privatleben auszuwirken. Da merkte Probst, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Nachdem er bei seinem Arbeitgeber in Thun abklärte, ob eine Erhöhung des Pensums möglich sei, entschied er sich, das eigene Geschäft aufzulösen.

 

Traurig und erleichtert

Auch wenn Probst traurig ist, dass es nicht geklappt hat mit Rad & Sattu, fiel ihm mit der Entscheidung ein schwerer Stein vom Herzen. Noch ist es nicht ausgestanden. Etwas Sorgen bereitet ihm das ganze Material in Laden und Werkstatt, welches er noch loswerden will. Im März und April soll es zudem einen grossen Ausverkauf geben.


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Erstellt: 29.02.2020
Geändert: 29.02.2020
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